Überteuerte Preise und Fälschungen: Veranstaltungs-Tickets von nicht autorisierten Zweit-Vermarktern zu kaufen birgt hohe Risiken – für Veranstalter und Kunden gleichermaßen. Was fehlt, sind klare Spielregeln.
Viele Schweizer Musikfans sind zwar bereit, für ein Ticket ihrer Lieblingsacts wie Coldplay, Rihanna oder Beyoncé tief in die Tasche zu greifen – gleichzeitig beschweren sie sich aber über die Abzocke. Dabei können die Veranstalter nichts für die überteuerten Preise. Für das Publikum ist es oft schwierig, Erst- und Zweitmarktverkäufer zu erkennen, da im Zweitmarkt auch Tickets von nicht ausverkauften Veranstaltungen angeboten werden.
„Wir sind beim Kampf gegen unfaire Ticketpreise und Ticketfälscher auf die aktive Mithilfe der Kunden angewiesen“, erklärt Stefan Breitenmoser von SMPA. „Denn der Weiterverkauf von Tickets über nicht offizielle Ticketverkaufskanäle – auch mit hohem Gewinn – ist kein Straftatbestand.“
Veranstalter können enttäuschten Fans nicht entgegenkommen, da sie keine rechtliche Möglichkeit haben, nicht offizielle Verkaufskanäle zu unterbinden, so die SMPA. Denn: Jedermann darf Tickets mit Gewinn weiterverkaufen.
Politik gefordert
Deshalb fordert der Live-Verband ein gesetzliches Verbot, Tickets zu höheren Preisen als zum aufgedruckten Preis weiter zu verkaufen. Auch eine Lizenzierung der Ticketverkäufer, wie es in Frankreich gehandhabt wird, wäre nach Ansicht der SMPA ein Lösungsansatz.
In personalisierten Tickets sieht die SMPA hingegen keine optimale Lösung. „Der Aufwand ist für alle Beteiligten hoch, zumal die Preise im Zweitmarkt nur für sehr wenige Top-Anlässe in den Himmel schießen“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung. „Schließlich muss dieser Mehraufwand auf die Tickets abgewälzt werden, was zu einem Anstieg der Ticketpreise führen würde.“ Außerdem sei dieses System für Kunden aufwendig und umständlich.
„In erster Linie setzen wir aber auf Information der Kunden“, so SMPA-Geschäftsführer Stefan Breitenmoser. „Hierbei sind wir auf die Mithilfe der Medien angewiesen. Zentral ist dabei die Empfehlung, Tickets nur bei den durch die Veranstalter autorisierten offiziellen Vorverkaufsstellen zu erwerben und nicht im Zweitmarkt.“
Auf ihrer Website hat die SMPA Handlungshinweise veröffentlicht.

Tipps gegen Ticket-Piraten für Veranstalter:

  • Informieren der Kunden
  • Limitieren von Ticketkäufen pro Kunde
  • Beschränkung der Verkaufskanäle
  • veranstaltungseigene Vermittlungs-Plattformen oder Tauschbörsen ohne Gewinnabsichten

Tipps gegen Ticket-Piraten für Kunden:

  • über die Website des Veranstalters oder der Location nach Ticketvorverkauf suchen, statt über die Google-Suche
  • Tickets bei offiziellen und autorisierten Vorverkaufsstelle erwerben
  • den geforderten Ticketpreis mit dem offiziellen Kartenrpreis vergleichen
  • keine Tickets kaufen, die vor dem offiziellen Vorverkaufsstart angeboten werden

Hintergrund

Der Schweizer Veranstalter-Verband meldete vor kurzem seine Bilanz für 2015. Mit fast 5,17 Millionen Besuchern zählten die Schweizer Veranstalter im letzten Jahr ein Plus von 3,8 Prozent, die Anzahl der Veranstaltungen ging 3,4 Prozent auf 1695 Events nach oben und die 3,62 Millionen verkauften Tickets ergeben ein Plus von 10,0 Prozent.

Der durchschnittliche Ticketpreis fällt jedoch weiter. Bereits 2013 und 2014 war ein Rückgang zu verzeichnen, nun rutschte der Durchschnittspreis um weiter um 1,0 Prozent auf 78,65 Franken (knapp 72 Euro) ab. Dies gilt besonders für Konzerte – Festivaltickets sind aufgrund des hohen Risikos und Aufwands leicht teurer geworden.

Quelle: Musikmarkt