Wie schnell doch ein Jahr vergeht. Da in diesem Jahr irgendwie der Frühling gefehlt hat, kam der Sommer umso schneller und damit die eigentliche Festivalsaison. Das Greenfield in Interlaken ist sowas wie das erste unter den Grossen Festivals. Denn von einer eigentlichen Festivalsaison kann ja nicht mehr gesprochen werden. Berücksichtigt man nämlich auch die Kleinen hat man über das ganze Jahr hinweg immer irgendeins am Laufen. Auch in diesem Jahr verlief die Anreise ziemlich entspannt, mit dem Wohnwagen auch kein grosses Thema, ab auf den Camping, Fahrzeug hinstellen, die Nachbarn kennenlernen, die in diesem Jahr irgendwie alle ans Greenfield wollen und schon kann es los gehen. Erst einmal den Presseausweis abholen, was völlig reibungslos von statten geht, wie alles andere auch, einfach nur super organisiert ist. Im Medienbus dann der erste Wermutstropfen. Die Toten Hosen, der Headliner vom Donnerstag, dürfen nur von den offiziellen Medienpartner und einigen ganz grossen Tageszeitungen fotografiert werden. Damit habe ich gerechnet und verstehe dies im Falle der Toten Hosen auch, war schon immer schwierig zu einer Akkreditierung zu kommen bei den Düsseldorfer Band. Anders verhält es sich bei, ich drück mich mal vorsichtig aus, kleineren Bands wie Feine Sahne Fischfilet (sorry ich empfinde die als nicht „gross“). Die Jungs spielen am Nachmittag und lassen auch nur die genannten gleichen Medien in den Graben wie der Headliner. Ein zufällig von mir angetroffener Kumpel meinte, dass es durchaus mit dieser fragwürdigen Aktion von Pyros im Publikum zu tun haben könnte, welche die Band selbst durchführt. Tja ungefährlich ist das nicht, dem normalen Publikum auch klar untersagt mitzubringen. Feine Sahne Fischfilet zündet trotzdem Pyros und Petarden mitten in der Menge, naja, gelinde ausgedrückt grenzwertig und auch gefährlich. Vielleicht möchte man einen solchen Tatbestand auch nicht fototechnisch dokumentiert haben. Aber egal, so gibt es keine Fotos und ich überlasse die Berichterstattung dieser zwei Konzerte den offiziellen Medienpartner.

Donnerstag 13. Juni 2019

Nun zum ersten Tag, dem Donnerstag. The Art 2 Rock als Einzelperson kann neben dem Fotografieren leider nicht immer die komplette Show geniessen. Deshalb gleich vornweg, eine detailierte Konzertberichterstattung ist so nur beschränkt möglich. Begonnen wird am Greenfield traditionsgemäss mit den Alphornbläser, die somit quasi ihren urchigen Segen über das Festival legen. Das Publikum zieht bereits jetzt schon das volle Register an diesem sonnigen Tag, der bis zum Schluss trocken bleibt. Moshpit, Wall of Death alles wird in dieser ersten halben Stunde schon geboten. Am Schluss spielen die Alphornbläser dann auch noch mit Büchel, Alphorn und Keyboard den Toten Hosen Hit „An Tagen Wie Diesen“ und ernten natürlich berechtigt grossen Applaus. Nach einer kurzen Umbaupause dann mit der Sondaschule die erste Band. Die Mischung aus Ska und Punk kommt beim Publikum recht gut an und zaubert bei mir ein Schmunzeln aufs Gesicht, wenn man sieht, dass da ein angegrauter Herr über die Sonderschule singt in der er steckt. Ich fand es ein richtig cooler Stimmungseinstieg in den Nachmittag der doch noch einiges zu bieten hatte. Übrigens spielte die Sondaschule zum ersten Mal in der Schweiz, dies obwohl sie schon 1999 gegründet wurde. Auf dem Programm stand nun Halestorm. Angekündigt dass Lzzy Hale um ein wesentlich kräftigeres Stimmorgan verfügt als die Anwesenden, singt sie sich die Seele aus dem Leib. Somit ist Lzzy natürlich der Blickfang auf der Bühne wenn sie mit ihren Plateauschuhen über die Bühne stiefelt. Zwischendurch klaut aber auch Lzzy’s Bruder Arejay ihr die Show. Ungewöhnlich eingekleidet, als würde er in einer Gelateria arbeiten, wirbelt er die Schlagzeugstöcke durch die Luft und fängt sie auch mehr oder weniger wieder, geht aber auch mal in die Hosen. Leider beinhaltete der Auftritt von Halestorm auch noch ein Schlagzeugsolo im Programm. Ich bin kein Fan davon und dass Arejay immer noch die Nummer mit den überdimensionierten Stöcken bringt die mittlerweile schon ein paar Jahre alt ist, macht es auch nicht besser. Anyway, Halestorm haben für mich über die Jahre den Drive ein wenig verloren und der Sturm scheint mir ein bisschen ins Stocken geraten zu sein, wenn nicht sogar er sich zum Lüftchen abgeflacht hat. Vor Jahren wusste die Band noch zu Begeistern, mittlerweile fehlt mir irgendwie das Material dazu. Rüber ging es zur Eigerstage wo sich Power Trip den Arsch abspielte, sprichwörtlich. Die Energiereserven des Fünfers aus Dallas waren ziemlich gut geladen und mussten nun aufs Publikum übertragen werden. Ein Ausflug von Riley Gale ab ins Publikum entleerte den Tank nur bedingt. Den bis zu dem Zeitpunkt an dem ich wieder die Bühne wechseln musste, wurde auf der Bühne unentwegt rumgewirbelt. Die drei Songs die ich mitgekriegt hatte waren durchaus ansprechend wenn auch nicht herausragend aus der grossen Masse. Auf der Hauptbühne, der Jungfraustage, kamen die ersten Schweden zum Zug. Millencolin hatten aber leider gerade zu Beginn einige technische Probleme zu bewältigen, so dass die Band vorallem am Anfang unter deren Wert geschlagen wurden. Dies dämpfte die Stimmung auf der Bühne natürlich ein wenig, aber Profis lassen sich davon nicht beirren. Schwedenpower war auch auf der kleinen Bühne angesagt. Die mir bis dato nichts sagenden The Baboon Show legten gleich mal los wie die Feuerwehr. Den Preis für die eigenwilligsten Bühnenklamotten gewannen sie auf jeden Fall mit grossem Abstand. Die Frauenquote innerhalb der Band war ausgeglichen, dies erwähne ich jetzt aber nur, weil dieses Wochenende auch noch der Frauenstreiktag ist. Ich bin froh, haben die zwei Girls in der Band nicht gestreikt. Für mich war diese Band ein echtes visuelles Highlight und schade konnte ich nicht mehr von deren Show sehen. Aber wenn ich zurück zu Hause bin, werde ich mich sicher einmal mit ihrer Diskografie auseinander setzen müssen, war eine coole Punk Party. Auf der grossen Bühne spielt mittlerweile Feine Sahne Fischfilet. Ich nutze die Gelegenheit, aus eingangs erwähnten Gründen, mich mal ein wenig auf dem Gelände umzusehen, bevor ich dann wieder zur kleine Bühne gehe und mir die Norweger von Kvelertak anschaue. Übersetzt heisst dies Würgegriff und in einen ebensolchen nahmen sie die bereits zahlreichen Fans auch. Die Bühne war nicht gross genug, könnte man bei ihnen auch schreiben. Sänger Ivar, der erst im letzten Jahr zur Band stiess, verliess die Bühne wie schon oft Sänger es taten. Meist war dann aber bei der Absperrrung Schluss und sie gingen von der Barriere aus auf Tuchfühlung mit dem Publikum. Nicht Ivar, er setzte gleich dazu an die Barriere komplett zu überqueren und sich mitten unters Publikum zu mischen, inklusive Mikrofon natürlich. Nachdem ich dieses skandinavische Trio hinter mir hatte, ging es zurück zu Jungfraustage. Dort wurde zur Messe gelesen, zur einer gar düsteren. Behemoth zelebrierten ihren Black Metal gewohnt eindrücklich mit viel Feuer und Rauch. Die Polen wussten zu fesseln und es war wirklich eindrücklich. Gründungsmitglied Nergal, der sowohl als Sänger als auch als Gitarrist auf der Bühne steht, hat übrigens einen Uni Abschluss in Geschichte und ist ausgebildeter Museumskurator. Dass er noch auf der Bühne steht ist ebenfalls nicht selbstverständlich. Nach einer fortgeschrittenen Leukämie vor ein paar Jahren sprang er dem Teufel buchstäblich nochmal von der Karre, indem er eine anonyme Spende von Stammzellen bekam.

Setlisten Photocredit Bömmel
Setlisten Photocredit Bömmel

Nergal sollte jedoch noch eines lernen, wer austeilt soll auch einstecken können. Der Tausch Kunstblut gegen Bier finde ich ja nicht so schlecht, nur Nergal schien dies nicht zu mögen. Wieder runter zur Eigerstage, dort warteten While She Sleeps. Die Burschen aus Sheffield zeigten eine Metalcore Show wie sie im Buche steht. Sänger Loz erklimmte selbst die Backline um sich von ihr runterzustürzen. Ja diesen Jungs hätte ich gerne noch länger zu geschaut, aber auf der Hauptbühne kam eines meiner persönlichen Donnerstags Highlights. Die Dropkick Murphys verwandelten den Flugplatz in eine gewaltige Partymeile. Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet. Da kann einfach keiner stillstehen und als dann auch noch Rose Tattoo auf der Setlist stand, war der Kessel komplett am überlaufen. Mein fototechnischer Abschluss fand dann noch mit Beartooth statt. Da ich dann aber noch unbedingt Die Toten Hosen ansehen wollte war ich wirklich nur im Graben um Fotos zu schiessen und habe mir die Amerikaner gar nicht richtig angehört.

Freitag 14. Juni 2019

Der zweite Tag begann mit der Luzerner Band Chelsea Deadbeat Combo. Ein undankbarer Job ein Festival zu eröffnen, aber sie schafften es mit Bravour. Klar waren ihre Fans mitgereist ist ja auch nur knapp zwei Stunden Reisezeit. Heimlich und versteckt wurde auch noch ein klein wenig politisiert. Stellten sie doch ein paar grosse Werbebanner für den am heutigen Freitag stattfindenden  Frauenstreiktag auf. Wie sich über den ganzen Tag zeigen sollte, stand am heutigen Freitag auch tatsächlich nicht eine Frau auf der Bühne, die waren vielleicht wirklich alle am Streiken. Nach den Schweizern folgten die Eskimo Callboys aus Deutschland und sie strotzten an diesem recht sonnigen Nachmittag nur so vor Energie. Dies ging richtig ab aber hallo. Vorallem war für mich ein Highlight wie die beiden Sänger ihren Gesang vollkommen synchron in die Menge schleuderten, das war vermutlich nicht die letzte Show von ihnen die ich mir angesehen habe. Eigentlich hätte ich mir die Show wirklich bis zum Ende anschauen sollen. Auf der Eigerstage kam für mich leider die Enttäuschung des Tages, Almost Human, anders kann ich es nicht ausdrücken. Die Band aus Yverdon-les-Bains rannten zwar auf der Bühne rum, als wurden sie von einer Wespe gestochen. Wenn dann aber so offensichtlich Playback gesungen wird, dann habe ich kein Verständnis mehr. Das Mikro meilenweit vom sich bewegenden Mund weg und trotz dem kam das Schreien aus den Boxen als wäre nichts gewesen. Sorry meine lieben Landsleute, aber dies kann ich nicht durchgehen lassen. Immerhin haben die den Auftritt anlässlich eines Kontestes gewonnen, was bei mir für Unverständnis sorgte. Dann lieber wieder zurück zur Hauptbühne Dort war ein relativ umfangreicher Umbau abgeschlossen und die Mittelalter Rocker von Saltatio Mortis zeigten überaus sympathisch im Steam Punk angelehnten Mittelalter Stil wie man mit Drehleier und Dudelsack umzugehen hat. Ein durch und durch sympathischer Auftritt. Hervorheben möchte ich noch, dass gleich im Anschluss ans Konzert der Sänger Alea sich im Publikum zeigte und sich ausgiebig Zeit nahm, alle mit Selfies und Unterschriften zu bedienen, die den Weg neben die Bühne fanden. Eine nette Geste und allenfalls auch gleich ein Verbesserungsvorschlag ans Greenfield Festival. Bietet doch, wie teilweise auf anderen Festivals, ebenfalls Autogrammstunden an. Dies würde von den Fans sicher wohlwollend angenommen. Viele Musiker sind hin und wieder so oder so auch auf dem Gelände zu erblicken, wieso also nicht ein Anlaufstelle für Autogramme schaffen. Zurück auf der Eigerstage rockten sich Cane Hill aus Amerika den Arsch ab. Meins war es nicht aber sie hatten genügend Zulauf im Publikum. Musikalisch dann eher wieder auf meiner Seite auf der Jungfrau Stage dort spielten Frank Turner and the Sleeping Souls. Von wegen schlafen, gradliniger Kick Ass Rock’n’Roll der an diesem Festival wohl am besten eingekleideten Musiker. Die Herren hätte man ganz gut auch auf eine Hochzeit schicken können, um dort zu spielen. Ganz so viele Zuschauer wie 2012 an der Eröffnungsfeier der olympischen Spiele hatte es zwar nicht vor der Bühne, trotzdem war es schon beachtlich voll in der Nachmittagssonne. Man merkte es ist Freitag und für viele beginnt das Wochenende erst jetzt. Frank Turner, der in Bahrain geboren wurde, rockte mit seiner Band so richtig gut drauf los. Da merkt man schon, dass tief in ihm drin die Punk Wurzeln noch vorhanden sind. Blickfang für mich war Bassist Tarrant Anderson, wie der seinen Instrument quälte grenzt schon fast an Materialschlacht. War ein ziemlich cooler Auftritt. Auf der Eigerstage folgte cooler Punk Rock der Marke wie ihn Fall Out Boy oder The Offspring auch spielen. Ich sag dem immer liebevoll Highscool Punk. State Champ hiessen die Akteuere auf der Bühne und kommen aus dem Staate New York. Sie hatten definitiv auch schon ihre Anhängerschaft, die sich zuweilen recht textsicher mitgesungen haben. Auf der Jungfrau Bühne dann mit Lamb Of God eine Band, die bereits fünf Grammy Nominationen ihr eigen nennen können. Die Band rund um Sänger und Wirbelwind Randy Blythe feiert im nächsten Jahr ihr 30. Jubiläum und hat in dieser Zeit erst einen Besetzungswechsel zu verzeichnen. Entsprechend eingespielt ist die Band, die sich mit ihren religionskritischen Texten durch den späten Nachmittag schreit. Die Band hat eine recht hohe Popularität, entsprechend voll war es schon vor der Bühne, was jedoch erst ein Vorgeschmack sein sollte, auf dass, was noch kommen sollte. Ein Abstecher zur Eigerstage zu dem deutschen Punk Trio Montreal. Musikalisch nicht die grosse Kiste aber was die Burschen an Sprüche klopfen ist ja abartig. Und die sind keineswegs einstudiert, die sind spontan, situationsbezogen und sie schaukeln sich auch noch gegenseitig hoch. Die könnten auch einen Auftritt als Stand Up Comedians bekommen und sich selbst noch mit ein paar deutschen Fun Punk Songs umrahmen. Dann wurde es eng, richtig eng, Papa Roach standen auf de Hauptbühne und begannen ihr Set zwar mit leichter Verspätung aber mobilisierten die Massen, so wie ich es an diesem Wochenende bisher noch nie gesehen habe. Es war ein Hexenkessel, an ein Durchkommen war nicht mehr zu denken. Sänger Jacoby Shaddix war natürlich ab der Resonanz extrem begeistert, in dieser von vielen Bands, als schönste Kulisse für ein Festival, zu spielen. Wie voll es war, merkte ich dann vorallem als ich aus dem Fotograben zurück wollte, um das Konzert ein wenig von weiter hinten zu geniessen. Es war wirklich komplett voll da vorne. Als die Band dann noch die Übernummer The Last Resort anstimmten bebte die Erde. Einen solchen Chor habe ich noch selten gehört und zaubert mir gerade auch jetzt wieder,beim Schreiben dieser Zeilen, Hühnerhaut auf die Arme. Kann das noch übertroffen werden? Bestimmt nicht von einem einzelnen Song wie es The Last Resort eben ist. 2013 aufgelöst und zwei Jahre später bereits die Reunion, die Rede ist von Underoath aus Florida. Ich hatte kurz vor Konzertbeginn ein wenig Angst, dass sie vor leerer Kulisse spielen würden. Den Papa Roach hatten ihren Gig noch nicht beendet und als ich kurz vor Spielbeginn vor der Eigerstage war, war dort noch die komplette Leere, es war niemand da. Dies änderte sich dann kurze Zeit später allerdings. Da ich aber irgendwie vermutete, dass ich wohl länger als üblich brauche um wieder die Seite zur Jungfraustage zu wechseln, habe ich nicht sehr viel von ihrem Auftritt mitgekriegt. Den den auf der Hauptbühne sollten Amon Amarth ihr Valhalla öffnen. Und wie sie dies taten. Amon Amarth haben erst gerade vor kurzem einen weiteren Meilenstein in Form von Berzerker veröffentlicht und hatten richtig Bock darauf die Berge zum Zittern zu bringen. Zudem dürfte die Schneeschmelze an den Bergen nun definitiv eingetreten sein. Denn was Amon Amarth an Pyroeffekten auspackte war schon ziemlich krass. CO2 oder Flammen, eines von Beidem gab es nahezu immer während ihrer Spielzeit. Die brachten die Luft rund um Interlaken zum Brennen. In gewohnter Qualität jagten sie ein Riff nach dem anderen pfeilschnell aus der PA Anlage. Ich habe dies schon an anderer Stelle mal geschrieben. Amon Amarth sind in meinen Augen schon fast zu perfekt, nicht der kleinste Fehler schleicht sich da ein, alles ist perfekt abgestimmt mit der Show und wie immer ein Riesenspektakel. So hat ein Heavy Metal Gig auszusehen und so muss er sich anhören, das war grosses Kino. Ich wurde so ihn den Bann gezogen, dass ich schon fast The Amity Affliction auf der Nebenbühne verpasst hätte. Viel habe ich auch nicht mitbekommen, denn wenn man fotografiert dann hört man automatisch auch nicht so genau zu, der Fokus ist dann halt eher auf der Kamera. Ich tue der Band unrecht, dass ich gleich nachher wieder die Bühne wechselte, den The Amity Affliction waren richtig gut. Nur auf der Hauptbühne wurde mittlerweile der aufwendige Aufbau der Slipknot Bühne in Angriff genommen und ich musste mich ja erst wieder durch die Massen nach ganz vorne kämpfen. Als es dann um kurz nach 23:30 auf der Bühne mit der Slipknot Show losging war der Teufel los. Die Bühne hatte schon etwas zu bieten, da war alles dabei. Passarellen für die Percussion, beleuchtete Stege im Hintergrund und schliesslich waren auch die Pyros, die schon durch Amon Amarth warmgelaufen sind, also weiterhin die Gasrechnung hoch halten. Ein Duracell Hase ist eine lahme Krücke wenn man sich das Stage Acting der Band reinzieht. Man weiss kaum wo man hinschauen soll, schliesslich sind bei Slipknot auch neun Personen auf der Bühne. Der Hype um die Band bekam ich ein erstes Mal in Kanada mit. Als damals ihr Album Iowa veröffentlicht wurde, gab es nicht einen Plattenladen in Kanada, die nicht auf den Slipknot Zug aufsprangen. Ich hätte damals nie gedacht, dass die Band mal so gross werden würde. Mir persönlich haben Slipknot jedoch nie wirklich gut gefallen, es gibt einzelne Ausnahmen von Songs die ich sackstark finde, andere wiederum packen mich nicht wirklich. Verbunden aber mit einer Showproduktion wie diese hier am Greenfield wissen sie sehr wohl wie man Gefangene macht und diese nicht mehr loslässt. Die Kombination der Songs mit der Show macht es aus, wenn es nun um meine Wenigkeit geht. Zu Hause werde ich mir Slipknot wohl eher erst wieder auflegen, wenn ich Aggressionen abzubauen habe.

Freitag 15. Juni 2019

Der dritte und letzte Tag am Festival ging wie gewohnt mit der Medienkonferenz los. Auch dieses Jahr konnten die Zuschauerzahlen gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Alles in allem waren über die drei Tage 82’000 Festivalgänger auf dem Gelände. Der vor einigen Jahren eingeführte Mittelaltermarkt wurde auch in diesem Jahr vergrössert und verzeichnete alleine am Freitag 10’000 Besucher. Ich finde die Medienmitteilung ja eigentlich eine ganz gute Sache. Aber als Hinweis für den Veranstalter wäre es nicht schlecht, diese ein halbe Stunde früher anzusetzen. Dann hätte man nicht so ein Gehetze zur ersten Band. So konnte ich leider nicht bis zum Schluss im Hangar bleiben, da bereits Cellar Darling anfingen zu spielen. Cellar Darling ist ein Spross aus der Greenfield Foundation, welche für die Nachwuchsförderung innerhalb der Schweizer Szene zuständig ist. Im Falle von Cellar Darling wurde einiges zur Finanzierung der im Frühjahr erschienen zweiten CD beigesteuert. Die Schweizer sind unterdessen weit über die Landesgrenzen bekannt und schaffen es schon am frühen Nachmittag, obwohl jeder noch Guten Morgen sagt, wenn man sich trifft, schon mächtig Publikum vor die Bühne zu bringen. Der Sound ist sehr atmosphärisch und die Songs auch nicht unbedingt die Eingängigsten. Es ist auch nicht meine Welt, diese Art von Musik. Dies soll aber keinen Abschrecken, ist ja auch nur mein eigener Geschmack. Die Engländer von TesseracT legen dann auch schon etwas im Härtegrad drauf. Ihr progressiver Heavy Metal kann zuweilen auch eher schwer verdaulich auf dem Magen liegen. Aber eines muss man der Band lassen. Der Sänger Daniel Tompkins hat einiges an Gesangsstilen drauf, die er variabel einzusetzen vermag. Er ist es auch der mich dazu verleitet, zuzuhören. Aber leider auch nur knappe 30 Minuten. Den auf der anderen Seite des Geländes, auf der Eigerstage, stehen die nächsten Schweizer Musiker bereit. Einen viel schweizerischeren Namen als Hellvetica kann man auch nicht haben, da ist die Herkunft sofort geklärt. Sie gewannen den Auftritt am Greenfield Festival im Rahmen einer Ausscheidung. Und die Lenzburger zeigten auch wieso. Sie ziehen mit ihrer sympathischen Art schon richtig viel Publikum an, was wiederum zeigt, dass ihre Arbeit an der Fanbase sich zunehmend bezahlt macht. Zeigen auch ganz offen wie sehr es ihnen Spass macht hier zu spielen. Sie lassen sich nach dem Konzert auch gerne auf einen Schwatz ein und ich habe sie auch nachher noch immer wieder mal auf dem Gelände gesehen. Auf der Jungfrau Stage war es nun aber so langsame Zeit für Partymusik. Dass die Stimmung auch innerhalb der Band ins Rollen kommt, dafür sorgen Zebrahead gleich selber. Die Amerikaner bringen nämlich gleich ihre eigene Bar mit auf die Bühne, wo dauernd neue Drinks gemixt werden. Der von ihnen gespielte Fun Punk bringt die Meute auch richtig in Bewegung. Ihre mitgebrachten „Aliens“ unterhielten ebenfalls ganz gut, ob im Gummiboot über den Köpfen der Zuschauer hinweg getragen oder einfach durch ihre Anwesenheit. Als sie dann auch noch zum kollektiven Crowdsurfen aufgerufen haben, nur weil jetzt einer Geburtstag hat, wurden sie vermutlich auch noch zum Albtraum der Security. Musikalisch nicht wirklich der Knaller, aber stimmungsmässig setzten sie schon einmal ein Duftmarke ab. Unten auf der Eigerstage stand die nächste Schweizer Combo The Peacocks aus Winterthur auf der Bühne. Das Trio ist weiterer Farbtupfer an diesem Tag. Mit ihrem Rockabilly leicht punkig angehauchten Rocksongs sorgen sie für ziemlich gute ausgelassene Stimmung. Blickfang war definitiv der Kontrabass von Simon Langhard und seiner Art über die Bühne zu tigern. Immer mit einem Fuss den Bass vorantreiben, dass man dann auch wieder zum richtigen Zeitpunkt für die Backing Vocals vor dem Mikro steht. Kurz darauf komplettes Kontrastprogramm, auf der Jungfraubühne standen mit At The Gates eine alt gediente, 1990 gegründete Death Metal Band. Sänger und Gründungsmitglied Tomas Lindberg kämpfte anfänglich immer wieder mit technischen Problemen mit dem Mikrofon, so dass er aufs das SpareMic zurückgreifen musste. Mit der Zeit hatte man auch dies im Griff und ich konnte für einmal den recht komplexen Songs der Band ein wenig länger beiwohnen. Schliesslich hat man nicht alle Tage sowas wie Mitbegründer einer Stilrichtung auf der Bühne. Zudem sind Death Metal Bands aus der Göteborger Szene an sich schon ein Garant für gute Musik. Mit dem Blick gegen den Himmel und dem Gedanken beim Regenschutz wechselte ich wieder die Bühne um mir Hämatom anzuschauen. Für mich nicht ganz nachvollziehbar, dass man die Franken auf der kleinen Bühne spielen lässt, die ziehen mittlerweile richtig gut und es war vor der Bühne auch beachtlich voll. Komplett maskiert oder geschmickt spielen die nach den vier Himmelsrichtungen benannten Musiker ihr Programm. Lassen sich auch, bedingt durch ein Einhorn, aufs Sprücheklopfen ein und ein crowdsurfendes Schlagzeug sieht man ja auch nicht alle Tage.

Über den ganzen Tag hinweg haben viele immer wieder einen besorgten Blick auf das Wetterradar geworfen. So gut waren die Prognosen leider nicht, Greenfield Festival ohne Regen geht eigentlich schon fast nicht. Hier aber war etwas grösseres angesagt. Schon bevor Hämatom angefangen haben zu spielen habe ich die Meldung gekriegt, dass es am anderen Ende des Sees, in Thun, bereits gehagelt hat. Dann kam das worst case scenario um 18:30h. Das Greenfield unterbricht den Hämatom Gig und den ganzen Konzertbetrieb für eine Stunde. Schlimmer noch, die Organisatoren lassen das komplette Gelände evakuieren. Wie sich eine halbe Stunde später zeigt, das einzig Richtige. Es war jedoch unglaublich wie professionell die ganze Evakuation von statten ging, meinen Respekt an die Organisation, die Security und an die Besucher. Eigentlich hat die Organisation und die Zuschauer den grössten Applaus an diesem Festival verdient. Besonnen und wohlüberlegt ging diese Aktion über die Bühne.

Eine Stunde später konnten die Leute wieder ins Gelände gelassen werden und das Schlimmste war überstanden. Leider vielen aber die Konzerte von Me First & The Gimme Gimmes und von Our Last Night den Wetterkariolen zum Opfer. So ging es mit dem Symphonic Schwergewicht Within Temptation auf der Jungfraustage wieder weiter. Schwerpunktmässig beim neuen Album war die Setlist ähnlich, einfach kürzer, wie noch im November in Zürich. Schade, dass für das Festival Shot in the Dark aus der Liste gestrichen wurde und auch Sinead nicht dabei war, aber das ist jammern auf hohem Niveau. Auf der Eigerstage spielten dann meine Tagesfavoriten von Amaranthe. Ich mag diese Band einfach, klar mit Elize Ryd hat man wahrscheinlich die schönste Frau (ist Geschmackssache ich weiss) des kompletten Festivals in den eigenen Reihen. Aber ich stehe nun mal auf diese Kombination von Pop und Metal. Ich tat mich echt schwer die Bühne kurz zu verlassen um noch Eluveitie vor die Linse zu kriegen. Die aktuell wohl erfolgreichste Schweizer Metal Band liess auch nichts anbrennen. Ich tue mich zwar immer wieder schwer mit ihrem Gesamtwerk. Da haben sie Übernummern wie das im Dialekt gesungene „Call of the Mountains“ oder „Ategnatos“. Dann gibt es aber für mich einfach wieder zuviele dieser nicht ganz so zugänglichen Songs. Ich knipste und ging wieder für ein paar Minuten runter zu Amaranthe. Nach dem Umbau dann folgten Graveyard ebenfalls aus Schweden und dann auch noch aus Göteborg wie ihre Landsmänner von At The Gates. Graveyard vermochten mich jedoch nicht zu fesseln, auch wenn ihre Alben regelmässig in den schwedischen Charts die Toppositionen belegen. Also zurück zur Jungfrau Stage. Anders ausgedrückt zog ich nun in den  Krieg. Denn dort bereiteten sich Sabaton auf einen Grabenkrieg vor, verbarrikadierten mit Sandsäcken und einem Stacheldrahtverhau die Bühne und brachten schon mal die Haubitze in Stellung. Wenn Sabaton in den Krieg zieht dann brennt das Schlachtfeld und dies war auch heute nicht anders. Die Schweden aus Falun fackelten alles nieder. Wie recht ich mit dem Grabenkrieg hatte, zeigte sich als ich im Fotograben stand. Die Bühne war ja sonst schon hoch, mit der Stacheldraht Barrikade wurde diese nochmals erhöht und die Musiker standen dann auch noch ein beträchtliches Stück weiter hinten bei ihren Mikrofonständern. Sie kamen zwar hin und wieder mal nach vorne. Wirklich brauchbare Fotos waren dann aber Mangelware. Vom Panzer war aus dem Graben überhaupt nichts auszumachen. Ich wage zu behaupten auch die ersten Reihen vor der Bühne sahen diesen auch nur auf den installierten Grossleinwänden. Die Schlacht ging also klar 1:0 an Sabaton gegen die Fotografen. Ansonsten gibt es nichts zu meckern am Konzert von Sabaton. Ihre Hymnen sind einfach wie gemacht für die grosse Bühne und die pompöse Inszenierung macht ihr übriges. In meinen Augen ein würdiger Abschluss eines grandiosen Festivals.

An dieser Stelle richte ich auch gerne meinen Dank an die Greenfield Organisatoren, danke vorallem an Michael für die Akkreditierung und die Betreuung vor Ort, ebenfalls meinen Dank an die Fotografenkollegen für den wie immer respektvollen Umgang im Pit. Auch in diesem Jahr konnten wieder neue Bekanntschaften gemacht werden und bis auf das kleine Unwetter nehme ich nebst dem Sonnenbrand eigentlich nur Positives mit nach Hause. Jetzt geht es an die Fotobearbeitung, die Bilder werdet ihr dann laufend auf dieser Seite in der Galerie und natürlich auf meinen Social Media Kanälen zu sehen bekommen. Zu guter letzt noch meinen Dank an Bömmel für das Bild seiner Jagdtrophäen (Setliste).