So da sind wir nun also angekommen im Jahr 2016. Und ich hoffe es sind alle bei bester Gesundheit, was ja gerade in den letzten Wochen immer wieder ein Thema war. Bei mir war es eine Grippe, aber leider haben ein paar grossartige Musiker aufgrund von Krankheiten diese Welt schon für immer verlassen müssen. In den letzten Wochen habe ich deshalb immer wieder mit Musikliebhabern und Musiker selbst gesprochen, und natürlich waren diese Todesfälle auch immer wieder ein Thema. Gemeinsam sind wir aber immer zum gleichen Schluss gekommen, so langsam kommen wir in ein Alter, da sterben unsere Idole einfach, da die Meisten von ihnen ja auch wieder locker schon 20 Jahre älter sind als ich selbst. Also doch fast eine Generation Unterschied, wenn man davon ausgeht, dass eine Generation rund 25 Jahre dauert. Wir Rockmusik Liebhaber leben in einer drei Generationen Musiklandschaft. Dies ist meines Wissens ziemlich einzigartig in den unterschiedlichen Stilrichtungen. Wenn ich die Charts studiere und für einmal die kaum vorhanden Rockmusik wegblende, überbleiben nur noch Popsongs die allesamt aus der selben Generation entspringen. Ganz selten hören unsere Jungen Popliebhaber einen Titel eines Künstlers der sich schon in der zweiten Generation seines Schaffens bewegt. In der Rockmusik ist dies jedoch anders, da haben wir unsere Idole, Bands wie Rolling Stones, Black Sabbath, Deep Purple oder wie sie alle heissen, die schon unsere Väter sich anhörten, Bands die ihren Ursprung in den 60er und 70er Jahren hatten. Dann sind es die Bands meiner Generation, Bands wie Bon Jovi, Europe, Metallica oder Slayer. Bands die ihrerseits wiederum sich an den erstgenannten Generation orientieren aber Bands mit denen ich hauptsächlich aufgewachsen bin. Aber auch Bands die den Stil teilweise neu definierten oder weiterentwickelten. Und nun kommt die nächste Generation die so grossartige Bands wie Five Finger Death Punch, Slipknot oder Avenged Sevenfold hervorbringt. Wir Rockliebhaber brauchen eigentlich keine Angst zu haben, um den Nachwuchs ist es grösstenteils gut bestellt.
Was macht es aber aus, dass sich die Rockmusik so vom Rest der Genres unterscheidet? Nimm einmal an, Du lernst einen Teenager kennen der gerade eben die Rockmusik für sich entdeckt. Ich hatte das Vergnügen bei der letzten Arch Enemy Show, als ich neben ein paar Jungspunden stand, die gerade ihre ersten Konzerterfahrungen bei einem Rockkonzert machten. Also stell dir vor, dieser Teenager fängt an, sich mit Bands wie Slipknot oder Mastodon auseinander zu setzen. Was würde geschehen, wenn Du ihn zur Seite nimmst und ihm einen Hit aus längst vergangenen Tagen vorzuspielen, zum Beispiel Easy Livin‘ von Uriah Heep aus dem Jahre 1972. Ich weiss was geschieht, er wird den Song mögen. Und warum? Weil es eine relativ starke Verbindung gibt zwischen diesem mittlerweilen 44 Jahre alten Song, und dem was sich ein rockliebender Teenager heute so anhört. Anders als andere Stilrichtungen, hat es die Rockmusik geschafft dieses Generationenloch niederzureissen. Und es ist kein Witz, ich stell dies in meiner Umgebung immer wieder fest. Nicht nur, dass die Jungen heute immer noch begeistert sind von den Gitarrenriffs unserer Idole von damals, auf einmal beginnen sie die Plattensammlungen (falls man diese nicht schon alle dem Brockenhaus übergeben hat) ihrer Eltern oder Grosseltern zu durchforsten. Entdecken all die Bands die damals mitgeholfen haben, den Begriff Rock und Metal zu definieren. Ab diesem Zeitpunkt fängt das Generationen übergreifende an, es entstehen Gespräche und Schwärmereien für die Bands, jede Generation macht der anderen „seine“ Band schmackhaft. Mehr noch, auf einmal finden sich bis zu drei Generationen an Konzerten wieder. Familien gehen sich Iron Maiden ansehen, genauso wie sie auf ein H.E.A.T. Konzert gehen. Bands die einerseits schon Jahrzehnte auf dem Buckel haben, oder zum Teil erst ein paar Jährchen.

Corey Taylor von Slipknot sagte einst, „wir bei Slipknot haben ein wahrlich gemischtes Publikum an unseren Konzerten, es sind nicht nur Kids die zu unseren Shows kommen, nein sie bringen auch noch ihre Eltern mit. Vielleicht auch weil wir eine grossartige Show haben, welche die Eltern an ihre Zeit erinnern, als sie mit Kiss aufgewachsen sind, ich weiss es nicht.“ Selbst Robert Halford von Judas Priest stellt fest, dass sich mittlerweile schon der Nachwuchs vom Nachwuchs ihrer Fans der ersten Stunde im Publikum befindet. Was natürlich grossartig ist, auch was die Lebensdauer einer Band angeht, und man sieht es immer wieder, wenn gerade wieder eine Band ihre Abschiedstour ankündigt, sind die Konzerte innert Minuten ausverkauft.
Aber warum lachen die Kids nicht über die Musik der Eltern. Bei mir war es zumindest so, ich habe nicht gerade gelacht, aber mit dem Musikgeschmack meines Vaters konnte ich schlicht nichts anfangen. Oberkrainer und Volksmusik war und ist nicht mein Ding, auch wenn ich eine fundierte musikalische Grundausbildung auf der Klarinette genoss, es gab ja nichts anderes in meinem kleinen Dorf, als die Musikgesellschaft. Aber warum interessieren sich heute die Kids eines Rockmusik hörenden Vaters mehr für dessen Musik und umgekehrt. Meist ist es doch so das Eltern die Musik des Nachwuchs als Krach betiteln, nicht so bei den Rockfans. Ich kann das nicht abschliessend beantworten, glaube aber der Grund liegt darin, dass Rockmusik von jeher die Rebellenmusik war, insbesondere Heavy Metal, die Metalheads hoben und heben sich immer noch mit ihrem Äusseren ab und gelten als nicht gerade Gesellschaftskompatibel. Die Gesellschaft malt sich ein Bild der Heavy Metal hörenden Fans, welches in vielerlei Farben sich vom Idealbild abhebt. So begannen sich die Metalfans immer mehr unter ihres gleichen zu versammeln, und zelebrieren ihre Bands mit Kutten und Tattoos, und tragen sie so in die Welt. Der Heavy Metal, oder die gesamte Rockmusik mit ihren Untergenres wurde eine Lebenseinstellung, die an Konzerten, Open Airs gelebt wurde. Jeder Fan freut sich wie ein kleines Kind wenn seine Band ein neues Album rausbringt, der Veröffentlichungstermin wird gefeiert. Dies wird immer eine Woche nach Veröffentlichung sichtbar, die Fans rennen sofort in den Laden und kaufen ihre Band auf Platte. Dies bewirkt, dass die Band dann sofort in den Charts auf den vordereren Rängen platziert ist, in der Folgewoche jedoch rasant wieder aus den Toplisten verschwindet. Für viele Fans der Rockmusik repräsentiert ihr Genre eine Familie, da gehört jeder rein der diese Art von Musik hört, egal ob jung oder alt, deshalb existiert dieses Generationendenken nicht.

Wenn ich mich zurück erinnere, als ich noch ein Kind war, alles war irgendwie vergänglich, und ein jeder erinnert sich wohl noch an die Sätze; ach aus dieser Phase wirst Du schon noch herauswachsen. Irgendwie greift dieser Satz jedoch nicht bei Rockmusik, oder zumindest nur sehr selten, weil wie vorgängig schon geschrieben es zu etwas wie einer Lebenseinstellung wird. Und wenn Dich die Rockmusik schon während Deiner gesamten Jugend begleitet, es zum Lebenselixier wird, und nicht mehr daraus herauswächst, gibst Du es zwangsläufig auch Deinem eigenen Nachwuchs irgendwie mit auf den Weg, es gibt also sogleich eine Verbindung. Heisst jetzt aber nicht, dass dann die Kinder nicht auch dem Hip Hop zugewandt sein können, irgendwann fangen sie ja auch selber an die Musik für sich zu entdecken. Meistens jedoch bleiben solche, ich nenn es mal Hip Hop Kids, es können auch andere Stilrichtungen sein, nicht auf ewig dieser Stilrichtung treu. Irgendwann versteht man die Texte, auch wenn man diese anfänglich noch gut fand, irgendwann ist es nicht mehr cool, diese teils recht absurden Thematiken anzuhören. Was nicht heisst das textlich im Metal alles im grünen Bereich ist und sein muss, aber die Verpackung ist eine ganz andere. Nur im Rock sind nicht Generationen durch die Musik getrennt, sie werden durch die Musik verbunden und bekommen eine gewissene Offenheit der Musik gegenüber.
Gerade in diesem Monat Januar wurde wieder einmal anlässlich eines traurigen Anlasses gezeigt, wie Heavy Metal verbindet. Die Beerdingung von Lemmy wurde live weltweit übers Internet ausgestrahlt. Und wenn ich mir die ersten paar Videos auf YouTube anschauen, und die „Views“ zusammenzähle, komme ich schon weit über eine Million Zuschauer, die sich zu irgendeinem Zeitpunkt, Auszüge aus den Dankesreden anschauten. Es ist bestimmt nicht ein nur bestimmtes Alter die so ihren Respekt gegenüber dem Schaffen dieser Legende zollen, es waren Generationen, irgendwie war die ganze Metalwelt vereint. Dies war auch auf anderen sozialen Medien erkennbar, der Zuspruch im Falle des verstorbenen Motörhead Aushängeschildes war gigantisch.
Fakt ist einfach, und da wiederhole ich mich, Musik ist die Sprache die Völker verbindet, die Sprache die auf der ganzen Welt gesprochen wird und ein jeder versteht. Schön und wünschenswert wäre, wenn nicht nur die Rockmusik die Menschen dazu bringt, sich über Generationen zu verbinden. Leider ist dies heute noch nicht in jeder Stilrichtung der Fall, da werden Musiker von Musiker zum Teil öffentlich runtergemacht. Ich denke da gerade einmal an Miley Cyrus und ihr Wortgefecht mit Nicki Minaj im letzten Jahr. Das ist doch total unnötig, macht Musik und lasst diese sprechen, statt mit solch Sachen die Fans in zwei Lager zu spalten. Vielleicht liegt es auch daran, dass viele Rockbands ihre Songs selber schreiben, wer weiss.
Unglaublich eigentlich, Rockmusik hat nicht mit der Vergangenheit zu tun, nichts mit der Gegenwart und auch nichts mit der Zukunft. Rockmusik ist zeitlos, dank den Fans eines jeden Alters. Und auf genau diesen Punkt sollten wir Rockfans stolz sein. So, und beim nächsten Mal wenn Du angemacht wirst, weshalb Du Dir diesen Krach reinziehst, kannst Du mit diesem nun doch eher etwas grösserem Artikel im Hinterkopf sagen; Rockmusik fördert das Verständnis zwischen Generationen. Und wenn das nicht verstanden wird, ist das nicht Dein Problem, sondern dass des Fragestellers. So sehe ich das, und vielleicht ist es auch Deine Sichtweise.