Das Z7 hat ein langes intensives Wochenende hinter sich, wie ich von verschiedenen Seiten zu hören gekriegt habe. Ich selbst habe mir den Sonntag rausgepickt der ganz im Zeichen von symphonischem progressivem angehauchtem Metal stand, teilweise mit orientalischem Anstrich. Aber auch einige der Bands loben die Ausdauer der Konzertgänger, die an mehr als einem Abend im besten Musiktempel der Schweiz standen. Denn die Party der Vorgängerabende muss sich bis zu ihnen durchgesprochen haben. So standen heute wieder vier hochkarätige Bands auf dem Band, drei von ihnen sah ich heute zum ersten Mal live. Zudem war auch gleich Tourauftakt und das Z7 kommt zu dieser Ehre Gastgeber zu sein. Für einen Sonntag finden sich auch ordentlich Zuschauer ein, wenn man bedenkt, dass der Montag bereits für der Tür steht. Es ist zwar nicht ganz ausverkauft, aber doch schön gefüllt und dies bereits zu Konzertanfang. Obwohl dieser leider schon rund eine Viertelstunde früher stattfindet als angekündigt. Das finde ich zwar schade, denn so hätten es wohl doch noch ein paar wenige mehr zum Showstart von League Of Distortion geschafft. Auch wenn, wie sich später herausstellt der Headliner sogar mit leichter Verspätung loslegt.

So starten wir also etwas früher mit League Of Distortion. Die Band von Anna Brunner (Exit Eden) und Jim Müller (Kissin’ Dynamite) ist noch relativ jung und haben ihr Debüt erst gerade vor knapp vier Monaten auf den Markt gebracht. Jim Müller ist zwar heute Abend nicht zugegen, er spielte am Vorabend und ist gerade mit Kissin’ Dynamite auf Tour und dadurch nicht abkömmlich. Aber im Fall von League Of Distortion muss man die Feste feiern, wenn sie fallen, in diesem Sinne die Konzerte spielen, wenn sie angeboten werden. Statt Jim spielt nun einfach Oliver Sattler mit. Der moderne Metal ist auch eine ganz andere Stilrichtung als die angesprochenen Bands der zwei erwähnten Mitglieder, spricht aber doch schon eine ordentliche Fanschar an. Gut hat Anna aber im Verlauf der sechs Songs, die sie spielen durften, noch gemerkt, dass man in der Schweiz durchaus mit der deutschen Sprache mit dem Publikum kommunizieren kann. Ich finde es nämlich echt schade, wenn deutschen Sprache mächtige Personen sich nicht dieser bedienen, aber da hat Anna die Kurve noch gefunden. Es ist, wie ich glaube, der erste Auftritt der Band in der Schweiz, ihre Tour mit Caliban, die sie in die Schweiz geführt hätte, wurde im letzten Jahr abgesagt. Ansonsten eine grundsolide Show einer sympathischen Band die, danach über den ganzen Abend immer am Merchstand anzutreffen war und sich den neu hinzugewonnen Fans widmete.

Nach kurzer Umbaupause, man teilte sich das Schlagzeug untereinander, was die Zeiten doch recht kurzhalten liess, folgte Eleine. Die Schweden stürmten die Bühne mit ihrem recht harten Metal, der Einflüsse aus Death und auch Thrash Metal beinhaltet. Dreh- und Angelpunkt war dabei aber klar Frontfrau Madeleine Liljestam, zudem einen orientalischen Farbtupfer auf die Bühne brachte. Das doch recht offenherzige Outfit passte so aber irgendwie auch nicht zur Musik, war hübsch anzusehen aber suggestiert eher etwas anderes. Auch Eleine durften sich über sechs Songs austoben. Auch öfter am Mikro zu finden war Gitarrist Rikard Ekberg, der schon einmal die Growls auspacken durfte. Meiner Meinung nach passt Rikards Stimme auch besser zur Stilrichtung der Band. Madeleine hat zwar eine durchaus angenehme Stimme, überzeugt mich jedoch nicht vollends. Dass die Band schon einiges an Konzerterfahrung hat, merkte man an, denn was da auf der Bühne geschah, zeigte eine eingespielte Truppe, da waren auch mal Prügelparts drin, bei welchen die Instrumente richtig gehend durch geschreddert wurden. Was ich aber schade fand, waren diese ausgedehnten Plauderstunden von der Bühne, da hätte man sich definitiv besser präsentieren können, indem man die Zeit für mindestens einen Song mehr hätte nutzen können.

Eine erneute Livepremiere bescherten mir Myrath, ich habe zwar die Live-DVD von Karthago in meinem Regal stehen, aber dies gilt natürlich nicht. Deshalb war ich sehr gespannt auf die Band, die ihre Wurzeln in Tunesien haben und sie enttäuschten mich in keinster Weise. Musikalisch absolut top und zudem sehr sympathisch agierend führte die Band durchs Programm. Nicht ganz so pompös wie auf der DVD ist die Bühnenshow ausgefallen, aber Myrath war ja auch nicht Headliner. Deshalb muss ich mir die Band unbedingt noch einmal geben, wenn sie irgendwann mit ihrer Headliner Show in die Schweiz kommen sollten. Dies wird hoffentlich spätestens im Herbst passieren. Im September soll das neue Album erscheinen und daraus gab es bereits erste Songs zu geniessen, was sich echt vielversprechend anhört. Spass hatte die Band jedoch vor den verhüllten Bühnenelementen von Kamelot aber trotzdem und der Zuspruch vom Publikum war ebenfalls mehr als gegeben. Was aber hier der Anfang fand und bei Kamelot die Fortsetzung fand, die Lautstärke kombiniert mit einem Mischer am Pult der sich irgendwie in den Reglern verlor, da gibt es echt noch Potential.

Dann der eigentliche Hauptgrund für den heutigen Abend, Kamelot. Aber erst war Warten angesagt. Der Bühnenaufbau zog sich ein wenig in die Länge, obwohl die Treppe, das Keyboard und das Schlagzeug bereits, während den Vorbands verhüllt auf der Bühne stand. Deshalb erschliesst es sich mir nicht, wieso einerseits League of Distortion früher als angesagt anfangen mussten und dann trotzdem noch eine leichte Verspätung die Folge war. Bevor dann die Fotografen in den Graben durfte, musste noch der weisse Vorhang fallen und aus dem Graben gezogen werden. Danach präsentierte sich dann das komplette Bühnenbild mit einem imposanten Backdrop, angelehnt an das neue Album der mulitnationalen Truppe. Die Schweizer Fahne fand auch Einzug ins Set, als bereits früh das erste musikalische Lebenszeichen One More Flag In The Ground zu ersten Liveehren kam. Wie professionell die Band agiert, sah man schon ein paar Monate zuvor am UrRock Music Festival, wo sie nach drei Jahren Abstinenz das erste Mal wieder auf der Bühne standen. Profis durch und durch darf hier getrost anmerken. Was mich ein wenig störte war die Lautstärke, diese wurde doch eher überstrapaziert und in meinen Ohren den Genuss ein wenig nahmen. Zusätzliche Liveverstärkung bekam Leadsänger Tommy durch Melissa Bonny, die hier natürlich sowas wie ein Heimspiel hatte. Sie sorgte im Verlauf des Konzertes auch immer wieder für gesangliche Farbtupfer aber auch für die düsteren Klänge mit ihrem gutturalen Gesang. Dies brachte auch die nötige Abwechslung in Spielzeit der Band. Spielzeit, der ich gerne das Schlagzeugsolo geopfert hätte und einen weiteren vollwertigen Song hinzugefügt hätte. Ich bin nun mal kein Fan von Schlagzeugsolos, auch wenn es im Fall von Alex nicht nur «reines» Schlagzeug war, sondern auch noch ein wenig in Samples verpackt wurde. Blickfang war, einmal mehr, Bassist Sean. Er wirbelte mit seinen Dreads in der Gegend rum als hätte er eine Überdosis Aufputschmittel geschluckt. Dabei malträtierte er den Bass in allen möglichen Art und Weisen. Auch Chefdenker und -Lenker Thomas an der Gitarre war gut drauf und die Band freute sich sichtlich ab den vermutlich knapp 1000 Anwesenden, die zum Tourstart nach Pratteln gefunden haben. Ich fand die Performance einen Tick schlechter als noch in Sarnen, aber ich denke dies könnte auch daran gelegen haben, dass es nun wirklich endlich wieder einmal auf Tour ging, die sie durch halb Europa führt.

Denkwürdig war der Abend für mich persönlich auch noch deshalb, weil mein The Art 2 Rock Mobil an diesem Sonntag seine letzte Reise antrat. Tags darauf wollte mein Opel nicht mehr anspringen und die Garage attestierte ihm den Ruhestand. Was leider dazu führte, dass dieser Bericht nun ein paar Tage länger brauchte als gewohnt, da ich mich erst wieder um einen neuen fahrbaren Untersatz kümmern musste. Immerhin hat mich mein Mobil die letzten 5 Jahre knapp rund dreimal um die Welt gekarrt, wenn ich die Kilometerzahl aufsummiere, also ein bisschen Wehmut muss schon sein. Immerhin durfte er als letzte Fahrt noch die Reise zum Musiktempel unter die Räder nehmen.