Mich hat es heuer zum ersten Mal nach Interlaken gezogen um die Festival Saison 2018 zu starten. Wohnwagen ans Auto und ab über den Brünig auf den Campingplatz. Es war für einmal voll die entspannte Fahrt über den Pass, hatte fast keinen Verkehr was die Angelegenheit natürlich noch etwas gemütlicher gestaltete. Ich hab mir gedacht ich geh nicht auf den üblichen Festivalcampingplatz, fand dann aber in der Nachbarschaft schon Gleichgesinnte Festivalbesucher, die auch dem Trubel eines Festivalscampes entfliehen wollen, denke ich.

Nachdem die Kameras einsatzfähig gemacht wurden, machte ich mich auf den Fussmarsch in Richtung Gelände. Erst bei der Gäste- resp. Presseregistrierung vorbei, völlig unkompliziert den Presse und Fotoausweis entgegen nehmen und dann zum Medienbus watscheln. Vorbei an all den Campingplätzen und Marktständen bin ich schon mal überrascht wie gross das Greenfield eigentlich ist. Trotz der Grösse geht alles relativ flott über die Bühne, selbst die Gepäckkontrolle ist speditiv und verursacht noch keine lange Warteschlange.

Grösse ist das richtig Stichwort, auf dem Gelände gibt es zwei Bühnen, die auch relativ weit auseinander sind. Als Fotograf und Schreiberling kriegt man dies eiskalt vor Augen geführt, bis zum Ende des Festivals kommen da einiges an Kilometer zusammen die zwischen den Bühnen absolviert werden, die Füsse danken es einem schon nach dem ersten Abend wenn man gutes Schuhwerk dabei hat.

Nun aber zum eigentlichen Teil der Veranstaltung, die Musik. Auch wenn die Ablenkung durch Märkte, Flaniermeilen unzähligen Bars und noch mehr Verpflegungsstände gross ist, es geht ja an einem Open Air auch um die Musik. Ich kann zwar nicht wirklich sehr ausführlich über jede Band berichten, dazu waren die Laufwege zwischen den Bühnen zu gross und leider gab es auch Zeitüberlappungen.

Den Anfang machen die italienschen Ska Punk von Talco. Die Band aus Marghera hat im Februar ihren 6. Tonträger veröffentlicht und zeigen hier in Interlaken eine tadellose Show als Eröffnungsband, wenn man mal die Alphornbläser weglässt. Die Band um Sänger Dema verbreiten gleich von Anfang an eine Supergute Stimmung die kein Bein ruhig stehen lässt. Das Publikum belohnt dies auch gleich und schon bereits beim zweiten Song gibt es fetten Pogo in den vorderen Reihen, die wirklich schon sehr sehr gut gefüllt waren.

Von Venedig geht es weiter nach Pittsburgh zu Anti-Flag. Die Punkband gehört schon seit über 20 Jahren zur Szene. Auf der Jungfrau Stage zeigen sie auch gleich was Sache ist, einerseits gibt es ein gnadenlos geiles Punk Rock Set zum anderen macht die Band auch gleich von Anfang an klar, wie ihre Einstellung gegenüber Rassimus, Nationalismus, Seximus und was es sonst noch alles gibt, klar. Sie wollen ein besseres Miteinander und setzen sich mit ihren Hymnen auch dafür ein. Auch bei Anti-Flag ziehe ich meinen Hut vor der Bühnenpräsenz.

Dann wechsle ich zum ersten Mal die Bühne und pilgere rüber zur Eigerstage. Dort steht eine finnische Band auf der Bühne was für mich alleine schon Grund genug ist diesen Weg auf mich zu nehmen, wie noch soviele weitere Male. Bloodred Hourglass spielen melodischen Death Metal, was gleich der nächste Grund war, ich mag das einfach. Von Bloodred Hourglass habe ich jedoch bisher noch nie was gehört. Auf Anfrage des Sängers Jarkko Koukonen kennen jedoch schon einige die Truppe, was wohl erklärt dass es auch vor der Bühne der Eigerstage schon gut gefüllt war. Was ich gehört habe hat mich richtig überzeugt, erinnerte mich nicht wenige Male an Amorphis und wenn ich zu Hause bin muss ich wohl mal ihre Diskographie anchecken.

Unglaublich früh auf dem Programm standen Shinedown, die als nächstes auf dem Programm standen. Ich habe die Band vor einigen Jahren schon live gesehen, als sie gerade mit Sound Of Madness ihren Durchbruch geschafft hatten. Ich war damals schon hin und weg von der Performance. Anders ist es auch heute nicht gewesen. Brent Smith ist eine unglaublich guter und sympathischer Frontmann. Einer der zwar gerne was zu erzählen hat aber trotzdem rockt wie Sau. Heute war er der erste der sich schon mal von der Bühne wagte, die übrigens gut und gerne zwei Meter hoch war, und marschierte durch die Reihen der Fotografen und schüttelte jedem, und ich meine jeden, die Hand und bedankte sich. Gnadenlos Hühnerhaut hatte ich als Second Chance angestummen wurde, es ist und bleibt ein Übersong.

Nach diesem ersten Highlight folgte etwas was auch nicht alle Tage auf der Bühne steht. Mantar heisst die Band, kommt aus Bremen und gibt es nun knapp sechs Jahre lang. Die Stilrichtung wird als Black Metal Doom Punk beschrieben. Das spezielle an Mantar ist, sie besteht mit Hanno Klänhardt und Erinc Sakarja nur aus zwei Mitglieder. Unüblich auch wie sie sich auf der Bühne platzieren, sie schauen nicht ins Publikum sondern stehen quer zur Bühne und schauen sich in die Augen. Eine interessante Konstellation, anfänglich habe ich mir so gedacht, ne das wird nichts, aber die Beiden konnten mich irgendwie doch noch fesseln. Ist jetzt nichts was ich mir jeden Tag anhören würde, da mir aber der Klang der Gitarre recht gut gefallen hat (erinnerte mich ein wenig an alte W.A.S.P.) könnten sie durchaus wieder mal auf meiner Playlist stehen.

Asking Alexandria waren wieder auf der grossen Bühne anzutreffen und ich war ziemlich gespannt auf den Auftritt. Die letzte Single Alone in a Room lief bei mir bis vor wenigen Tagen rauf und runter. Hier gefällt mir vorallem der zwischen Ben Bruce und Danny Worsnop aufgeteilte Gesang. Nebenbei schreiben sie einfach richtig gute Songs. Auch wenn das Publikum mal dazu angehalten wird, den Circle Pit kurz stehen zu lassen, um mit der akustischen Klampfe ein paar ruhigere Töne von sich zu geben, das Publikum macht mit. Überhaupt hat das Publikum von jeder Band nur Komplimente bekommen und zwar berechtigt, es wurde jede Band abgefeiert. Auch Asking Alexandria haben also eine guten Job gemacht. Auch wenn Alone in a Room erst gegen Ende des Sets platziert war und ich schon wieder drüben bei der Eigerstage war, ich hab ihn zumindest noch in der Ferne gehört.

Den drüben ging es richtig ab. Bury Tomorrow standen auf dem Programm und die haben echt Massen mobilisiert und die Wiese vor der Eigerstage wurde zu einem endlosen Moshpit. Klar tat der Sänger der englischen Metalcore Band seines dazu. Aber Daniel Winter-Bates ist es zu verdanken, dass die Security richtig was zu tun hatte

Zurück an der Jungfrau Stage wurde die bestens bekleidete Band The Hives aus Schweden angekündigt. Da aktuell noch Bury Tomorrow am anderen Ende spielen, war es vor der Bühne von The Hives noch etwas leerer als auch schon. Davon liess sich die Band nicht beirren, allen voran nicht Sänger Pelle. Wer diese Darbietung dieser Rampensau gesehen hat, weiss weshalb er auf die Liste der 50 besten Frontmänner aller Zeiten gesetzt wurde. Was der zu seinen immer tanzbaren Songs rumrennt, da würde jedes Rollband im Fitnesscenter schlapp machen. Auch was er mit seinem Instrument dem Mikro alles anstellt, ich will nicht wissen wieviele er schon zerschmettert hat. Was ich dann aber nicht verstehe ist, wieso aus dem Publikum Wasserflaschen auf die Bühne fliegen müssen. Aber auch da hat Pelle souverän reagiert, einfach mal den Stinkefinger zeigen und weitermachen. Die Bühne ist im Normalfall das Heim der Musiker, hier war Pelle wohl mehr ausser Haus als im Haus, sprich er liess sich sogar durch die Mengen tragen.

Dead Cross waren an der Reihe, wieder eine Band die ich noch nicht kannte. Mir persönlich war dies zu progressiv. Alles exzellente Musiker nur ich wurde hier nicht warm mit. Vermutlich müsste ich die Sachen mal auf dem Kopfhörer reinziehen um alles mitzukriegen was da so abgeht.

Also zurück zur Hauptbühne, den da standen Parkway Drive in den Startlöchern. Wir Fotografen durfen erst nach der Hälfte des ersten Songs in den Graben. Der Grund waren Pyros die abgefeuert wurden. Beim dritten Song dann mussten wir strikt am Absperrgitter bleiben, denn nun schossen meterhohe Flammensäulen in die Luft. Hier hatte die Security alle Hände voll zu tun, einerseits eine Meute Fotografen im Griff haben, zum anderen wurden jetzt bereits massenweise Personen aus den vorderen Reihen rausgeholt. Überhaupt war die Show von Parkway Drive so energiegeladen wie ich noch selten einen Gig gesehen habe, und Parkway Drive sind noch nicht einmal Headliner. Sie verfeuerten jedoch ein Feuerwerk an Hits, liessen die Menge im Pyrofeuer kochen und am Schluss gab es tatsächlich noch ein Feuerwerk. Zudem hat Tommy Lee nicht mehr als einziger ein drehbares Schlagzeug, dies hat nun Ben Gordon auch. Alles in allem hat sich die Anreise der Australier wohl gelohnt, denn hier wurde ein Festival Highlight gezeigt.

Für heute die letzte Band auf der Eigerstage, zudem auch noch Schweizer, war als nächstes dran. Dreamshade kommen aus Lugano und machen ebenfalls recht melodiösen Death Metal und zwar weltweit erfolgreich. Auch heute in Interlaken war es eine solide gute Darbietung die nichts zu wünschen übrig lässt.

Den eigentlichen Headliner Prodigy hab ich dann aber ausgelassen, einerseits durften nur einige wenige Fotografen die Band fotografieren, dies auf Anweisung des Managements. Des weiteren war ich noch nie ein Fan der Band. Ich hab mir die ersten Takte vor der Bühne angehört, danach bin zu deren Auftritt nach Hause gelaufen. Ich kann aber sagen, auch wenn The Prodigy grundsätzlich ein kompletter Stilbruch zu den anderen Bands darstellte, das Publikum strömte in Herscharen nach vorne.

Weiter Bilder werden demnächst noch folgen und wie immer in der Gallerie aufgeschaltet.