Wenn ich von meinem Wohnzimmer aus dem Fenster rausschaue, sehe ich neben vielen Berggipfeln auch den markanten Kamm des Wasserberges. Schroffe Felsen, zerklüftete Bergkämme und Geröllhalden lassen sich durch das Fernglas erkennen. Zugegeben die ideale Inspirationsquelle für fantasievolle Geschichten. Genau solche Geschichten entstehen am Fusse des Wasserbergs im Muotathal im Proberaum von Infinitas. Die vier Kämpfer:innen hauen am 11. Januar den nächsten Epos raus. Für die ganz ungeduldigen bereits am Samstag zuvor im Rahmen der offiziellen Videopremiere im örtlichen Kino. Sechs Jahre nach dem Debütalbum Civitas Interitus, drei Jahre nach Infernum auf welchen die Geschichte rund um Adelar erzählt wurde, schwenken Infinitas in ihrer (nicht mehr ganz so) neuen Besetzung auf die griechische Mythologie um, und rücken den Hauptcharakter des Computerspiels God Of War (dem Lieblingsspiel von Mary), Kratos ins Rampenlicht. Kratos, in der griechischen Mythologie Sohn des Pallas und der Styx, ständiger Begleiter des Zeus ist die Personifikation der Macht und rohen Gewalt, so steht es im Wikipedia. Infinitas stellen sich aber die Frage, ändert Rache deine Vergangenheit. Eine Frage die sich vermutlich viele schon gestellt haben dürften.

Wohin geht nun aber die musikalische Reise von Infinitas, schliesslich ist Kratos nun die erste Veröffentlichung mit Mary am Mikrofon. Gottesgleich mit einem Donnerschlag folgt der Einstieg um dann in ein repetives Riff von Selv überzugehen, bevor sich dann Mary zu Wort melden. Nun kann sie die Gesangslinien so ausgestalten wie sie es möchte. Und es bekommt ihr gut, der gutturale Gesang, er verleiht dem Song genau dieses mythologisch bösartig anhaftende, so wohl klingt Kratos, so hätte ich seine Stimme im Spiel gewünscht. Sobald Savannah mit ihrer Violine im Mix nach vorne kommt und sich die Stimme zwischen clean und growls abwechselt bin ich vollends im Song drin. Der Refrain lädt zum Mitsingen ein und lässt nicht aussen vor, dass Eluveitie wohl einen grossen Einfluss auf das Songwriting gehabt haben. Seine stärksten Momente hat der Song in meinen Ohren aber dann, wenn beide Gesangslinien, die cleane Stimme wie auch die gutturale übereinandergelagert im Mix daherkommen lässt. Da bin ich dann vor allem auf die Liveumsetzung gespannt, da darf keine der beiden Stimmen verloren gehen. Kratos ist ein deutlicher Schritt nach vorne. Er ist wie es Mary im Pressetext gesagt hat mächtig. Ich sehe auch Infinitas mit diesem Song, wenn er den ein Wegweiser für künftiges Material ist, auch immer mehr in der Ecke des Folk Metal (Elu lässt grüssen) als, wie sie selbst schreiben, Fantasy infused Melodic Metal. Auch bin ich gespannt, ob Kratos die als Trilogie ausgelegte Geschichte von Memoria fortsetzt und wie er sich dort einfügt, oder ob Memoria erst später fortgesetzt wird.

Mit Kratos liefern Infinitas einen sackstarken Song ab, der mich extrem neugierig macht, auf dass was noch kommt.