Heute werde ich mal ein wenig persönlicher bei den Songfacts. Eine Geschichte die mir immer wieder in den Sinn kommt, wenn ich diesen Song höre. Ich war eigentlich schon immer offen gegenüber den unterschiedlichsten Musikstilen. Und vorallem in meiner Jugend graste ich so ziemlich jedes Genre ab. Geblieben ist bis heute die Rockmusik und die Musik der 80er Jahre, und da durften es durchaus viel Synthies beinhalten. Auf einmal hab ich irgendwo die Band A Flock of Seagulls gehört, der Song I Ran packte mich sofort. Leider wurde der Song damals kam je am Radio gespielt, und obwohl ich Stunden damit verbrachte vor dem Radio zusitzen und immer die Aufnahmetaste in Griffnähe zu haben, gelang es mir nie den Song auf Kassette zu bannen. Während meiner Lehrzeit wollte ich dann ein paar Franken zusätzlich verdienen, schliesslich kostete der Ausgang ja Geld, und der Lehrlingslohn liess auch damals noch keine grossen Sprünge zu. Da kam mir ein Nebenverdienst bei einem Lokalradiosender in meiner Wohnnähe eigentlich ganz gelegen. So fuhr ich damals die paar Kilometer ins Radiostudio und liess mich unterweisen, wie das so geht. Gesucht waren Musikprogrammgestalter für das Nachtprogramm, welches damals immer von Kassette in den Äther geschickt wurde, und Nonstop durchlief. Soweit war das alles natürlich noch kein Problem, schliesslich war ich schon seit einiger Zeit als DJ bei einer Wanderdisco tätig, und mutete mir musikalisch eigentlich einiges zu. Dann kam mein „erster“ Arbeitstag und ich durfe mich im Plattenarchiv des Radiosendes verschanzen, und die Musik resp. Schallplatten zusammensuchen, welche ich nachträglich aufnehmen wollte. Heute kaum mehr vorstellbar, damals verkroch man sich noch im Studio und nahm 1:1 das Programm ab, welches dann später „live“ lief. So und nun konnte ich endlich „meinen“ Song aufnehmen und direkt ins Nachtprogramm einspeisen. Also ich hab mit unter all den tausenden von Schallplatten I Ran von A Flock of Seagulls neben einigen anderen Radiosongs rausgesucht, mich im Studio verschanzt und die Kassette aufgenommen. Natürlich durfte man nicht alles ins Programm packen was man wollte, dafür gab es Richtlinien. So hab ich einen Ordner bekommen, in welchem aufgeführt war, was für Stilrichtungen zu welcher Zeit in welchem Sendeformat überhaupt aufs Publikum losgelassen werden durfte. Und ihr dürft mir glauben, dieser Ordner war relativ umfangreich. Da wurde sogar in Sekunden angegeben wie lange zum Beispiel ein Gitarrensolo dauern durfte usw. Nach getaner Arbeit, ging es in den Schneideraum um die Leerzeit am Anfang einer jeder Kassettenseite raus zu schnipseln, den es sollte ja ein Endlosprogramm werden, ohne Unterbruch. Natürlich musste das Programm auch schriftlich notiert werden. Dieses Programm wurde dann zusammen mit der Kassette dem musikalischen Redakteur zur Vernehmlassung gegeben, was ich auch in diesem Fall dann tat. Eine Woche später kam ich wieder ins Studio und hatte diese, meine erste Kassette wieder in meinem Fach zur Überarbeitung, sprich es wurde vom Verantwortlichen abgelehnt. Die Zurückweisung wurde auch immer schriftlich begründet. Das war der Zeitpunkt, als mich der Schlag traf. Mein absoluter Lieblings Popsong wurde abgelehnt. Mit der Begründung, er enthalte zuviel Gitarre. Das war für mich der Zeitpunkt als ich auch für mich zwei Entscheidungen traf. Die erste setzte ich sofort um, ich verliess das Radiostudio wieder und kam nie mehr zurück. Hallo, I Ran zuviel Gitarre, hört Euch den Song doch mal an, dass geht gar nicht. Okay zu dieser Zeit war auch AC/DC noch härteste Heavy Metal Musik, aber A Flock of Seagulls waren und sind keine Rockband. Die Zweite kam dann laufend zustande. Ich liess mir nicht mehr in meine künstlerischen Freiheiten reinreden, sei es wenn ich Songs komponierte (deshalb blieb ich wohl auch erfolglos ), oder als DJ auflegte. Klar bin ich auf musikalische Wünsche eingegangen und hab mich dem Publikum angepasst, ich war jedoch so offen, dass ich mich in fast jedem Stil zurechtfand und eigentlich immer die Musik fand, die auch bei den Menschen ankam, und da war auch immer mal wieder A Flock of Seagulls dabei. Sonst wär ich wohl kaum fast 20 Jahre in der DJ Szene aktiv und gefragt gewesen.
Heute gilt der Song als Klassiker und erinnert mich immer wieder an diese Episode aus meinem Leben. I Ran wurde 1982 veröffentlicht und war Teil eines Konzeptalbums über die Invasion von Ausserirdischen. Der Song selbst beschreibt wie eine Person eine attraktive Frau nicht mehr aus dem Kopf bringt und vor diesen Gefühlen davonrennen wollte. Letztendlich werden beide von Aliens entführt. Das Video dazu brach der Band zu den frühen MTV Tagen auch den Durchbruch in Amerika, und kostete nur gerade 5000 Pfund. So sind die Engländer in der Folge auch hauptsächlich in Amerika aktiv geblieben, wenn auch in geänderter Formation. Geblieben ist einzig Mike Score, der vor knapp 2 Jahren dann sein erstes Soloalbum Zeebratta veröffentlichte, auf Livekonzerten aber immer noch die Songs seiner alten Band A Flock of Seagulls spielt. Mike Score jedoch hat einmal in einem Interview erwähnt, dass es ihm mittlerweile zum Hals raushängt, bei jedem Livekonzert I Ran zu spielen, aber das Publikum verlangt den Song bei jedem Auftritt. Es blieb nicht ihr einziger Hit, A Flock of Seagulls hatten mit Wishing und The More You Live, The More You Love noch weiter Riesenhits am Start, neben ein paar Kleineren. Den wohl grössten Erfolg, nicht hitparadentechnisch, feierte die Band dann wohl aber mit dem Instrumentalstück D.N.A. Hierfür durfte sich A Flock of Seagulls 1983 noch einen Grammy abholen.