Die Kürbisse habe sich angemeldet. Die deutsche Power Metal Institution betourt aktuell gerade ihr letztes Album My God Given Right, welches nicht nur bei mir wieder richtig gehend gut angekommen ist. Mit diesem 15. Studioalbum in der mittlerweile schon etwas mehr als 30-jährigen Geschichte scheinen die Hamburger alles richtig gemacht zu haben. Und gestern Freitag war Tourstart auf dem alten Kontinent für den zweiten Teils des Europatour, die teilweise schon im letzten Jahr stattgefunden hat. Mit im Gepäch hatte man die deutschen Kollegen von Rage und die englischen Crimes of Passion, die sich mittlerweile C.O.P. UK nennen und gerade eben mit No Place For Heaven ein neues Album veröffentlicht haben.
Los ging es um 19:45 dann mit C.O.P. UK. Und da hab ich gleich einmal die erste Frage ans Z7. Weshalb fängt der Abend um 19:45 an, wenn auf der Webseite 20:00h steht und auf dem Ticket 19:30h? Egal, dies war jetzt eher eine kleine Randnotiz meinerseits, an den sonst so genialen, falsch an die mit Abstand beste Konzertlocation der Schweiz. Selbst mit dem jüngst frisch fürs Z7 eröffnete Parkplatz inklusive Shuttlebus macht man hier alles richtig. Der Einzige der nun zu Beginn des Abends etwas falsch gemacht hat, war definitiv der Mann hinter dem Mischpult. Ich habe mich so auf die Band aus Sheffield gefreut, nachdem ich deren CD erhalten hatte. Leider wurde diese Freude ziemlich grob vom Mischer ausgebremst. Da konnte sich die Band noch so auf der Bühne abmühen, und die sechs Musiker wirbelten die Quadratmeter die ihnen zur Verfügung standen wirklich durcheinander, aber bei diesem Sound kam keine Freude auf. Ich war wirklich ziemlich vertraut mit dem Songmaterial, aber erkannte kaum einen Song wieder. Zum Punkt das selbst die Bässe fast inexistent waren, selbst die Bassdrum war kaum auszumachen, fehlten auch noch fast alle Mitten. Der Gesang hingegen war deutlich zu hören. Auch der Backgroundgesang war übelst abgemischt und fast lauter als der Lead. Nervige Störgeräusche die von der Anlage kamen komplettierten leider das wirklich schlechte Soundbild. Schade, ich hab mich echt auf den Gig von C.O.P. UK gefreut, und habe sie in einem Z7 unwürdigen Soundmatsch kaum wiedergefunden.
Das es besser geht, wurde nach einer kurzen Umbaupause, durch Rage in bewiesen. Der komplett erneuerte Dreier rund um Peavey hatten schon ein sehr viel transparenteren Sound. Und was Peavey, respektive Rage wirklich immer wieder schafft. Die rocken zu Dritt ein dermassen Brett runter, da bleibt kein Fuss stehen und es geht jede Faust in die Höhe. Zudem versteht es die Band wie kaum eine andere, jeweils ein Setlist zusammenzustellen, welches keinen einzigen Durchhänger zu bieten hat. Songauswahl war somit allererste Güte, schlichtweg perfekt. Schnell mal hat der Mastermind seine neue Truppe vorgestellt, Gitarrist Marcos Rodriguez und Schlagzeuger Vassilios Maniatopoulos, genannt Lucky, sind die beiden Neuen. Beide angeblich Rage Fans erster Stunde und wurden von Peavey persönlich in die Band eingeladen. Dies nachdem im letzten Jahr der Rest der Band sich neue Wege suchen musste. Im Mai soll übrigens ein neues Rage Album erscheinen, im Verlaufe des Konzertes gab es dann aber schon mal mit My Way einen kleinen Vorgeschmack darauf, zudem ist der Song vor einer Woche als EP erschienen. Den Sound hat der Mann am Mischpult nun mittlerweile im Griff, da versagt doch ausgerechnet bei diesem neuen Song die Technik, und Marcos musste komplett auf die Gitarre verzichten, zum Solo war er dann aber sichtlich erleichtert wieder hörbar. Aber dieser kleine Zwischenfall selbst hat gezeigt, wie kompakt die ganze Truppe ist. Die Überraschung kam dann zum Schluss des Setlists. Von Vassilios dem Schlagzeuger wusste ich, dass er ein ganz veritabler Sänger ist, war er doch zuvor Sänger von Tri State Corner. Aber auch Marcos steht dem in nichts nach. Und so ging gegen Schluss der Leadgesang an Marcos über, als Rage den Dio Klassiker Holy Diver anstimmte. Wohl zu Gedenken des kürzlich verstobenen Jimmy Bain, eine nette und sympathische Geste. Insgesamt eine starke Performance von Rage die Lust auf mehr macht.

Wieder war Umbau angesagt, bevor die Kürbisse von Helloween das Z7 eroberten. Wie schon eingangs gesagt, hatte ich nie und nimmer erwartet, dass der letzte Output My God Given Right dermassen stark ausfällt, was mich auch dazu bewogen hat, dieses Konzert zu buchen. Dies nachdem ich bei meinem letzten Helloween Konzert leider nicht so begeistert davonmarschiert bin, wie ich es knappe zwei Stunden später hier in Pratteln gemacht habe. Losgelegt wird gleich mit zwei Songs aus der Michael Kiske Zeit, Eagle Fly Free und Dr. Stein. Irgendwie schade werden diese sechs Jahre Bandzugehörigkeit von der deutschen Stimmenlegende, auch jetzt noch, immer wieder als die Referenzjahre der Band herbeigezogen, auch wenn diese Zeit nun schon 22 Jahre zurückliegt. Ich habe Andi Deris schon lange nicht mehr in einer dermassen guten stimmlichen Verfassung gehört wie während des gesamten Konzertes, und er hat mir wieder gezeigt, weshalb ich den in Teneriffa lebenden Sänger, nach wie vor zu meinen Lieblingssänger zählen werde. Nach diesem Einstieg dann der Titelsong des neuen Albums, und danach gab es mit Steel Tormentor einen Song vom 1996 erschienen Album The Time of the Oath. Überhaupt gab es einen ganz beachtlichen Karriererückblick der 1984 in Hamburg gegründeten Band. Nicht weniger als 22 Songs (wenn ich die im Medley verpacken dazuzähle) aus neun Alben wurden dargeboten. Und ich hätte noch einige Songs mehr gerne gehört, vorallem aus der Deris Zeit. Egal es ging ja zügig weiter, mit Krachern wie Mr. Torture, dem genialen Waiting for the Thunder oder für mich dem absoluten Livekracher Straight out of Hell. Dieser Song zündet live einfach dermassen genial, da gibt es schlicht kein Halten. Hinkucker war übrigens der aus Stuttgart stammende Sascha Gerstner, seine Frisur war alles andere als Metal, ganz im Gegensatz zu seinem wahnsinnigen Gitarrenspiel, was er an Solos abliefert ist echt krass, und immer in einer Leichtigkeit, ich war einige Male echt „geflasht“ davon. Selbstverständlich sind auch die beiden übrig gebliebenen Gründungsmitglieder Michael Weikath und Markus Grosskopf immer noch absolute Meister ihrer Instrumente, die haben echt nichts eingebüsst an Power und Geschwindigkeit. Nach Heroes kam dann das Schlagzeug Solo, bei welchem Dani Loeble, unser Schweizer in der Band, sein Können zeigen durfte. Sicherlich interessant für Schlagzeuger, ich persönlich bevorzuge Songs mehr als Solodarbietungen, ausser sie werden dienlich in Songs verpackt. Ich finde es nimmt immer ein wenig den Fluss aus einem Konzert. Helloween fanden aber dann ziemlich schnell wieder den Weg zurück, und der hiess ganz einfach, Vollgas nach vorne. So kam kurz vor Schluss dann mit einem Medley ein weiterer richtiger Hinhörer seinen Weg ins Programm. Medley’s sind bei Helloween schon seit einigen Jahren Standard, und das ist gut so. Zumindest so gibt es noch ein paar Songs und deren besten Teile zum Mitgröhlen, die ansonsten aus dem Set fallen würden. Im Gegensatz zu meiner Stimme, versagte die von Deris nicht, ich hingegen it’s Halloween lauthals mitgröhlen, röcheln war dann aber das Resultat. Die Band präsentierte sich in bester Spiellaune, aber leider geht auch der schönste Gig einmal zu Ende, und so leider auch ein Helloween Konzert. Aber sie kamen nochmals zurück, die beiden Pflichtnummern Future World und I Want Out warteten noch darauf gespielt zu werden. Sehr zu meinem Leidwesen, weil meine Stimme war endgültig hinüber und ich konnte nur noch krächzen. So bleibt mir nur noch eines zu sagen. Es war ein überaus gelungener Konzertabend, mit richtig guten Bands, die richtig Spiellaune bewiesen haben. Es war der erste Gig der aktuell laufenden Tour, und ich hoffe alle folgenden Gigs laufen so wie der gestrige. Bleibt nur zu hoffen, dass auch C.O.P. UK noch ihren Sound bekommen, den sie verdienen.


Ich geh mir jetzt das Album Chameleon reinziehen, davon wurde nicht gespielt, und trotzdem mag ich das Album.
Spruch des Abends war übrigens, als ein Kumpel mich fragte; weshalb spielen Berner Bands keine Coversongs?…. Weil selbst das Original noch zu schnell ist.