Wenn eine Band, welche 1983 gegründet wurde, im Jahre 2024 ihr erst viertes Album veröffentlicht, kann dies zweierlei bedeuten. Entweder man lässt sich mehr Zeit als Def Leppard für ein Album oder man war lange von der Bildfläche verschwunden. Auf Hunter aus Mannheim trifft das Zweite zu. 30 lange Jahre ruhte die Band im Winterschlaf bevor sie im Jahre 2019 wiederbelebt wurde. Dabei begann die Karriere der ganz beachtlich. Bereits 1987 hatte man zwei Alben im Gepäck und betourte Europa und ein Sprung über den grossen Teich war auch bereits im Gespräch. Aus mir nicht bekannten Gründen war dann aber 1989 erst einmal Schluss. Vor drei Jahren das feierte man die Rückkehr mit The Return, Konzerte waren da aber leider auch nicht drin, aus pandemischen Gründen. Mit Album Nummer Vier, Rock ‚N‘ Roll V.I.P. sollte jetzt aber alles anders kommen. Gründer und Gitarrist Steven Brandy hat alle Widrigkeiten getrotzt und nun eine Mannschaft zusammengetrommelt die bereit ist den stark im NWoBHM angesiedelte Sound nun endlich richtig unters Volk zu mischen.

Geboten wird schnörkelloser, gradlinieger Rock mit hoher Melodiedichte. Ein Album, dass beim Autofahren schon einmal das Gaspedal etwas runterdrücken lässt, weil es einfach Laune macht. Und wie in meinem Fall, die Rennleitung auch noch gleich um 40 Stutz reicher machte, als ich mir gerade „Hard To Survive“ reinzog. Dass auf dem Album keine Balladen auszumachen sind, macht es dem Gasfuss auch nicht einfacher. „Who Needs The Devil (When You’re Already In Hell)“ würde auch ganz gut zu AC/DC passen, bei diesem Song schaut man nämlich schon ziemlich stark nach Down Under, ist aber absolut legitim. Für geilen Riff Rock muss man ja schliesslich das Rad nicht zweimal erfinden. Und dies machen Hunter definitiv nicht, schreiben aber richtig starke Riffs die knallen. Ich muss aber zugeben, ich hatte das Album in den ersten zwei Minuten schon fast abgeschrieben, viel zu lang empfinde ich das Intro beim Eröffner „Phoenix Rising“. Jungs der Phoenix ist schneller auferstanden als ihr hier in die Gänge kommt, wenn schon ein solches Intro, dann macht einen eigenen Track für die Skiptaste. Zum Glück gab ich dem Album aber die Chance die es verdient hatte. Einzig „Vegas Madness“ würde ich jetzt als nicht so gelungen betiteln. Und meine Vermutung das „Black Cat“ eine Janet Jackson Coverversion ist hat sich auch nicht bewahrheitet. Denn die schwarze Katze ist auch nach mehrmaligen Durchhören der Platte definitiv mein Lieblingssong, Hammernummer. Als Rausschmeisser suchten sich Hunter noch eine Jägerin mit „The Huntress“ (Flachwitzalarm und auch nicht gelungen). Gelungen aber ist „The Huntress“ definitiv, wenn auch als Instrumental gehalten, ist die Nummer mit verschiedenen Tempiwechsel und herrlichen Solopassagen für mich das Switch 625 der Platte. So dürfen Instrumentals sein.

Rock ‚N‘ Roll V.I.P. kann ich also jedem empfehlen, der sich in den Riffs der 80er Jahre wohlfühlt und ein Prise AC/DC, gepaart mit NWoBHM als Tagesdosis reinziehen muss, um den Kreislauf in Bewegung zu bringen. Dazu müsst ihr einfach am 10. Mai 2024 den Plattenhändler eures Vertrauens aufsuchen, oder hier bei CeDe zuschlagen.

Tracklist:

  1. Phoenix Rising
  2. Rock’n’Roll V.I.P.
  3. Hard To Survive
  4. Runaway Ramp
  5. Who Needs The Devil (When You’re Already In Hell)
  6. Dust’n’Bones
  7. Demon Of The Highway
  8. Vegas Madness
  9. The Eagles Fly High
  10. Black Cat
  11. The Huntress