Vielleicht ist es vermessen zu sagen, dass ich am letzten Samstag zusammen mit meinem Sohnemann nach Chur gegangen war, um die Speerspitze der CH – Rockszene live zu erleben. Letztlich war ja extrem viel los an diesem ersten Samstag nachdem nun alle Massnahmen aus der Pandemie aufgelöst wurden. So liess ich meinen Sohn entscheiden, wohin er gehen möchte, um wieder einmal Livemusik zu erleben. Er entschied sich für den Spassfaktor wie Kollege Ralf mir am Nachmittag noch via WhatsApp mitteilte und er sollte recht behalten. Das Dreigestirn Rock Out, Black Diamonds und King Zebra sind auf alle Fälle ein Garant dafür Gute Laune zu verbreiten. So bin ich dann an diesem winterlichen Samstagabend in das überraschenderweise schneefreie Chur gefahren, um zum ersten Mal ein Konzert im Palazzo zu besuchen. Und ja es ist vermutlich die Speerspitze, wenn es um Spass, Sympathie, Publikumsnähe und Gute Laune geht was wir da live geboten bekommen haben.

Sichtlich Spass hatten auch die Hauptakteure auf der Bühne, und dieser wirkte natürlich enorm ansteckend und die Stimmung war gleich von Beginn weg sehr gut als die Emmentaler Jungs von Rock Out ihre ersten rockigen Akkorde ins Publikum schmetterten. Rock Out sind mit ihrem erdigen Rock bestimmt die Aufsteiger der letzten Jahre und dies zu Recht. Viel Spielfreude und die wie immer humorvollen Ansagen von Flopsi tragen natürlich, dass ihre dazu bei. Auch heute wieder kann der Shooting Star der Schweizer Sängerszene auftrumpfen mit seinen Sprüchen über Emmentaler im fernen Graubünden. Gekonnt untermalt von ihren Eigenkompositionen. Ein Highlight einmal mehr 7 Minutes In Paradise, welches mich zwar immer wieder in den Anfangsakkorden an Paradise City erinnert, vielleicht auch gewollt im Zusammenhang mit dem Titel, da muss ich mal die Band fragen. David verpackte dann auch noch ein intensives Schlagzeugsolo in den Gig. Ich, wie vielleicht bekannt, bin ja nicht unbedingt ein Fan von solchen Solosachen, sehe da immer einen verlorenen Song, den man noch hätte spielen können. Da es für meinen Sohn jedoch ein Höhepunkt darstellte, drücke ich jetzt ein Auge zu. Wer weiss vielleicht sitzt er jetzt auch ans Ludwig, welches bei mir Büro spielbereit aufgestellt ist. Alles in allem ein gelungener Auftritt, der Rock Out sicherlich ein paar neue Bündner Fans bescherte.

Nach einer kurzen Umbaupause standen dann die Rheintaler Black Diamonds auf den Brettern, die die Welt bedeuten und legten gleich mit No-Tell Hotel los. Evil Twin folgte gleich als nächstes und der Song ist für mich jedesmal ein Höhepunkt im Set des Vierers. Ist natürlich geil, wenn eine Band gleich zwei Leadsänger in den eigenen Reihen hat und genau dies macht diesen Song aus. Mich und Andi sind die Evil Twins, obwohl eigentlich ganz lieb und publikumsnah. Von der Bühne her suchte man auch immer den Augenkontakt mit den Anwesenden und liess den Charme der Band auch so rüberspringen. Ihr Gespür für Melodien und Mitsingrefrains liessen das Palazzo auf alle Fälle zu einigen Tanzeinlagen und Gesangseinlagen verleiten, selbst meine Stimme wurde an meinem ersten Konzert 2022 wieder ein wenig strapaziert. Eng wurde für die Bands wenn sie auf ihre beleuchteten Podeste stieg. Die Hallendecke war nicht gerade sehr hoch und wurde noch kleiner durch herabgesetzte Kabelführungen, durchstrecken auf dem Podest lag also nicht drin. Dafür gab es einen Knüller nach dem anderen an Livesongs, mehrheitlich aus dem superben No-Tell Hotel Album, gespickt mit Granaten aus älteren Tagen, so dass am Ende des Sets das Publikum in die Umbaupause entlassen werden konnte.

Dass King Zebra nach den beiden vorhergehenden Auftritten nichts anbrennen liessen war ja eigentlich schon klar. Aber die Zürcher setzten dem ganzen noch einen drauf. Rohe Energie und Power jagte durch den schweisstreibenden und souveränen Auftritt der Zebras. Eingeleitet durch Be The Hunter machten sie dem Jäger gerecht keine Gefangene, sondern zeigten einmal mehr was eine gnadenlose Rockshow ist. Kein Wunder mit solche einem Album im Gepäck wie es Survivors darstellt, was für sich stehend schon fast als Best-Of Album durchgehen könnte. Komplett entfesselt jagt ein Hit den anderen und allesamt bestechen durch eine gnadenlos gut eingespielte Band, die die Bühne einverleiben und in ihre eigene Turnhalle verwandeln. Wehe, wenn sie losgelassen könnte man sagen, wie die namensgebenden Huftiere galoppieren sie durch die Setliste als gebe es kein Morgen. Die Setlist liess aber auch Platz für zwei Coversongs, bei Black Sabbath’s Iron Man holte Sänger Eric St. Michaels Flopsi von Rock Out auf die Bühne und gemeinsam rockten sie durch den Klassiker. Im Zugabenteil packten sie noch ihre Version von Rockin’ In A Free World drauf, was zugleich der Schluss eines, einmal mehr, sensationellen Auftritts von King Zebra markierte. Der Zufall will, dass gerade in diesem Moment Neil Young aus dem Rocksender meines Vertrauens dröhnt. Ehrlich gesagt, mir gefällt die Version von King Zebra besser.

Die Fahrt nach Chur hat sich also mehr als gelohnt, drei Bands in bester Spiellaune die Temperatur an diesem winterlichen Frühlingstag im Palazzo steigen liessen. Drei Bands die nach ihren Auftritten sich auch sehr publikumsnah unter die Anwesenden mischte, für Fotos, ein Bierchen oder einfach nur so zu einem Schwatz. Aus der Sicht des Fotografen zwar arg viel rotes Licht was die Bilder dann eher in eine schwarz/weiss Bearbeitung enden liess. Auf der Heimfahrt meinte dann mein Junior, dass es ein echt geiler Abend war, ihm Black Diamonds um einen Tick am Besten gefallen haben und er sich alle drei Bands gerne wieder sehen würde. Da sag ich dann mal, Rockmission geglückt und auf der ganzen Linie gewonnen.