Ist ja schon herrlich mit dem eigenen Wohnwagen an ein Festival zu reisen. Man kann gut schlafen, hat eigentlich alles dabei was man so braucht und auch der Regen kann einem nichts anhaben. So ging es relativ ausgeschlafen und entspannt wieder aufs Festivalgelände. 30 Minuten Fussmarsch waren angesagt und davon ist mehr als die Hälfte auf dem Gelände. Beim Marsch durch die Zeltstadt war auch schon einiges los. Da wurden auf der Strasse Wettspiele ausgetragen, der Festivalshop von Aldi war auch voll und die Marktstände hatten schon regen Betrieb.

Das musikalische Programm wurde pünktlich mit der Zuger Rapcore Band Mindcollision der Tag gestartet wurde. Der Tarif wurde gleichmal durchgegeben, Party war angesagt, wie schon am Vortag. Dass dies auch so richtig in Gang kommt, dafür sorgte der DJ der Band gleich selbst, indem er sich direkt ins Infield begibt und eine Wall of Death startet. Wenn nicht die Schwyzerdeutschen Ansagen gewesen wären, man wäre nie darauf gekommen, dass es sich hier um eine Schweizer Band handelt, zumindest ich nicht.

Mit Death By Chocolate folgten nach Mindcollision gleich nochmals eine Schweizer Band die gerade international am Durchstarten ist. Die Bieler sind auch überaus aktiv darin ihrer Karriere den nötigen Schwung zu verleihen. Drei Platten in fünf Jahren neben unzähligen Konzerten sprechen da eine klare Sprache. In wie fern ihre tanzbare Rock/Pop Performance heute dazu beitragen hat wird sich noch zeigen. Ich persönlich fand es eine gute Darbietung der Fünf aber so richtig hinter dem Ofen hervorgelockt hat es mich nicht.

Auf der Eigerstage stand mit The Trap gleich nochmals eine Schweizer Band auf der Bühne. The Trap kommt aus Genf und haben im Verlauf ihrer 2010 gestarteten Karriere schon ein paar kleine gute Referenzen in ihrem Lebenslauf. Zudem haben die Genfer schon einmal der Frauenquote auf dem Festival einen Schub gegeben. Onne die Bassisten war auch der eigentliche Aktivposten in der Band. Musikalisch fand ich The Trap eine Entdeckung wert, richtig cooler Rock, immer wieder unterstützt von einer Harp groovte es unentwegt. Frontmann xNicox begnügte sich auch nicht mit dem vom Veranstalter zur Verfügung gestellten Getränkelinie, er hatte seinen eigenen Flachmann mit dabei und darin war bestimmt kein Wasser.

Zurück auf der Hauptbühne standen die Rostocker Punk Rocker von Dritte Wahl. Punk funktioniert eigentlich immer als Stimmungsmacher und so wirkte es sich auch ungemein positiv auf die Zuschauer aus die jetzt immer mehr auf den Platz kamen. Eingeleitet mit einem Star Trek Thema, dem Song Scotty und auch einem Star Trek nachempfunden Logo hatten sie die Meute eigentlich von Anfang an im Griff. Für mich relativ ungewöhnlich empfand ich die Tatsache, dass die Band mit einem Keyboard auf der Bühne steht, welches zwar der Gitarrist  bedient, aber so etwas sieht man bei Punk Bands auch nicht alle Tage.

Die nächste Band kannte ich nicht und hatte auch noch nie von ihnen gehört. Die Rede ist von Moose Blood. Aufgrund des Namens hätte ich jetzt eigentlich irgendeine Death Metal Band erwartet. Weit gefehlt, hier wurde richtig feiner Rock geboten. Moose Blood muss ich zu Hause unbedingt einmal antesten. Die Engländer aus Canterbury haben schon drei Alben auf dem Markt und was ich gehört habe, lädt zum Geniessen ein, oder auch zum gemütlichen Autofahren. Auf der Bühne selbst haben sie mich nicht aus den Socken gehauen, die Performance fand ich jetzt eher langweilig, dafür waren die Songs richtig interessant und gutAuch davon hätte ich gerne mehr gehört, aber meine Kamera musste wieder rüber zur Jungfraustage.

Den dort standen die Kanadier von Alexisonfire auf der Bühne. Die 2001 gegründete Hardcore Band löste sich bereits nach 10 Jahren ein erstes Mal auf. Vier Jahre später dann Wiedervereinigung und nun zum ersten Mal in Interlaken auf dem Greenfield Festival. Herausstechend ist der Gesang, den teilt sich die Band auf und so gibt es interessante Konstellationen beim Vortragen ihrer brachialen Songs. Zudem würde ich gerne mal wissen was sich der Bassist da so reinschmeisst, der ist sowas von hyperaktiv, eine wahre Freude der Band zuzuschauen.

Die Kalifornier von Being As An Ocean erlebe ich heute auch zum ersten Mal, haben aber schon eine beachtliche Fanbase. Herrlich vorgetragener schwerfälliger Rock mit starken Melodien machen den Sound zu etwas Einzigartigem, ich könnte jetzt keinen Vergleich nennen. Wieder einen Band, deren Backkatalog über vier Alben ich wohl noch einmal durchstöbern sollte. Herrlich auch wie sich Sänger Joel Zeit nahm sich im Publikum zu verweilen, er stand teilweise fast ganze Songs am Absperrgitter und liess sich von Fans fotografieren und klatschte Hände ab.

Die nächste Band braucht man in Metalkreisen nicht mehr vorzustellen. Arch Enemy haben seit sie ihre Sängerin Alissa White-Gluz vor vier Jahren an Bord geholt haben zu einem Siegeszug durch die Länder der Welt angesetzt. Zudem erkennt man immer wieder wenn Arch Enemy in der Gegend ist. Dann steigt nämlich der Anteil an blauen Frisuren unter den weiblichen Konzertbesucherinnen. Die attraktive Dame ist unweigerlich Blickfang der Band und auch der Fotografen. Ich habe Arch Enemy erst im Frühjahr auf ihrer Tour gesehen und bei aller Professionalität welche die Band an den Tag legt, bei den Bewegungsabläufen hatte ich sowas wie ein Dejà Vu. Sie schienen mir zu stark einstudiert. Ein starker Auftritt vor einer Menge Leute der auf mich jedoch etwas sehr steril wirkte, vermutlich ist dies aber dem hohen Grad der Professionalität zu zollen die die Band mittlerweile an den Tag legt. Schade fand ich auch, dass es entgegen der Hallentour keine cleanen Songs ins Set geschafft haben, dies hätte doch noch etwas Abwechslung gegeben, aber dies ist meckern auf allerhöchstem Niveau. Arch Enemy hätten ruhig noch etwas später am Abend spielen dürfen.

Nun hätten eigentlich Kadaver auf die kommen sollen. Leider schafften es die Berliner nicht, da ihr Flug abgesagt wurde. Der Veranstalter hatte jedoch Glück, dass sich mit der Band Selbstbedienung gleich die komplette Dreimann Kombo auf dem Platz befand. Herzlich wenige Fotografen schien dies jedoch zu interessieren. Auch wenn der Regen uns dazu zwang die Technik so gut es geht zu schützen. Die Schweizer Punk Band hätte ein bisschen mehr Achtung von der Presse verdient gehabt. Aber wie so oft, der Prophet im eigenen Land gilt nicht so viel. Los ging es mit einem Ramones Cover, danach wurden deutsche Punkrock Lieder im Stil der Abstürzenden Brieftauben zum Besten gegeben.

Mit den Broilers stand dann eine weitere Punkband auf der Bühne. Dass sie wie die Toten Hosen, die gerade heute ihre Berliner Show absagen mussten, ebenfalls aus Düsseldorf kommen ist wohl eher ein Zufall. mit ihrer Stellungsnahme zu gewissen Themen haben sie einen weiteren Vergleichspunkt mit der genannten Band. Da ich auf deutschen Punk Rock stehe, verweilte ich bis fast zum Schluss vor der Bühne. Was sich auch gelohnt hat.

Der Zeitplan sah nun Less Than Jake aus Florida vor. Sie machten zwar Party ohne Ende mit ihrem Ska Punk, mich jedoch störte die Posaune. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, da stimmt was nicht. Aber auch hier die Fanbase ist da, man hat mitgesungen und somit ein solider Auftritt für Less Than Jake die mit Sebastian auch noch gleich einen Zuschauer auf die Bühne holten.

Der heutige Tag ist sehr punklastig, was mir erst gerade erst jetzt auffällt während ich diese Zeilen schreibe. Dem mit Rise Against stand auch schon die nächste Band aus dem Punkbereich auf der Bühne. Die Band aus Chicago  ist bekannt für ihre politischen Engagements und tun dies auch immer wieder kund heute abend. Besonders setzen sie sich für die Rechte der Tiere ein aber sind natürlich gegen alle anderen Diskriminierungen auf dieser Welt. Ihre Fanbase ist über die Jahre gewaltig gewachsen und so politisch ihre Songs auch sind, so laden sie richtig ein um dazu zu feiern. Zudem sind sie an diesem Festival die bisher erste Band die vor der Bühne ein Lichtermeer aus Handylampen hervorzaubern können beim Anspielen einer Ballade.

Auf der kleineren Eigerstage wurde es dann richtig eng, sowohl auf der Bühne als auch vor der Bühne. Die einzigen Vertreter heute der Neuen Deutschen Härte Ooomph! geben sich in Interlaken die Ehre. Auch schon knapp dreissig Jahre im Geschäft verwandeln sie das Grün vor der Bühne in einen Hexenkessel. Düster anziehend die Performance und jederzeit souverän durch die Show führend. Das Publikum ausgesprochen textsicher, da hätte ich mir gewünscht noch ein wenig länger zu bleiben aber auf der Hauptbühne stand schon der Headliner in den Startlöcher.

Limp Bizkit sind für mich ein Phänomen. Die Band rund um Fred Durst und dem Gitarrenhexer Wes Borland veröffentlichen kaum Alben. Die letzten 15 Jahre sind es gerade mal zwei. Aber sie ziehen die Mengen an wie ein Stück Fleisch die Fliegen. Vor der Bühne wird es richtig eng und die Security richtet sich hinter uns Fotografen eine Rettungsgasse ein um die Leute aus den Mengen rauszuziehen, was auch dringend nötig war wie sich zeigte. Wes Borland wie immer komplett schizophren auf der Bühne herumwirbelnd lässt ein brachiales Gewitter an Gitarrensounds über das Festivalgelände donnern. Immer wieder bedient sich die Band bei anderen Komponisten, sei es George Michael oder auch bei den White Stripes. Was mich aber ein wenig stört bei einer Limp Bizkit Show ist das unendliche herauszögern von Songs, sprich das in die Länge ziehen. Früher wären solche Versionen auf Maxi Singles erschienen. Limp Bizkit zelebrieren dies auf der Bühne. Das Publikum mag es und das ist die Hauptsache. Fred Durst zieht alle in den Bann und lässt seine Mitmusiker, ausser Wes Borland, eher als Statisten dastehen. So geht der heutige Abend nach einem relativ kurzen Headlinerauftritt von 75 Minuten zu Ende und ich mach mich wieder auf den Weg zurück in meinen Wohnwagen