Eigentlich stand der heutige Samstagabend gar nicht zur Debatte, dass ich heute an ein Konzert gehe, eigentlich. Dann aber sucht sich die Met-Bar für die leider verhinderten Bloody Horseface eine Ersatzband um die aus Italien anreisenden Civil War zu supporten. Civil War sind eine Guns ‘n’ Roses Coverband und so passt natürlich auch eine Coverband ins Vorprogramm. Auf alle Fälle die Met-Bar sucht über alle möglichen Kanäle eine Vorband. Und diese Suchanfrage wird auch massiv Folge geleistet wie zu lesen war und man wird in Dirty Hotline fündig. Dirty Hotline selbst kommen nicht nur aus meiner Nachbarschaft, nein sie sind auch noch gute Freunde von mir. Und flugs ist der gemütliche Erholungsabend zu Hause Geschichte. Wie sang Bon Jovi doch so schön; I’ll sleep when I’m dead. Also mache ich auf Someday I’ll be Saturday night (ebenfalls Bon Jovi) und fahre nach Lenzburg. Ich gebe es zu, ich habe ja schon oft von der Met-Bar gelesen und gehört, selbst war ich aber bisher noch nie dort, ich weiss, Schande über mich. Bleibt einfach nur noch die Frage, ob ich denn überhaupt fotografieren darf. da meine zwei sehr kurzfristigen Anfragen unbeantwortet blieben, entschliesse ich mich einfach die Kamera einzupacken und auf gut Glück und vielleicht ein wenig treuem Hundeblick an der Kasse, um Erlaubnis zu fragen. Vor Ort wird mir diese Erlaubnis auch erteilt und ich kann beruhigt schon einmal die Kamera bereitmachen. Zuvor aber wird erst einmal noch die grosse seitliche Bar aufgesucht, der Durst muss ja schliesslich auch einmal gestillt werden. Der eine oder andere Smalltalk darf natürlich auch nicht fehlen. Und natürlich kann ich auch schon einmal der Hauptgrund für meine Anreise begrüssen, nämlich die Band, die gleich auf der Bühne steht.

Pünktlich um 20:45h geht dann die musikalische Reise durch die Rockgeschichte los. Bei Dirty Hotline bedeutet dies hauptsächlich Songs aus der Blütezeit des Rocks zwischen den 70ern und anfangs der 90er Jahren, bevor dann der Grunge für eine lange Zeit die Rocker schweres Brot essen liess und vielen einen langen Atem abverlangte. Seit ziemlich genau einem Jahr steht mit Jacky eine neue Stimme am Mikrofon, und es ist nicht nur eine Stimme, es ist eine verdammte Rockröhre. Ich habe mich schon 2-3x vertraut machen können mit ihrer Stimme, als sie mit ihrem Akustiktrio «In Tune» Auftritte im intimeren Rahmen abhalten konnte. Akustisch zu spielen ist wie Striptease und zeigt erst so richtig, was man aus den Stimmbändern herausholen kann. Ich empfehle allen sich dieses Trio (Luca und Dome von Dirty Hotline sind die anderen beiden Mitmusiker) ebenfalls anzuhören, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Mit Dirty Hotline habe ich Jacky erst einmal in einem kleinen Festzelt auf sehr beengtem Platz erlebt. Da ist die Bühne in der Met-Bar doch etwas grösser und Jacky hält, was sie mir einmal versprochen hat, nämlich dass sie auf der grossen Bühne mit den Songs von Dirty Hotline zur Rampensau wird. Der Einstieg mit «Highway To Hell», «Holy Diver» und «Highway Star” lässt die drei «H»-Songs schon zu einem Erlebnis werden, und zeigt schon einmal das Potential. Wer Dio, Gillan und Scott so singt, lässt die Originale schon fast vergessen. Aber es steht ja nicht nur eine Sängerin auf der Bühne, nein, auch der Rest der Truppe weiss ihr Handwerk zu verstehen. Da ist die Groove Maschine Urs hinter den Fellen, der in ebendiese brescht und den Takt angibt. Jeder Break sitzt und dies ist bei solch ausufernden Songs wie «Burn» nicht so ganz einfach, dies alles einfach so abzurufen. Zu Bassist Luca habe ich ein besonders Verhältnis, spielte er in meiner alten Band noch auf dem Schlagzeug, zupft er hier den Tieftöner. Da wir einmal miteinander in einer Band gespielt haben, weiss ich um seine Qualitäten, und er ist ein Perfektionist. Egal ob die 1/8-Noten durchgezupft werden oder komplexe Iron Maiden Läufe aufs Griffbrett gezaubert werden müssen, er meistert es mit Bravour. Was mir auffällt, im Gegensatz zu früher, ist er auf der Bühne mittlerweile sehr agil unterwegs und begleitet seine tiefen Tönen auch mit einsprechender Mimik. Dann bleibt noch Gitarrist Dome, dass er sich in dieser musikalischen Periode zu Hause fühlt, aus welcher Dirty Hotline ihr Repertoire zusammenstellt, sieht man ihm sofort an. Die Solos zelebriert er förmlich auf seinen sechs Saiten. Anfänglich war die Band noch mit zwei Gitarren unterwegs. Nach dem Wegfall der zweiten Klampfe spürte ich im Sound noch, dass etwas fehlte. Dies steckt man mittlerweile aber locker weg und Dome spielt sich die Seele aus dem Leib und lässt zu keinem Zeitpunkt die zweite Gitarre vermissen. Die Songs kommen kompakt her, und rocken die Met-Bar. Dome geniesst den Augenblick und stürmt während «Eruption» schon einmal den Bartresen. Bei Dirty Hotline von einer Coverband zu sprechen ist in meinen Augen eigentlich schon fast ein wenig verkehrt am Platz. Der Titel einer Tribute Band würde ihr besser stehen. Dass Dirty Hotline ihre Wurzeln im Kanton Schwyz haben, dessen wird dann auch noch mit der Schwyzer Fahne Tribut gezollt, dabei lässt man noch locker den Rausschmeisser «The Trooper» vom Stapel.

Umbau ist angesagt für die aus Genua stammende Guns ‘n’ Roses Tribute Band Civil War. Ihre Anreise war ein wenig beschwerlich, wie ich hörte. Man kennt es ja, wenn man aus Italien kommt. Den Gotthard bezwingt man nicht so einfach, da hat gemäss der Sage schon der Teufel seine liebe Mühe gehabt, resp. wurde dann von ein paar findigen Urnern übers Ohr gehauen. Auch wenn heute ein Loch durch den Alpenpass besteht, sorgt das Dosiersystem eher für Unbehagen und Zeitverlust anstelle von stressfreiem Reisen. Alle Widrigkeiten zum Trotz haben es aber auch Civil War nach Lenzburg geschafft und steigen mit einem «It’s So Easy» ins Set und lassen «Mr. Brownstone» und «Nighttrain» folgen. Die Gunners Party startet also schon einmal ziemlich amtlich. Im Publikum haben die T-Shirts der Rocker aus Los Angeles, die damals mit ihrem Debüt, nach etwas längeren Anlaufschwierigkeiten, es dauerte über ein Jahr bis «Appetite For Destruction» bei dem Zuhörer zündete, überhandgenommen und man drängte sich schon bis vor den Bühnenrand. Handwerklich ist es so wie ich es mir gewünscht habe, stark gespielt und auch mit dem nötigen Dreck im Sound. Optisch kommt «Slash» dem Original am Nähesten mit seiner Mähne und dem standesgemässen Zylinder. Die Mitmusiker waren da optisch schon Lichtmeilen davon entfernt, was mich aber nicht stört, da in meinen Augen die Musik bei einer Tribute Band zählt und nicht die Optik. Ich schüttle immer noch den Kopf, wenn ich mich an ein Inserat einer amerikanischen Def Leppard Tribute Band zurückerinnere, die doch tatsächlich einen einarmigen Drummer suchten. Und wenn ich die Augen schliesse, dann höre ich Guns ‘n’ Roses und in Gedanken sehe ich auch die Band. Der Zuruf nach November Rain wird zwar gehört, aber leider nicht erfüllt. «Axl» erklärt auch weshalb; man hat kein Piano dabei, und ja, dann geht diese Überhymne natürlich einfach nicht. Die Songauswahl lässt aber ansonsten keine Wünsche offen, es ist wirklich eine Greatest Hits Vorstellung, die geliefert wird. Was mir vor allem auch aufgefallen ist, wie tight die Band ist. Extrem kompakt und noch etwas, sie spielen ohne doppelten Boden, sprich es werden keine Samples verwendet, was man hört und sieht, es ist alles echt. Ich bin ja nicht unbedingt der grösste Gunners Fan und vertrete grundsätzlich die Meinung, dass Axl und Co anstelle zwei Use Your Illusion Platten eine EP mit vier Songs hätten veröffentlichen können, und alles wäre gesagt gewesen. Bei Civil War (was übrigens einer der Songs auf meiner EP gewesen wäre) aber halte ich mich nicht nur wegen der kleineren Location dauernd vor der Bühne auf. Nein ich habe sogar vorzeitig meine Kamera ins Auto gebracht, um völlig unbeschwert der Band zu lauschen, was doch als Kompliment aufzufassen ist. Das Einzige, was mich ein wenig stört am Auftritt von Civil War ist, dass sie für mich doch recht bierernst rüberkommen. Beim Sichten der Fotos im Anschluss habe ich kein einziges Bild gefunden, mit einem Lächeln drauf. Vielleicht war man auch einfach müde von der Anreise und hatte bereits die Rückreise wieder im Kopf, denn der Tross reist noch nach dem Konzert direkt wieder zurück nach Italien. Deshalb umso schätzenswerter, dass man extra für dieses Konzert in die Schweiz reist.

Es war ein toller Abend in der Met-Bar und ich denke, es wird in Zukunft noch das eine oder andere Konzert geben, welches ich in dieser gemütlichen Location besuchen werde. Schade war es nicht ganz so voll, da hätte schon noch etwas Platz gefüllt werden können. Beim Sound muss ich ein paar Abstriche machen. Bei Dirty Hotline war in meinen Ohren die Gitarre doch eine Spur zu laut, so dass die Stimme gegen diese Wand ankämpfen musste. Dasselbe auch bei Civil War. Auch hier kämpfte vor allem «Slash» gegen die Band an und seine Solos gingen teilweise schon fast im Gefüge unter. Da könnte der Mischer noch ein wenig nachbessern. Aber ansonsten sehr tolle Atmosphäre, coole Bar und auch wer nicht gerade vor der Bühne stehen bleiben will, kann sich zurückziehen. Was ebenfalls hervorzuheben ist, dass sehr freundliche Personal der Met-Bar, so machen Konzertbesuche Spass.