Manchmal kommt ein Wochenende ein wenig anders als es ursprünglich geplant ist. So auch dieser Samstag der 21. Rocktober. Knapp eine Woche vorher werde ich vom P9 in Biberist kontaktiert, ob ich nicht allenfalls Zeit hätte, ihre Rocknight auf die Speicherkarte zu bannen. Nach etwas umdisponieren konnte ich dann auch Grünes Licht geben. Also setze ich mich kurz nach 17:00h ins Auto und düse los. Naja, mit düsen war dann wieder einmal auf der Höhe von Buchrain Schluss. Ein veritabler Stau mit Rettungsgassenbildung bremste mich schon einmal ein. Zum Glück bin ich ja früh dran und mir kann diese Blechkaltumformung die kurz vor Luzern stattgefunden hat nicht viel anhaben. Aber es kostet mich wieder einmal 30 Minuten meines Lebens mit beharrlichem im Stau. Danach geht es dafür zügig voran und auch der sonst immer in den Nachrichten omnipräsente Stau nach dem Autobahnverzweiger in Egerkingen bleibt diesmal aus. Trotzdem erinnere ich mich einmal mehr bei der Durchfahrt in Egerkingen an die Serie «Motel», die Älteren unter den Lesern erinnern sich. Aber auch Biberist selbst ist bei mir nicht in bester Erinnerung, hatte ich anfangs der 90er Jahren doch ziemlich verschissenen dreiwöchigen Militärurlaub zu absolvieren. Ans P9 habe ich jedoch nur beste Erinnerung, auch wenn ich heute erst zum dritten Mal dort zu Gast bin, es liegt halt doch nicht unbedingt am Weg und in meinem Einzugsgebiet. Das erste Mal spielte ich dort selbst auf der grandiosen Bühne anlässlich einer Geburtstagsparty. Das zweite Mal war ich Gast an einer privaten Party und dann eben heute als Fotograf. Und um es gleich vorwegzunehmen, die Privilegien die ich heute zugesprochen bekomme, sind einfach nur grandios. Zutritt zu allen Bereichen in der Halle inkl. Backstage, genügend Platz für mein Equipment und Gastgeber, die es wirklich zu schätzen wissen, dass ich zum Fotografieren komme. Das lässt mich doch glatt vergessen, dass ich umdisponieren musste, um hier sein zu können. Deshalb schon hier ein RIESENDANKE an Andrea und André.

Kurze Zeit zuvor konnte ich leider nicht an der Releaseparty von Dave & The Dudes in der Schüür teilnehmen. Ich komme so also unverhofft, früher als erwartet in den Genuss der neuen Band von Dave Niederberger, dem ehemaligen Fighter V Sänger. Und ich bin mehr als gespannt ihn endlich wieder auf der Bühne zu sehen, was ja nicht selbstverständlich ist, nach seinen Problemen mit der Stimme. Von diesen ist aber heute über das komplette Konzert nichts mehr zu spüren. Die Dudes rund um Dave sind Michi Mätzler (Gitarre), Luca Frei (Gitarre), Dave Duss (Schlagzeug) und Manuel Wiget (Bass). Bereits mit den ersten gespielten Noten von «Self Made Millionaire» findet sich schon eine beachtliche Anzahl Fans vor der Bühne ein. Millionäre sind sie vermutlich (ich kenne ja die Kontostände nicht) nicht aber bestimmt «Man Enough» das P9 zu rocken, eine Location, die ich jedem einmal ans Herz legen muss, diese hier zu besuchen. «Man Enough» wird auch schon ziemlich abgefeiert und auch wenn die Platte noch nicht lange auf dem Markt ist, lautstark mitgesungen. Nach «Running With The Boys» fragt Dave in die Runde, wer tanzen kann. Auch wenn vermutlich mehr hier sind, um die Band zu geniessen, melden sich zwei Personen. Was nicht weiter schlimm ist, denn Dave legt einen alten Schinken neu auf und der führt unweigerlich dazu, dass keiner mehr ruhig stehen bleibt, «Jailhouse Rock» heisst die Nummer und nicht nur Elvis kann schliesslich einen Hüftschwung. Auch wenn die Bühne hauptsächlich von Dave und seinem Bewegungsdrang in Anspruch genommen wird, hat es Platz für ein Schlagzeugsolo des anderen Dave. Ich bin ja ein wenig auf Kriegsfuss mit Schlagzeugsolos aber im Falle von Dave & The Dudes, die erst ein Album am Start haben, darf man so etwas natürlich machen. Zudem haut Dave Duss so auf die Kiste ein, als würde es kein Morgen geben und schon fast im Metalbereich anzusiedeln ist. Auch ruhige Moment können das Publikum in Ekstase führen, und zwar dann, wenn Dave (wieder der Frontmann) die Bühne alleine mit einer akustischen Gitarre betritt und «Don’t Stop Believin’» von Journey singt. Zum Abschluss gibt es dann noch den geilen Rocker «Down For The Count» bevor sich die Band endgültig von der Bühne verabschiedet.

Umbaupause ist angesagt, die auch angenehm kurz ist und kaum habe ich die Kamera einmal für einen Moment abgelegt, spurte ich auch schon in den Backstagebereich diese wieder zu holen. Schliesslich erklingt aus dem PA-System schon das Intro zu «Lay Your Hands On Me». Vor meinem geistigen Auge stehe ich erneut im November 1988 im Hallenstadion, als genau dieses Intro das Konzert von Bon Jovi einleitet und er zum Schluss des Intros aus dem Bühnenboden hochschoss. Dies kann das P9 zwar nicht bieten, aber dafür mit New Jersey eine Bon Jovi Tribute Band, die meine Zeitreise perfekt macht. Die Italiener muss man sich als Bon Jovi Fan geben, unbedingt. Ich sehe sie heute zum zweiten Mal und bin erneut überrascht, wie akkurat genau New Jersey den Soundtrack meiner 20er Jahren rüberbringt. Ich kann von mir behaupten, dass ich in den 80er und 90er ein schwerer Fan des Originals gewesen bin. Ihre Konzerte in der Schweiz bei mir immer ein Muss gewesen sind. Obwohl damals 1988 ich zugebe, hauptsächlich wegen Lita Ford die Tickets für beide Shows im Hallenstadion gekauft hatte. Schliesse ich aber jetzt die Augen und lausche dem Gehörten, ich würde sofort unterschreiben, dass da vorne auf der Bühne Jon Bon Giovi und seine Truppe steht. Was folgt ist ein Best-Of Programm durch die ganze Karriere von Bon Jovi. Es fehlt kein einziger Hit aus der 40 Jahre andauernden Karriere der Jungs aus Perth Amboy dessen Frontmann ursprünglich sizilianischer Abstammung ist. Selbst die Bühnenaufstellung von New Jersey ist dem Original nachempfunden mit abgedrehtem Keyboardturm. Auch die Gestik von Frontmann Sandro Casali wird fast perfekt nachempfunden, es ist wirklich täuschend echt, was in dieser über zwei Stunden dauernden Show abgeliefert wird. Und dem Publikum gefällt es natürlich und drängt sich in Bon Jovi Shirts gekleidet möglichst an den Bühnenrand. «I’ll Be There For You» übernimmt Gitarrist Matteo «Richie Sambora» Gattei den Leadgesang, genauso wie bei den meisten Liveauftritten des Originals, zumindest so lange Richie noch bei Bon Jovi dabei war. Auch die doppelhalsige Gitarre kommt zum Einsatz, wo, nach klar bei «Wanted Dead Or Alive». Die hohen Töne bei «Runaway» trifft Sandro mit seinen 39 Jahren auf dem Buckel noch mit Leichtigkeit. Es ist wirklich ein echter Hörgenuss New Jersey so zu erleben, wie es das Original noch zu Ihren Glanzzeiten erreicht hatten. Auf jeden Fall bin ich rundum glücklich als das Konzert sich dem Ende zu neigt und mit «These Days» seinen Abschluss findet.

Es hat sich gelohnt nach Biberist zu fahren, in jeglicher Hinsicht. Topmotivierte und spielfreudige zwei Bands mit Dave & The Dudes und New Jersey. Zwei Bands, die auch neben der Bühne sehr sympathisch agieren und sich für jeden Schwatz Zeit nehmen oder sich sogar an die Tische setzt, um neue Kontakte zu erstellen oder alte zu pflegen. Mein Dank geht natürlich vor allem an das P9 Team, es war grossartig und da kommt mir gerade noch in den Sinn, ich habe meine halb leergesoffene Mineralflasche nicht vom Technikraum abgeräumt, sorry für das, sollte bei einem nächsten Mal nicht mehr vorkommen. Dass es ein nächstes Mal in irgendeiner Form wieder geben wird, davon bin ich überzeugt. Danke vor allem an Andrea die an mich gedacht hat, als Not am Mann war und mich kontaktiert hat, es war mir eine Freude auszuhelfen. Allem anderen die noch nie im P9 waren, ich habe es eingangs schon erwähnt, lege ich einen Besuch wirklich nahe, schaut regelmässig auf der Seite NEWS | P9 Event-Location (p-9.ch) vorbei. Sie haben für jeden Musikgeschmack immer wieder mal eine passende Veranstaltung.