BAM – vor rund einem halben Jahr wurde gleich ein komplettes Line-up präsentiert und zudem im Rahmen eines neuen Festivals. Rock The Lakes nennt es sich und was die Organisation rund um Daniel Botteron hier an Bands präsentierte ist eigentlich Pflichtprogramm für jeden Rockfan. Viel Schweizer Beteiligung gepaart mit einigen internationalen Bands, die in den letzten Pandemiejahren ihre Konzerte im Z7 absagen oder verschieben mussten, so fiel es mir auf dem Papier zumindest auf den ersten Blick auf. Vielleicht hat auch deshalb der Musiktempel der Schweiz hier seine Finger im Spiel, in welcher Tiefe entzieht sich zwar meinen Kenntnissen. Auf alle Fälle hat sich sehr schnell herauskristallisiert, dass das Rock The Lakes auf meine Agenda gesetzt werden musste, ohne Wenn und Aber. Erste Bilder der Location motivierten zusätzlich, schöner gelegen als hier über dem Murtensee kann es eigentlich gar nicht mehr sein. Also sehr schnell eine Akkreditierungsgesuch absetzen und in der Hoffnung es auch genehmigt zu bekommen auch gleich auf eine Unterkunft los. Über AirBnB fand ich bei Nadia in Mont-Vully nur gerade 5 Fahrminuten weg auch meine Übernachtung, die viel besser auch nicht hätte sein können. Meine ersten Bedenken ohne meinen verloren gegangen Schulwortschatz an französisch mich in die Westschweiz zu begeben hatte ich so schnell verloren, irgendwie würde es dann mit englisch oder deutsch schon gehen. Nach der Begrüssung durch den Hund in der Unterkunft und dem Bezug des Zimmers ging es dann auch schon pünktlich zur Türöffnung aufs Festivalgelände. Dies war sogar noch schöner gelegen als auf den Bildern angepriesen. Das Gelände ist einfach nur fantastisch. Die Bühne am unteren Ende einer abfallenden Wiese gewährte jedem Besucher, auch wenn er weit hinten bei den Verpflegungsständen stehen wollte, freien Blick zur Bühne. Es hatte schon fast die Anmut einer Arena. Für uns Medienleute stand ein Zeltpavillon zur Verfügung inklusive Strom und WLAN, hatten wir in diesem Jahr auch schon anders angetroffen, bei weit grösseren Veranstaltungen. Bei einem Open-air natürlich auch immer ein Thema, das Wetter. Die Prognosen waren zumindest für den Freitag und Samstag durchzogen, verbunden mit einem gewissen Regenrisiko, aber hey, es ist Open Air, da gehört eine Abkühlung schon mal dazu. Also gehörten der Regenponcho und der Kamera-Pariser ins Gepäck in der Hoffnung, dass der Petrus doch auch ein Rockfan ist, startete ich in den Freitag.

Den undankbaren Job als Eröffnungsband in ein Festival zu starten, bekamen die Neuendorfer von Silent Circus. Ihr letzter Output ist auch schon 5 Jahre her und war damals für meine Ohren ein Highlig

ht der Schweizer Modern Metal Szene. Richtig Stimmung kam aber leider trotzdem noch nicht auf, dazu waren wohl einfach noch zu wenig Leute vorne an der Abschrankung. Dies vermutlich auch, weil mit Spielbeginn um 16:00h sich einige Festivalgänger noch auf der Anreise befanden. Einen freien Arbeitstag einzuziehen, um dann am späten Nachmittag auf dem Gelände zu sein war es wohl vielen nicht wert.

Mit Silver Dust stieg nachfolgend bereits die zweite Schweizer Band auf die Bühne und ihre Auftritte werden von der Band regelrecht zelebriert. Das Intro eher mystisch im Kapuzenmantel auf den Bühnenpodesten wurden diese bereits beim ersten Song abgelegt. Dreh- und Angelpunkt war natürlich der ehemalige Torhüter von HC Ajoie und dem HC Biel (plus noch weitere Clubs) Kiki Crétin, der in der Band mit dem Pseudonym Lord Campbell

die Massen in seinen Bann zieht. Ein überzeugendes Bandkonzept zeigt, dass man nicht ein Weltklasse Sänger sein muss, um mit einer Band erfolgreich zu sein. Zudem er auch Mitstreiter in der Band hat, die da voll mitziehen. Der Auftritt war unterhaltsam und kurzweilig. Wer weiss vielleicht schaffen sie auch dass, was Kiki mit Ajoie schon geschafft hat, den Aufstieg in die obere Liga des theatralischen Rocks, zu gönnen wäre es ihnen. Für mich war es der erste Auftritt der Band, den ich live miterleben konnte, obwohl sie schon Tourneen mit Lordi oder Battle Beast zu Buche stehen haben. Der im März 2020 dazugestossene Gitarrist Neiros scheint sich zudem schon voll integriert zu haben, zumindest für einem Silver Dust Neuling wie mich.

Weiter ging es mit einem ersten Highlight für mich. Warkings stiegen in die Schlacht zusammen mit Morgana LeFay die einen wesentlich grösseren Part in der Show einnimmt als es noch die Queen of the Damned innehatte. Die von Odin entsandten Kriegshelden sind ja relativ fleissig, wenn es um Veröffentlichung von neuem Material geht. So stehen wir kurz vor der vierten Veröffentlichung seit 2018, was doch ein ordentlicher Schnitt ist. Trotzdem greift die Band hauptsächlich auf das Material aus dem Debütalbum zurück, um diese den Warriors of Rütlischwur entgegenzuschmettern. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass das neue Material dann halt qualitativ doch zu wenig ausgereift ist und man sich zwischen den einzelnen Platten doch ein wenig mehr Zeit lassen sollte. Die Songs, die heute live präsentierten wurden, waren jedoch zum Feiern geeignet und es wurde heftig mitgesungen, sind ja schliesslich alles Schlachthymnen. Mit Morgana wurde dann auch der kurz zuvor veröffentlichte Song mit der neuen «Hexe» präsentiert und sie hat ein durchaus kräftiges Stimmorgan und hat ein zünftiges Livestatement abgegeben. Die Schlacht wurde erfolgreich geschlagen und Sieger waren einmal mehr Warkings. Vom Festivalgelände aus, konnte man übrigens direkt über den See blicken, an die Stelle, an der 1476 die Schlacht von Murten stattfand, wo die Warriors Of Rütlischwur erfolgreich gegen die Burgunder unter Karl dem Kühnen triumphierten.

Nach einem Blick auf die Wetter App, schliesslich war für den Abend noch eine veritable Regenzelle vorhergesagt, wagte ich mich erneut ohne Regenschutz in den Fotograben. Auf die Bühne kamen die Franken von Freedom Call und taten dass, was sie am Besten konnten. Nämlich gute Laune verbreiten, dazu eignet sich ihr Power Metal ausserordentlich gut. Dazu gaben die gut gelaunten Jungs um Frontmann, und einzig übrig gebliebenes Originalmitglied, Chris Bay ihre Mitsinghymnen als Grundlage dem doch schon immer zahlreicher erscheinendem Publikum. Die Rhythmus Sektion wurde vor drei Jahren grunderneuert, überzeugten aber mit einem bodenständigen Fundament. Gegen Ende des Sets schien mir dann Frontmann Chris jedoch schon ein wenig unglücklicher, ich denke da wurde an der Setlist gekürzt um wieder in den Zeitplan zurückzukehren, der bei den vorangegangen Umbaupausen doch überstrapaziert wurde. 20 Minuten Umbaupause zwischen den Bands war dann wohl doch eher zu sportlich angesetzt. Ich denke ein Grossteil des Publikums bekam dies wohl weniger mit und gingen mit zufriedenen Gesichtern von dannen um sich zu verpflegen oder am Merch-Stand mit T-Shirts einzudecken, oder dem Ein oder Anderen Meet und Greet beizuwohnen.

An Feuerschwanz können sich die Geister scheiden. Für die einen ist es zuviel Klamauk, für die anderen eine gelungene Abwechslung im Billing eines Festivals. Ich bin definitiv in der Abwechslungsabteilung. Feuerschwanz können nämlich durchaus rocken und zeigen eine Show mit hohem Unterhaltungsgrad. Zudem eignet sich der Folk Metal der Erlanger einfach ideal um dazu abzufeiern. Und die Stimmung, welche die vom Hauptmann angeführte Truppe, versprüht ist auch sofort aufs Publikum rübergesprungen. Mit allerlei Gimmicks wie ein überdimensionales Met-Horn oder auch einer kleinen Feuershow durch die beiden Animationsdamen Mieze Myu und Mieze Musch konnten sie die Show auch visuell noch aufpeppen. Die Stimmung war auf dem Siedepunkt, als sie auch noch ihre Coverversion von Dragostea Din Tei vom Stapel laufen liessen, ein Sommerhit bleibt nun mal ein Sommerhit. Im Zugabenteil schafften es Feuerschwanz jedoch, gleich nochmals einen draufzupacken. Melissa Bonny habe ich bereits am Nachmittag auf dem Gelände entdeckt und jetzt wurde meine Vermutung bewahrheitet, sie kam als Gastsängerin auf die Bühne um Warriors Of The World mitzusingen. Dies war ein brillianter Schachzug, den Warkings verpassten, um die Queen Of The Damned, auch noch neben Morgana LeFay auftreten zu lassen. Auf alle Fälle war es bei Warriors richtig laut auf dem Gelände, die Nummer kennt ja nun wirklich jeder Metalfan.

Mit Eisbrecher folgte ein ordentlicher Stilbruch. Neue Deutsche Härte ist angesagt, auch wenn die Band den Begriff nicht unbedingt mag und sich eher als Rockband mit Elektroelementen sieht. Dabei wurde die Bühne doch ordentlich umgebaut. Schlagzeuger Achim Färber thronte hoch über dem Rest der Band, auf einer Höhe, da hätte man schon fast ein Bungee Jumping Event veranstalten können. Brachial startet die Band um Alexander Wesselsky mit «Verrückt» ins Set auf einer Bühne, die hauptsächlich in bläuliches Licht getaucht wurde um die nicht vorhandene Kälte dem Bandnamen getreu zu simulieren. 40 Jahre zurückversetzt in meine Teenagerzeiten fühlte ich mich dann als Eisbrecher mit dem Trio Hit «Anna – lassmichrein lassmichraus» spielten. Natürlich in einer gesunden Härte, was dem Song eigentlich wesentlich besser steht, als das Original von damals. Auf alle Fälle sang ich da schon mal lauthals mit und war selbst überrascht, dass sich eigentlich noch verdammt textsicher, selbst die Vornamen noch kannte. Bei einem Sommerfestival ist es ja eher unwahrscheinlich, dass es zu schneien beginnt, ausser bei einem Eisbrecher Konzert. Zu «Eiszeit» schneite es wie in einem heftigen Wintersturm von den Traversen runter. Der auf die Bühne wehende leichte Wind, sorgte in diesen paar Minuten, dass die Bühne mit einem doch beachtlichen Schaumteppich zugeschneit wurde. Die von Alex namentlich erwähnten Crewmitglieder durften im Anschluss dann einige Male mit dem Wischmopp über die Bühne fegen, damit auch keiner auf die Schnauze fliegt. Alles in Allem ein richtig cooler Auftritt mit richtig gutem Sound den die Tontechniker hier aus dem Ärmel zauberten.

Nachdem der Headliner die Bühne verlassen hat, leert sich das Gelände doch auch schon beachtlich, bevor dann mit den Franzosen Dust In Mind der Rausschmeisser des Abends noch loslegen. Moderner Industrial Death Metal, in etwa so würde ich die Stilrichtung betiteln die uns die Band aus Strassburg rund um Frontfrau Jennifer hier präsentieren. Leider finde ich die Soundqualität nicht so der Hammer, da wuchten die Bässe doch schon ganz schön mächtig über das Gelände. Dass ist mir dann doch eher zuviel des Guten. So verlasse ich den Ort des Geschehens nach den ersten drei Songs und höre mir den Rest auf dem Weg zum Parkplatz an. Auch auf dem Weg dorthin, ist ein Bassgewitter erkennbar, die die aufziehenden Regenwolken wohl noch zurückhalten. In der Nacht dann sollte es nämlich nicht anfangen richtig stark zu regnen, was dann auch passierte.

Am zweiten Festivaltag, dem Samstag, ging es dann schon etwas zeitiger los. D-Fender starteten bereits um 13:30 in den Tag. Wie gut die Organisatoren sich auch vor Ort während des Festivalbetriebes auf Verbesserungsvorschläge eingehen, zeigte sich bereits im Vorfeld. So wurde die Geländeöffnung um eine halbe Stunde vorgezogen, damit fanden sich doch schon zu Beginn ein paar Metalheads früher auf dem Gelände ein. Auch musste die Parkplatzsituation angepasst werden. Regnete es in der Nacht aus Kübeln, was ich in meiner Unterkunft nicht einmal mitbekam, war das abgemähte Maisfeld nicht mehr zum Parkieren geeignet. So wurde überall im Dorf parkiert, was für später Kommende, dann doch ein Fussmarsch bedeutet, wenn sie nicht an der Shuttlebus Haltestellen waren. Aber von der Festivalleitung her super reagiert. D-Fender stiegen also in den Nachmittag ein. Sie berührten mich jedoch wenig, zumal auch die Musiker in meinen Augen sich doch eher lustlos auf der Bühne hin und her bewegten, was dann auch auf den Fotos zu sehen war. Ich konnte auf den Bildern nicht einmal ein müdes Lächeln ausfindig machen. Schade haben die Akteure auf der Bühne es doch in der Hand etwas Stimmung zu verbreiten. Zu Hause hörte ich dann mal in die Band rein wie sie von Konserve kommen. Mache ich immer, wenn ich die Bilder einer Band bearbeite, höre ich mir auch deren Musik an. Da kam sie mich bei weitem nicht so reserviert vor wie auf der Bühne.

Dass dies auch anders geht, zeigten die noch relativ neue Band, Molotov Train. Die Band ist zwar neu, aber besetzt mit bekannten Gesichtern der Schweizer Rockszene. Da war auch auf der Bühne ganz anders Betrieb. Vor allem Sänger Gilbi nutzte die Mittagssonne, um sich den Schweiss auf die Stirn zu holen. Keine ruhigen Momente gab es und er nutzte auch die komplette Bühne aus um sich auch mal via Boxen dem Publikum anzunähern. Molotov Train gilt es definitiv im Auge zu behalten. Wenn die in eins, zwei Platten genügend Songmaterial zusammen haben, um die Lückenfüller wegzulassen, wird dies ein ganz heisser Act.

Ad Infinitum war die nächste Band, die auf die Bretter, die die Welt bedeuten, losgelassen wurde. Dreh- und Angelpunkt dabei ganz klar Melissa Bonny. Die aus Montreux stammende Sängerin hatte natürlich einen gewissen Heimvorteil und konnte sich natürlich auch in Französisch mit dem Publikum unterhalten. Das sie mit einer unglaublichen Stimme gesegnet ist und extrem variabel eingesetzt werden kann, ist den Meisten hinlänglich bekannt. Aus diesem Grund ist sie natürlich auch eine gern gesehene Gastsängerin, wie am Vortag schon bei Feuerschwanz zu sehen war. Mit Ad Infinitum hat sie nun ihre eigene Spielwiese ins Leben gerufen und holt schon mal richtig Leute vor die Bühne. Der Einstieg ins Set wurde mit zwei Songs aus ihrem letzten Album Chapter II – Legacy gemacht, bevor dann auf das Erstlingswerk zurückgegriffen wurde. Das Hauptaugenmerk lag jedoch bei Chapter II, von welchem nicht weniger als sieben Songs gespielt wurden, was auch gut ist. Die Songs sind für mich reifer und erwachsener und man merkte, dass Melissa nicht mehr die alleinige Songschreiberin daran war. Ein weiterer Höhepunkt des Festivals, ganz klar.

Der Blick gegen den Himmel verhiess nichts Gutes, die aufziehenden Wolken waren mehr als rabenschwarz. Kein gutes Zeichen für den Auftritt der norwegischen Symphonic Rockern von Sirenia. Mit Emmanuelle Zoldan holte isch die Band für ein paar Jahren ein stimmgewaltige Sängerin in ihre Reihen und zudem ist sie als Französin natürlich ebenfalls offiziellen Festivalsprache mächtig. Ist zwar für mich, der vor etwas mehr als 30 Jahren die letzten Sprachhappen davon verstand, nicht von Vorteil, aber ein Bonus, den es nicht zu verachten gibt. Mit zehn Alben im Gepäck fällt es auch leicht die Kracher auszupacken und ein Hammerset hinzulegen. Ich als Fan des Symphonic Metal natürlich ein Ohrenschmaus wenn…. Genau dieses Wenn nicht wäre. Mir ist schon klar, dass mit Morten Veland, der Kopf der Band, ein Multiinstrumentalist in der Band ist, der auch so ziemlich alle Instrumente zu spielen vermag. Aber dass auf Konzerten nicht auf einen angeheurten Keyboarder zurückgegriffen wird, ist mir bei einer Symphonic Metal Band unverständlich. Zudem wird auch noch auf einen Bassisten verzichtet, was besonders auffällt, wenn der Bass Soloparts einnimmt und da keiner rumsteht und alles vom Computer kommt. Da hilft auch die Coverversion von Voyage Voyage nicht um sich fette Minuspunkte einzuholen. Die Regenwolken waren diesem auch nicht wirklich wohl gesonnen und so begann es mitten im Set wie aus Kübeln zu schütten. Nur ein paar hartgesottene verblieben dann vor der Bühne, was die Band jedoch völlig unbeirrt liess und ihr Ding durchzogen, was dann wieder einen Bonuspunkt ergibt. Das abfallende Gelände wurde danach aber für ein paar Stunden zur Rutschbahn, was doch einige lustige Szenen ergab.

Auf die nächste Band freute ich mich riesig. Die aus Bollnäs stammende schwedische Power Metal Band Bloodbound trat auf die Bühne und legten gleich mal furios los. Auch sie mussten leider auf den Keyboarder Fredrik Bergh verzichten. Er wurde, wie der gehörnte Sänger Patrik erklärte, kurz vor Abflug krank und sie wollten den Auftritt natürlich nicht absagen. Alles In The Name Of Metal natürlich und sie spielten sich in der begrenzten Spielzeit durch sechs ihrer neun Alben hindurch. Also definitiv ein Best Of Programm der Schweden, was bei mir keine Wünsche offenliess. Bei Moria war ich definitiv nicht mehr zu halten und beim zweitletzten Song Rise Of The Dragon Empire war bei mir Eskalation angesagt. Der Song gilt für mich einfach als Meisterwerk des Power Metals. Zum Rausschmeisser Nosferatu kam dann auch noch ebendieser auf die Bühn

e und beendete einen richtig geilen Auftritt. Wie fast alle Bands zeigten sich Bloodbound danach ohne Berührungsängste beim Merchstand und unterschrieben was das Zeugs hielt oder posierten für Fotos. Sie zeigten sich auch geschlossen als Band auf dem Gelände und wurde dann natürlich auch immer wieder für Selfies herbeigezogen, sehr sympathisch die Jungs.

Ein interessanter Farbtupfer im Programm waren Tagada Jones. Eine Band die mir noch völlig unbekannt war. Sie haben sich dem Punk Rock verschrieben, und dieser ist auch richtig richtig gut. Auch wenn ich kein Wort davon verstanden habe, was sie da gesungen haben. Ein Blick ins Wikipedia lässt mich erstaunen darüber, dass sie bisher an mir vorüber gegangen sind. Hat die Band aus der Bretagne doch bereits mehr als 1600 Konzerte auf dem Buckel und existiert auch schon seit 1993. Diese Liveerfahrung merkt man der Band auch an. So energiegeladen habe ich am Festival bisher noch keine Band erlebt und dies überträgt sich schon vom ersten Ton an auf die Anwesenden über. Moshpits waren die letzten beiden Tage eher die Seltenheit, bei Tagada Jones jedoch Normalität. Da der Boden vom zuvor stattgefunden Platzregen auch schon eher schlammig und rutschig war, gab es

doch einige Kleidungsstücke in der vorderen Reihe, die ihre Farbe in ein Einheitsbraun verwandelten. Auch wenn ich, wie bereits erwähnt, kein Wort verstanden habe und ich durch Anwesende aufgeklärt wurde, bedienen sich die Franzosen den Punkgenre üblichen Themen die zudem auch sehr intelligent zu sein scheinen, wie mir erklärt wurde. Was ich dem wilden Haufen auf der Bühne jedoch hoch anrechne, sie verpacken dies in die Songs und tragen es nicht öffentlich zur Schau, wie bei den meisten amerikanischen und deutschen Punkbands. Dort habe ich nachher meist ein U2 mässiges schlechtes Gewissen, ich weiss ja, dass auf dieser Kugel nichts perfekt läuft, möchte aber an einem Konzert nicht auch noch visuell darauf hingewiesen werden, sondern die Musik konsumieren. Da mir Texte eh egal sind, hätte es mir vermutlich nicht einmal etwas ausgemacht, wenn ich sie verstanden hätte. Letztlich waren Tagada Jones für mich die Entdeckung des gesamten Festivals und liessen mein tief in mir schlummerndes Punkherz höherschlagen. Eine Band die ich gerne noch einmal sehen würde und ihren Einzug in meine Playlist bekommen haben.

Mit Coroner enterten eine Band die Bühne nicht nur in der Schweiz einen gewissen Legendenstatus haben. Ihr progressiver Thrash Metal ist zwar technisch hervorragend gespielt, lassen mich jedoch völlig kalt. Ich mag ja durchaus auch einige Thrash Metal Bands aber mit Coroner wurde ich früher schon nicht warm und werde es wohl auch in Zukunft nicht. Den Anwesenden vor der Bühne schien es zu gefallen und dies ist das Wichtigste. Musik ist Geschmackssache und das ist gut so, aber Coroner werden meinen Geschmack wohl nie treffen.

Clawfinger heisst der heutige Headliner und die schwedisch, norwegische Kombo wird diesem Status auch vollends gerecht. Sie lassen ein Feuerwerk an Hits aus ihrer Schaffensphase über die Wiese donnern, so dass sich nur wenige dem Rap Metal von Zak Tell und Konsorten entziehen können. Da wird nicht nur mit dem Bauch mit Jocke Skog duelliert. Die Beiden peitschen sich gegenseitig auf. Auffälligste Person hier, Bassist André Skaug. Keine Ahnung was dieser Teufelskerl geschluckt hat, wie der über die Bühne wirbelte sucht seinesgleichen. Clawfinger hatten auf alle Fälle das heute doch zahlreicher erschienene Publikum voll im Griff und auch ich, der eigentlich nie wirklich viel Rapmetal konsumiert hatte, stand da und wippte begeistert mit.

Kilmister hatten danach einen schweren Stand. Die Motörhead Tribute Band hatte nach der Adrenalin geladenen Show von Clawfinger auch mit dem massiven Publikumsschwund zu kämpfen. Nicht wenige gingen rüber zum Merch- Stand oder holten sich Nachschub bei Getränke und Essen. Auch ich ging nach den ersten drei Songs vom Feld und liess mich auf dem Fussmarsch zum Auto vom Erbe von Lemmy begleiten. Was ich aber während den ersten drei Songs mitbekam war erneut erste Güteklasse. Steve war nach dem ersten Song schon schweissgebadet, wie immer wenn er sich ins Zeugs legt. Er bleibt wirklich kaum eine Sekunde stillstehen. Mit Ozzy betrat ebenfalls eine weitere Legende die Bühne, wie ich noch beim Weggang vom Gelände mitbekommen habe. Letztlich ging wieder ein toller Tag am Rock The Lakes zu Ende und dem dritten und letzten Tag wurde schon mit ein wenig Wehmut entgegen geschaut. Denn, wie schon geschrieben, die Ambiance ist einmalig hier in Vallamand

Am letzten Festivaltag sind auffallend viele Schweizer Bands am Start. Den Anfang machen Fighter V mit ihrem 80er Jahre geprägtem Rock. Es ist das erste Mal, dass ich sie auf solch einer grossen Bühne sehe und bin gespannt, wie sie sich in diesem Umfeld schlagen werden. Can’t Stop To Rock eignet sich da ideal als Einstieg, auch wenn das Instrumentenkabel des Senders von Bassist Roman sich beim ersten To

n gleich mal aus der Buchse verabschiedet, lassen sie sich wirklich nicht stoppen. In ihrer begrenzten Spielzeit packen sie die besten Songs ihres Debüts aus, liefern mit Separate Ways noch eine Journey Nummer einfliessen und zeigen dem doch schon recht zahlreich erschienen Publikum bei herrlichem Sommerwetter eine ordentliche Rockshow. Man merkt der Band von Konzert zu Konzert an, wie sie eingespielter und verspielter wird. Gerade Neuzugang Thomy leidet quasi mit jedem Ton mit, den er aus seinem Instrument zieht. Obwohl Leiden vermutlich der falsche Ausdruck ist, denn die Spielfreude der Jungs ist deutlich anzusehen. Emmo lässt es sich auch nicht entgehen, die Boxentürme zu erklettern oder sich auch mal in den Pit zu werfen, um die Hände in der ersten Reihe abzuklatschen. Beim Erscheinen dieser Zeilen weilt Fighter V bereits in Schweden, um den Nachfolger des superben Debütalbums einzuspielen. Und ich bin unheimlich gespannt, wie sich die Mark II Besetzung nun mit den neuen eigenen Songs dann anhören wird. Emmo hat mir erzählt, dass sich da doch ein paar Kracher darunter befinden werden, was meinen Spannungsbogen dem entsprechend noch ein wenig mehr überstrapaziert. Ein kurzweiliger Gig geht leider viel zu schnell zu Ende.

Als nächstes standen meine Lieblingsostschweizer auf den Brettern, Black Diamonds. Und die Diamanten glänzen einmal mehr mit einer unglaublichen Spielfreude die sie über die ganze, mit 35 Minuten recht kurze, Spielzeit. Packen dabei genau die Songs auf die Setlist (die gedruckte Version ist immer ein beliebtes Sammlerobjekt), die die Menge hören möchte. So schaffen es die Vier eine ordentliche Partystimmung zu versprühen und lassen nichts anbrennen. Ein Highlight für mich, wie bei jedem Konzert, der Song Evil Twins, was die Evil Twins Mich und Andy da jeweils am Mikro abliefern erachte ich als grosses Kino, zumal der Song auch eine richtige Hymne ist. An Hymnen fehlt es der Band eh nicht, sie sind alle mit einem hohen Mitsingfaktor ausgestattet die auch jetzt, am frühen Nachmittag von den Anwesenden kräftig mitgesungen werden. Auch schon mal angestachelt durch den obligaten Ausflug von Drummer Manu an den Bühnenrand.

Blackrain stehen für Sleaze Metal, eine Mischung aus Mötley Crüe und Hardcore Superstar. Sie teilen jedoch das Schicksal mit vielen französischen Bands, ich kenne sie nicht. Irgendwie schafft es Frankreich nicht sich bei mir auf der Landkarte des Rocks zu etablieren, abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen. Dass dies ein Fehler ist, zeigt mir das Rock The Lakes wie bereits am Vortag mit Tagada Jones nun auch heute. Dabei feierten Blackrain im letzten Jahr bereits ihr 20- jähriges Bandbestehen und betourten sogar schon Japan. Gemäss dem Classic Rock Magazine gehören sie sogar zu den 10 besten Bands aller Zeiten aus Frankreich. Gezeigt wurde eine schnörkellose Rockshow, wie es sich für eine Sleaze Band gehört

Nach Frankreich geht es auf nach Schweden und Dynazty machen sich bereit die Location in einen Hexenkessel zu verwandeln. Und den Mannen um Nils Molin gelingt dies vollumfänglich. Mit Natural Born Killer und Power Of Will mischen sie sogar zwei neue Songs vom, zu diesem Zeipunkt, noch nicht erschienen Album Advent unter die acht Songs. Das Album erschien erst eine Woche nach dem Auftritt. Dies ist sicherlich ein gewisses Risiko, nicht aber wenn die Songs solch eine Qualität habe, und nicht wenn man Dynazty heisst. Sie lassen nichts anbrennen und hauen ein Wahnsinnset um die Ohren, welches mit Heartless Madness seinen absoluten Höhepunkt erreicht. Was für mich jedoch unverständlich erscheint ist die Tatsache, dass man in die 45 Minuten Spielzeit auch noch ein Schlagzeugsolo reinpacken muss. Die Band hat 7 Studioalben in der Hinterhand und genügend richtig coole Songs, die anstelle eines Schlagzeugsolos hätten gespielt werden können. Schade, dies hätte nicht sein müssen, ansonsten ein makelloser Auftritt ohne Wenn und Aber.

Mit der folgenden Band Crystal Ball kommt wieder der Beginn eines Schweizer Blocks in Vallamand zum Zuge. Crystal Ball sind mittlerweile ja auch schon eine halbe Ewigkeit im Business, trotzdem hatte ich bisher nur wenig Berührungspunkte mit der Band. Ich bin daher ehrlich gesagt auch nicht wirklich vertraut mit dem Songmaterial. Crystal Ball verstand es jedoch durchaus das immer zahlreicher erscheinende Publikum zu erreichen und abzuholen. Mir jedoch erschien der Auftritt zu statisch. Protagonisten waren eher an ihre Bühnenposition gefesselt als unentwegte Positionswechsel auf der Bühne zu praktizieren. Das heisst Scott blieb mehrheitlich rechts und Peter links, dazwischen gehörte der Platz Steven und Cris. Überhaupt bewegen sich Bassisten heutzutage viieelll mehr als noch vor ein paar Jahren, als Judas Priest mässig in eine Ecke gestellt wurden. Was aber überhaupt nicht an der Qualität des Auftrittes anhaben konnte. Der war nämlich musikalisch astrein und die Songs sollten von mir definitiv in Zukunft auch mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Ich bin über die letzten Jahre ein glühender Verehrer von Shakra geworden. Ich habe in den letzten Jahren einige Auftritte der Band gesehen und miterlebt und wurde selten enttäuscht. Im Gegenteil, sprichwörtlich wie der Wein, wird die Band von Jahr zu Jahr einfach nur besser. Damals als ich sie im Vorprogramm von Stratovarius und HammerFall gesehen hatte, sprach ich noch nicht viel Kredit aus. Mittlerweile sind Shakra für mich DIE Schweizer Band überhaupt. Die letzte Steigerung kam noch hinzu seit Cyril zur Band stiess. Die Band wirkt dadurch noch agiler und macht auch heute keine Gefangene. Die Jungs heizen zusätzlich zur Sonne mächtig ein, ein bombastischer Sound von ihrem Hausmischer tun das übrige hinzu. Mark war sensationell bei Stimme und Thom und Thomas legten sich in die Saiten, als gebe es kein morgen mehr. Natürlich trommelte sich auch Roger die Seele aus dem Leib. Die Setlist war vor allem auf um die beiden Alben High Noon und dem letzten Werk Mad World aufgebaut. Leider von der Kracher Cassandra’s Curse keinen Einzug ins Programm, was aber wieder dafür spricht, welch Hammersongs die Band aus Trub in petto hat. Ich für meinen Teil war mit dem Auftritt mehr als nur zufrieden, dies war ein geiles Brett.

Mit Orden Ogan hatte ich noch eine Rechnung offen. Beim letzten Auftritt am UrRock Music Festival vermochten sie mich überhaupt nicht zu überzeugen, im Gegenteil ich war schon ein wenig enttäuscht von dem Gebotenen. Deshalb wollte ich mich überraschen lassen, ob dies nur ein einmaliger Ausrutscher war, denn dass es besser geht, wusste ich von weiter zurückliegenden Shows der deutschen Power Metaller. Es ging anders und wie. Orden Ogan rund um Seeb fegten über den Platz, so dass die kühle Brise vom See zu einem Sturm mutierte. Das nenn ich einen Auftritt. Es hätte dem ganzen jedoch noch das berühmte Tüpfchen auf dem i aufgesetzt werden können. Dynazty spielten ein paar Stunden vor Orden Ogan auf der gleichen Bühne. Orden Ogan veröffentlichte gerade eben den Song Inferno im Duet mit Nils Molin, wenn nun Nils bei Inferno ebenfalls auf die Bühne hätte geholt werden können….. Ich denke, dies wäre dann Eskalationsstufe geworden und aus dem Sturm ein Orkan. Versöhnung also definitiv gelungen.

An Beast In Black scheiden sich die Geister in der Community. Es gibt nur Liebe oder Hass, dazwischen gibt es nicht vieles. Nachvollziehen kann ich dies zwar nicht ganz, vielleicht liegt es am Gesang von Yannis, der Höhen erreicht, die scheinen für einen Normalsterblichen Mann eigentlich schon fast nicht drin zu liegen scheinen. Kritikpunkt ist oftmals auch, dass die Band sich zwar stark an Keyboards bedient, es aber keinen Tastenhauer auf der Bühne befindet. Auf jeden Fall liegt der stark an den 80er Jahren orientierte Disco Metal aktuell im Trend. Anders kann ich mir all die aus dem Boden schiessenden Bands, die sich dieser Stilrichtung annehmen nicht erklären. Ich nenn es hin und wieder Modern Talking Metal. Eines aber ist sicher, Stimmung bringen die Finnen auf jeden Fall. Auch für die Fotografen sind die 2015 von Anton Kabanen gegründeten Bands ein Traum. Kaum eine Band posiert und und schneidet Grimassen wie die heutigen Headliner. Bereits mir dem zweiten Song schicken sie meinen Lieblingstrack ins Rennen und Lassen mich schon fast vergessen auch mal den Auslöser der Kamera zu drücken. Für mich persönlich war es wieder ein Auftritt, der eines Headliners würdig war. Auch liess mich die Band das Keyboard gar nicht so stark vermissen, da das Brett doch recht amtlich war, was der Soundtechniker so vom Stapel liess. Kurz vor Schluss machte ich mich dann aber auf die Verabschiedungsrunde und begab mich auf den Heimweg.

Das Rock The Lakes zeigte, dass auch ein neues Festival in diesem Rahmen durchaus Platz hat im Veranstaltungskalender. Im Oktober soll entschieden werden, ob es eine Fortsetzung geben soll, was jedoch vermutlich schon Tatsache ist, wie ich auf Platz gehört hatte. Gemäss Presse Communiqué sind die nötigen Zuschauerzahlen erreicht worden und von daher hat man schon einmal eine positive Bilanz. Die Organisatoren hatten auch alles ziemlich im Griff und zeigten sich von der sympathischen Seite. Was ich super fand, es gab nur eine Bühne und auch sonst kein grosser Firlefanz rund um den Event. So stand immer und jeder Zeit die Musik im Vordergrund. Trotzdem gibt es ein paar Verbesserungsvorschläge. Zum einen ist es, dass man mehr Mülleimer, oder -paletten hinstellt. Auch wenn das Publikum sehr sehr vorbildlich war und das Gelände auch nach drei Tagen sehr sauber daher kam, schaden tut es nicht. Aber ein kräftiges Daumenhoch für die Fans die sich hier wirklich vorbildlich benommen haben. Auch finde ich die Umbauzeiten zwischen den Bands sehr sportlich mit teilweise gerade mal 20 Minuten, ich glaube die Eine oder Andere Band musste da ein paar Abstriche in der Setliste machen, was man aber nicht wirklich mitgekriegt hat. Was man auch noch ein bisschen justieren sollte sind die Bierpreise. Ich trinke zwar kein Bier aber fünf Franken für einen 2.5dl Becher sind schon recht üppig, auch wenn die durchwegs gut gelaunten Ausschankpersonen sich da nicht an die Markierung des Bechers gehalten haben. Mit der Idee das Bier auch im Jug auszuschenken haben die Organisatoren dann jedoch wieder voll ins Schwarze getroffen. Richtig trumpfen konnte das Rock The Lakes aber mit dem Gelände. Dieses ist echt einmalig, egal wo man steht, man kriegt von überall mit, was auf der Bühne geboten wird. Der Sound war grösstenteils in Ordnung, wenn ich auch fand dass am Sonntag jede Band anfangs doch noch ein wenig nachjustiert werden musste, vorallem beim Leadgesang. Rock The Lakes ihr habt hier ein echt tolles Festival aus der Taufe gehoben und die Feuerprobe mehr als nur erfüllt. Gerne bin ich auch im nächsten Jahr wieder dabei, wenn es dann wie erwarten, wieder stattfinden sollte. Danke Daniel Botteron für den Mut. Danke an Otto, der 85-jährige stellte das Gelände zur Verfügung und war über die komplette Festivaldauer auf der VIP Bühne. Danke auch an Mélody für die Akkreditierung und Betreuung vor Ort und natürlich an alle freiwilligen Helfer, dieses Festival bleibt in nur positiver Erinnerung.