Ich und Alice Cooper, dies war schon immer irgendwie speziell, keine Ahnung weshalb, aber der in Detroit geborene Schockrocker hat es in jeder Schaffensperiode geschafft mich zu fesseln. Obwohl ich ja erst über Mitte der 80er auf die Band aufmerksam geworden bin. Dann aber bereits relativ früh seinen Backkatalog zulegte, erst auf Vinyl, danach dann auf CD. Trash war die erste CD überhaupt die ich gekauft habe. Als ich 1989 in die Rekrutenschule musste, hielt mich dieses Album quasi am Leben, ohne Trash wäre diese Zeit nur noch schwerer zu ertragen gewesen. Der 19. Dezember 1989, als die Platte dann im Hallenstadion gefeiert wurde, wurde zu meinem teuersten Konzert überhaupt, da sich unterwegs dann die Polizei nicht an meiner Nachhausereisegeschwindigkeit erfreut hatte. Einige Liveshows folgten noch, bei einigen hatte ich danach sogar Tränen der Freude in den Augen, weil mich nicht nur die Shows begeistern sondern auch sein Songmaterial einfach endgeil ist.

Nun aber zu seiner neuen Platten, die Liebeserklärung an seine Heimatstadt Detroit. Detroit Stories heisst das gute Teil und wurde mit Mitte letzte Woche in den Briefkasten gelegt, gerade rechtzeitig zum gestrigen Release. Dabei besinnt er sich nicht nur auf seine Anfangszeit, sondern hat es geschafft mit Michael Bruce, Dennis Dunaway und Neil Smith auch seine Mitstreiter aus der Anfangszeit wieder an Bord zu holen. Einzig Glen Buxton aus dieser Zeit ist nicht dabei, da er leider viel zu früh 1997 verstorben ist. Dafür hat er sich eine Vielzahl an Gästen an Bord geholt und auch Bob Ezrin ist nachwievor dabei. Eines vorweg, die Fans seiner Anfangstagen werden dieses Album lieben, kein Zweifel, zudem ist das Album abwechslungsreich geworden und 15 Songs die knackig an der 3 Minuten Grenzen gehalten sind auch gut bestückt.

Los geht es mit einem Velvet Underground Klassiker Rock & Roll, und der Name ist Programm. Bereits mit dem zweiten Song „Go Man Go“ überrascht mich Alice. Ein paar Schippen Rotz dazu und es wurde ein einwandfreier Punk Rock Song it typischem Mitsingrefrain. Später im Verlauf des Albums bekommt der Punk dann noch einen draufgelegt mit „I Hate You“. Auch das zuvor auf der Titelliste befindliche „Independence Dave“ schlägt klar das Barometer in Richtung Punk. Mit „Our Love Will Change The World“ kriegt die Band schon mächtig Radio Airplay, der Song ist poppig melodiös und wie so oft auf einem Alice Cooper Album, der eine Song der irgendwie nicht zum gesamten Werk passt. Im Original stammt diese Nummer übrigens von der Popband Outrageous Cherry, die, wie könnte es anders sein, ebenfalls aus Detroit stammen. Auch „Social Debris“ wird der Fan schon kennen, der Song wurde exakt am 73. Geburtstag von Alice, dem 4. Februar, als Single mit dazugehörigem Video veröffentlicht. Auch Blues Rock kommt auf dem Album nicht zu kurz, bei „Drunk And In Love“ riecht man schon fast die Luft aus der verrauchten Bar, während bei „$1000 High Heel Shoes“ selbst Bläser zum Einsatz kommen. Alice Cooper hat in den Anfangstagen den Glamrock massgeblich mit beeinflusst und so darf natürlich mit „Hail Mary“ und „Shut Up And Rock“ auch dieses Genre nicht vergessen gehen. Mein Lieblingssong auf dem Album ist dann jedoch der recht düstere Song „Hanging On By A Thread (Don’t Give Up). Detroit ist keine Stadt der Traurigkeit und mitunter ist die Kriminalitätsrate dort auch ziemlich hoch. Detroit erlitt den finanziellen Schiffbruch vor ein paar Jahren und musste sich als bankrott erklären lassen. So kriegt der Zusatz „Don’t Give Up“ doch eine besondere Bedeutung. Vor allem dann aber wenn man sich den Schluss anhört, wenn Alice Cooper selbst die Selbstmordverhütungs Hotline Telefonnummer spricht, ehrlich gesagt läuft es mir da dann schon kalt den Rücken runter.

Detroit Stories ist ein Album geworden, welches deutlich in der musikalischen Vergangenheit der Band anzusiedeln ist. Fans der frühen Schaffensphasen können ohne Bedenken zugreifen. Allen anderen rate ich dazu ein Ohr zu riskieren und sie werden ein abwechslungsreiches Album vorfinden, welches ich persönlich ohne Zweifel locker zu den besseren von den 21 bisher veröffentlichten Studioalben des Vincent Damon Furnier zähle. Danke Alice, dass Du es erneut geschafft hast mich zu überraschen und zu begeistern.

Info

  • Label: earMUSIC
  • Genre: Hard Rock
  • Veröffentlichung: 26.02.2021

Tracklisting:

  1. Rock ’n‘ Roll
  2. Go Man Go
  3. Our Love Will Change The World
  4. Social Debris
  5. $1000 High Heels Shoes
  6. Hail Mary
  7. Detroit City 2021
  8. Drunk And In Love
  9. Independence Dave
  10. I Hate You
  11. Wonderful World
  12. Sister Anne
  13. Hanging On By A Thread (Don’t Give Up)
  14. Shut Up And Rock
  15. East Side Story