In zwei Wochen startet für den Liebhaber gepflegter Livemusik bereits wieder die Festivalsaison. Zum bereits 18. Mal findet das Ice Rock Festival statt. Dem Schnee und der Kälte trotzend, obwohl es in diesem Jahr bisher noch nicht danach ausschaut, stehen 13 Bands auf der Bühne im beheizten Unterstand. Das Ice Rock ist mittlerweile auch bei mir ein fester Bestandteil im Kalender geworden und es ist sowas wie die erste Familienzusammenkunft des Jahres in Wasen im Emmental. Längst nicht mehr nur ein Geheimtipp, weder bei den Zuschauern noch bei den Musikern. Auch wenn schon mal das Bier geheizt werden musste, dass es überhaupt trinkbar wurde wie vor ein paar Jahren. Oder wie im letzten Jahr es fast unentwegt schneite. Das Ice Rock ist ein Happening und auch wenn ich erst seit ein paar Jahren mit dabei bin, ich habe hier schon legendäre Auftritte miterlebt, die so nur hier am Ice Rock möglich sind. Auch in diesem Jahr haben die Verantwortlichen einige echte Leckerbissen, wenn nicht sogar Legenden, verpflichten können. In einer Art Vorschau möchte ich jetzt die Bands nochmals kurz vorstellen und allenfalls unentschlossene dazu bewegen, den Weg unter die Räder zu nehmen, es lohnt sich.

DONNERSTAG

FAT DOG

Fat Dog wurden erst 2017 gegründet und in dieser kurzen Zeit schafften es die Rapperswiler bereits beim Rock The Ring auf der Bühne zu stehen. Kein Wunder wird man auch in der restlichen Schweiz so langsam auf die fünf Jungs aufmerksam. Interessant sind natürlich die Zutaten die sie benötigen. hier eine Prise Rock, da etwas Metal, dazu noch Funk und Jazz und fertig ist der Sound der Band. Oder wie sie sagen; es ist rockig…. es ist laut… es ist handgemacht… es ist Fat Dog

DIAMOND HEAD

Einem Metalhead braucht man Diamond Head nicht mehr vorzustellen. Die Pioniere des NWoBHM zählen zu den Vorbildern von Metallica, um nur mal eine Hausnummer zu nennen. 1976 gegründet haben sie in den vergangenen 44 Jahren die Welt gesehen, nur Wasen im Emmental wohl noch nicht. Diese Lücke wird nun geschlossen und es wird ein Fest, Klassiker wie Am I Evil live hören zu können. Aber auch die neueren Sachen stehen ihren Klassikern in nichts nach.

Diamond Head - The Coffin Train

LECHERY

Lechery kommen aus Schweden und wie alle Nordländer, wissen sie wie man Härte mit Melodie verbindet. 2004 gegründet steht mit Martin Bengtsson ein ehemaliger Arch Enemy Musiker am Mikrofon. Lechery ist jedoch vielmehr im Power Metal anzusiedeln als die bekannte Ex-Band. Der Sound ist bodenständig, erdig und rockt gehörig nach vorn. Gepeitscht von Gitarrenriffs und solidem Rhythmus hauen sie auch anständige Melodien in die Gehörgänge die einen Donnerstag nicht besser ausklingen lassen dürften.

FREITAG

FIGHTER V

Ich bin ein Kind der 80er Jahre, früh genug geboren um diese Jahre auch voll miterlebt zu haben. Dann kommt eine Band aus Hergiswil daher und spielt sich mit ihrem 80er Jahre Rock natürlich voll in mein Herz. Die sympathischen Jungs zelebrieren den Rock mit soviel Liebe und Herzblut auf der Bühne und haben dabei auch sichtlich ihren Spass an der Sache. Ihr selbstbetiteltes Debütalbum kann man ruhig schon als Best-Of Platte durchgehen lassen, den einen Hänger gibt es da nicht. Es wird bereits am Freitag für mich ein Highlight sein die Jungs auf der aktuellen Tour erneut zu sehen.

Fighter V - Fighter

PRETTY WILD

80er Rock aus Schweden, kein Land bringt dies besser zustande. Wild und ungestüm sind sie dem Sleaze Rock verfallen, obwohl ich bei Pretty Wild eher Bands der Melodic Rock Schiene raushöre als Sachen wie Crashdiet. So richtig auf der Landkarte des Rocks platzieren konnten sie sich 2014 mit ihrem selbstbetitelten Album. Fünf Jahre später dann Interstate 13, ein Album gespickt mit eingängigen Songs, mitsingtauglichen Refrains und Coole Riffs. Und genau diese werden den Auftritt sicherlich zu einem Highlight werden lassen.

Pretty Wild - Interstate 13

PRAYING MANTIS

Praying Mantis zählen für mich zu den grossen Geschlagenen in der Rockgeschichte. Die Band ist sträflich unter ihren Wert geschlagen worden. 1975 gegründet, erschien ihr Debüt 1981. Danach gab es leider einige vertragstechnische Probleme und ihr zweites Album liess ganze 10 Jahre auf sich warten. Zu diesem Zeitpunkt war der Rock jedoch schon wieder arg im Umbruch und Praying Mantis schafften den verdienten Durchbruch leider nicht. Ihre Liste mit den ehemaligen Musikern ist ellenlang und alles was in der britischen Rockmusik heute Rang und Name stand irgendwann einmal in den Reihen von Praying Mantis. Seit ein paar Jahren ist man wieder richtig aktiv unterwegs und weiss immer noch wie man packende Songs schreibt. Auf Praying Mantis freue ich mich erneut besonders,

Praying Mantis - Gravity

STALLION

Stallion sind sicherlich eine der jungen deutschen Bands aus Deutschland, von denen man noch einiges hören werden wird. 2013 gegründet spielte man doch schon auf einigen grossen Festivals wie dem Summer Breeze oder dem Bang Your Head. Hatte aber auch schon die Eier ein Festival abzusagen aufgrund der Verpflichtung einer politisch nicht ganz korrekten Band. Der Freitag wird abgeschlossen mit einer gehörigen Prise gutem alten traditionellem Heavy Metal mit Speed Anstrichen.

Stallion - From The Dead

SAMSTAG

SWEET NEEDLES

Der Samstag wird von der französischen Band Sweet Needles gestartet. Die 2012 in Paris gegründete Band trat schon im Vorprogramm der Quireboys auf. Eigentlich hätte 2019, nach zwei EP’s, ihre erste CD veröffentlicht werden sollen. Die Fünf sind aber lieber auf der Bühne anzutreffen als im Studio. Ihr Mix aus Stoner Rock und Heavy Metal kombiniert mit einer energiegeladenen Show wird aber bestimmt auch in Wasen im Emmental für Stimmung sorgen.

LUCY FOUR

Lucy Four aus dem Aargau machen schon seit dreissig Jahren Musik. Trotzdem haben sie es irgendwie geschafft sich immer an mir vorbei zu spielen. Vielleicht liegt es daran, dass die Band zuvor mit dem Namen Sexy unterwegs war und ich irgendwie nicht daran gedacht habe, dass es sich um eine Band handeln könnte. Jetzt kann ich diese Lücke am Ice Rock schliessen, denn was ich bisher gehört habe gefällt mir gut. Auch wenn die Band sich nicht gerne schubladisieren lässt. Ich habe da deutliche Black Sabbath Anlehnungen rausgehört und alleine dies macht es für mich schon zur Pflicht.

EVOLVE

Evolve aus Montreux sind die Band rund im Sänger JM Viller. Jean Marc ist aus der Schweizer Musikszene nicht wegzudenken und trotzdem kriegt man fast nichts mit von ihm, dass wird sich am Ice Rock vermutlich wieder ein wenig ändern. Evolve holen ihre Inspirationen aus den 70 Jahren, da wo progressiver Rock noch die Szene beherrschte und viel experimentiert wurde. Aber auch Progressive Bands wie Symphony X stehen Pate. Ich bin gespannt auf welche Reise uns Evolve hier mitnehmen wird.

BLESSED HELLRIDE

Zentnerschwere Gitarrenriffs gepaart mit eingängigen Hooklines, das sind Blessed Hellride aus Trier. Der gesegnete Höllenritt wird eine Soundlawine lostreten die ohne Kompromisse voll in die Fresse abzielen werden. Die Zeichen stehen auf Sturm wenn Blessed Hellride auf die Bühne kommen und für gewöhnlich jedes Publikum im Handstreich nehmen.

Blessed Hellride - Bourbon King

EVERGREY

Evergrey aus Göteborg gehören definitiv zu den ganz grossen Namen des Progressiven Metals. Die Schweden schaffen es soviel Atmosphäre in ihre Songs reinzupacken dass ich persönlich jeweils schon fast hypnotisiert diese Soundkonstrukte auf mich einwirke lasse. Am Bang Your Head im letzten Jahr liess ich sie leider sausen, da zeitgleich mit Dark Tranquility ebenfalls eine meiner Lieblinge aufspielte. Die Entscheidung fiel mir zwar leicht, da ich wusste, dass ich Evergrey am Ice Rock so nah und persönlich wie nirgends sonstwo erleben werde.

DYNAZTY

Den Abschluss des Festivals macht mit Dynazty ebenfalls eine Band aus Schweden. Die Power Metal Band aus Stockholm rund um den ebenfalls bei Amaranthe (das wäre was für die 2021er Ausgabe) tätigen Sänger Nils Molin werden dem Festival noch einen draufsetzen, garantiert. Die Ohrwurmdichte des Fünfers ist abartig hoch und sie können auch schon aus einem Fundus von sechs Veröffentlichungen schöpfen. Dies wird garantiert nochmals zu einer Abschlussparty, wie sie im Bilderbuch steht.

Dynazty - Firesign