Der heutige Tag ging etwas früher los, den noch bevor die Konzerte anfangen werden, wurde zur Pressekonferenz eingeladen, ich schreib da jetzt nicht all zu viel dazu, ich mach dass dann ganz am Schluss. Ich möchte da doch zuerst zur Musik kommen, die heute so abwechslungsreich wie an keinem anderen Tag daher kam.

Den Anfang machten die Backyard Babies mit ihrem schnörkellosen Rock mit starkem Sleaze Einschlag. Sie standen hier in Interlaken am Beginn eines relativ stressigen Arbeitstages. Wie mir ein Kumpel, der gerade am Sweden Rock feiert, schon erstaunt zwei Tage zuvor mitteilte, spielen die Babies gleichentags um Mitternacht noch am eben selbigen Festival. So entschuldigen sich die Babies gleich zu Anfang wieso sie schon so früh im Set spielen, während ich jetzt diese Zeilen schreibe, spielen sie nun also ihren 75 Minuten Auftritt in Sölvesborg. Hier am Greenfield Festival gibt es deshalb nicht soviel Spielzeit, aber dafür wird diese intensiv genutzt. Vorallem Gitarrist Dregen gibt schon am frühen Nachmittag alles und das Publikum scheint auch schon wie die Band in Partylaune zu sein. Hoffe das mit dem Flug hat geklappt, sonst hätte mir dass mein Kumpel mittlerweile bestimmt schon mitgeteilt.

Kurze Umbaupause und die Reihe war an Scream Your Name. Sie sind sowas wie die Lokalmatadoren und hatten vermutlich die kürzeste Anreise. Die Berner hatten jedoch mit massiven Soundproblemen zu kämpfen. Fast schon im Minutentakt war über das PA nichts mehr zu hören und es gab nur noch Töne über die Backline. Schade eigentlich den die musikalische Richtung, der Mix aus Alternative Rock und Metalcore hat mir richtig gut gefallen. Mal schauen, vielleicht gibt es die Band wiedermal in der Gegend live zu sehen, ohne technische Probleme.

Dann kam der Wechsel zur Eigerstage, dort spielten mit Defender ebenfalls eine Schweizer Band. Defender kommen aus dem Kanton Aargau, genauer aus Baden. Sie holten sich ihren Slot am Greenfield Festival durch den Sieg bei einem Bandcontest. Erwähnten auch die Greenfield Foundation, deren Zweck es ist den Nachwuchs zu fördern und auf ihrem Weg zu begleiten. Die drei Songs die ich gehört habe waren solide und die Bühnenpräsenz war auch nicht von schlechten Eltern. Definitiv eine Band die man im Auge behalten muss.

Zurück auf der Hauptbühne wurden wieder ganz andere Töne angeschlagen. Folkig rockig ging es diesen Nachmittag zu mit Brian Fallon & The Howling Weather. Richtig gemütlich und entspannt, ohne grossen Schnörkel lieferte er einen grossartigen Auftritt ab, der mich stark an Bands erinnerte wie Thunder. Brian scheint es aber vorallem in Interlaken zu gefallen. Die Bergwelt imponierte im vorallem wie er ausführlich berichtete und immer gegen die Schynige Platte zeigte.

Dann ging es rund mit Dog Eat Dog aus New Jersey, zumindest teilweise aus Amerika. Denn mit Roger Hämmerli spielt ein waschechter Schweizer die Gitarre in der Band und macht auch gleich ein paar Schwyzerdüütsche Ansagen. Crossover ist ja eigentlich nicht so mein Ding. Bei Dog Eat Dog ist es auch weniger die Musik die mich fesselt, sondern die Präsenz des Sängers John Paul Luke Connor. Bewaffnet mit einer Nerf Wasserpistole albert er auf er Bühne rum, bespritzt sowohl Publikum als auch seine Mitmusiker. Zudem ist er immer auf einen guten Spruch bedacht und es macht einfach nur Spass ihm zuzuhören und zuzuschauen. Man muss in diesem Fall die Musik nicht mögen um seinen Gefallen zu finden. Den wir sind hier live, das Publikum will unterhalten werden und dies haben Dog Eat Dog locker geschafft.

Auf der Jungfraustage dann etwas Verrücktes. Anders kann man Korpiklaani nicht betiteln. Sie sind ein verrückter Haufen und mit ihrem Humppa angereicherten Folkmetal treffen sie genau den Nerv der partyfeiernden Gesellschaft an diesem Spätnachmittag. Keine Ahnung ob es im Backstagebereich nach ihnen noch Alkohol gab, den die Finnen sind ja als trinkfest bekannt und Korpiklaani können da vermutlich den Bestand ziemlich reduziert haben. Guter Auftritt eines wilden Haufens der dauernd in Bewegung war.

Fjort aus Aachen waren die nächsten auf meinem Fotoplan. Wieder eine Band die ich noch nicht kannte. Kommt an diesem Wochenende öfter vor als mir lieb ist. Das Trio hat sich dem Post Hardcore verschrieben und engagiert sich sehr für diverse politischen Themen, was auch auf der Bühne zwischendurch gerne mal zu einem Statement gereicht hat. Generell finde ich kandidieren Band relativ häufig mir solchen Themen. Was wiederum zeigt wie kaputt doch unsere Welt mittlerweile ist und jeder nur noch für sich schaut. Früher habe ich die Grundhaltung gehabt, Politik hat in der Musik nichts zu suchen. Mittlerweile muss ich sagen, es ist vermutlich das einzige Sprachrohr mit welchem man die Leute erreicht auf die es ankommt.

Dann ging es brachial mit neuer deutscher Härte und Eisbrecher weiter. Frontmann Alexx ist geboren um zu unterhalten, anders kann ich dies nicht ausdrücken. Er markiert so eine Präsenz, das ist unglaublich und fesselt so auch gleich die Blicke. Zudem schafft er es mit seinen Ansagen mitzureissen, spontan, ehrlich und mit einem starken Hauch Zynismus überbrückt er die Pausen zwischen den Liedern. Hin und wieder zieht er sich auch um, und wenn es nur der Hut ist. Dann montiert er im sommerlichen Interlaken die Winterjacke und lässt es vom Bühnendach runterschneien. Ich bin auf alle Fälle nach dem Fotografieren noch einige Zeit stehengeblieben und hab mir einen richtig guten Auftritt reingezogen.

Die Reihe war nun an Stray From The Path. Eine Hardcore Band aus New York. Viel kann ich dazu nicht sagen. Fans haben sie und die feierten auch wacker mit. Energiegeladen war die Show wie kaum eine andere. Die Musiker waren wie Vulkane die dauernd in regelmässigen Abständen Lava spuckten.

Bullet For My Valentine waren die nächsten auf der Hauptbühne. Ihr neues Album Gravity wird noch diesen Monat erscheinen und so gab es auch schon einmal neue Nummer der Band aus Wales. Der eine oder andere Song der Band war bei mir schon Song of the Day und mir gefällt vorallem, wie sie mit ihren Stimmen umgehen, mal clean, mal growlen. Zudem begann es langsam für die Security interessant zu werden. Obwohl der Regen mittlerweile schon ein guter Begleiter war, rockten die Waliser die Bühne mit einem ordentlichen Set, dass bei mir keine Wünsche offen liess.

Bei Stick To Your Guns schüttete es weiterhin in Interlaken. Regen gehört zum Greenfield Festival aber schon traditionell dazu, deshalb scheint es hier auch nicht gerade viele zu stören. Beim Schlendern durch das Gelände hab ich dann unter dem grossen Festzelt sogar feiernde Fans gesehen die auf den Festbankgarnituren einen Slidekontest abhielten. Die Hardcore Band aus Kalifornien kümmerte der Regen auch nicht. Im Dezember noch kamen sie auf Clubtour in die Schweiz, damals mit den am Vortrag aufgetretenen Being As An Ocean im Gepäck. Überhaupt scheinen sie die Schweiz zu mögen, sind sie in den letzten zwei Jahren alleine schon knapp ein halbes Dutzend mal hier gewesen. Dies zeichnet sich auch beim Fanaufmarsch ab.

Die nächsten auf der Hauptbühne waren The Offspring. Ich nehm es gleich vorweg, mir hat der Auftritt nicht gefallen. Ich mag die Band auf Platte, ich mag viele deren Hits. Eine Textzeile aus ihrem Repertoire wird bei mir immer als eine der genialsten Stellen präsent sein. Das Volk vor der Bühne feierte die Band auch ab. Aber ich hab die Interaktion zwischen Band und Publikum vermisst. Meist war es zwischen den Songs ziemlich ruhig und Bewegung war auf der Bühne auch kaum erkennbar, die hatten da alle so ihre eigene Komfortzone aus der schlicht nicht ausgebrochen werden wollte.

Zurück auf der Eigerstage dann ein musikalisches Experiment in Form von Zeal & Ardor. Das Projekt des Amerikaschweizers Manuel Gagneux wurde an den Swiss Music Awards sogar als bester Liveact nominiert. Die Inszenierung war wirklich interessant, abholen konnte mich dieser sehr eigene Mix aus Gesängen die eher zu einem Gospelchor gepasst hätten und Black Metal nicht. So verweilte ich auch nicht viel länger als die ersten drei Songs.

Auf der Hauptbühne dann der Hauptact des letzten Festivaltages. Einem Festival welches über die drei Tage mit insgesamt 72’000 Besuchern sehr gut besucht war und gemäss Veranstalter eine deutliche Steigerung zu Vorjahr darstellte. Volbeat aus Dänemark waren an der Reihe und die Burschen touren zur Zeit so souverän durch die Welt, da sitzt einfach alles. Der Sound ist top, die Stimmung auf dem Siedepunkt und sogar der Regen hat aufgehört. Eine leicht gekürzt Setlist gegenüber ihrer eigenen Tour vom letzten Jahr liess auch keine Wünsche offen. Zudem hatte die Security gleich von Anfang an noch einmal richtig zu tun. Crowdsurfen wurde schon fast zum Massensport, selbst Krücken hinderten nicht daran sich über die Köpfe hinweg nach vorne gereicht zu werden. Ein souveräner Auftritt und ich freu mich schon auf den Mittwoch, wo ich dann noch in Dornbirn mir die Show anschauen gehe.

Fazit

Das 14. Greenfield Festival 2018 war mein erstes, vermutlich nicht mein letztes Greenfield in Interlaken und stellt in der Schweiz sicherlich einen Höhepunkt dar, wenn es um Punk und Metal geht. Die Stimmung war sensationell, die Kulisse ist einmalig. Das Festival entwickelt sich auch immer weiter und wird langsam aber sicher zu einem Gesamterlebnis. Sogar, man konnte es schon in der Presse lesen, heiraten konnte man auf dem Festival mit dem Segen des Metalpfarrer Samuel Hug. Bis Samstag morgen hatten doch 18 Paare sich das Jawort gegeben, ein Bier wollte geheiratet werden. Sogar eine Dreier Heirat musste verwehrt werden, da dies dann doch nicht ganz den Richtlinien entsprach.

Kulinarisch ist das Festival herausragend, es gibt hier wirklich fast alles und wer sich den Memberstatus gönnt, kommt sogar in den Genuss der Küche von René Schudel, der eigens Lehrlinge schweizweit „gecastet“ hat.

Lobend erwähnen möchte ich neben der hervorragenden Organisation auch die Security. Die bewiesen über das komplette Festival Fingerspitzengefühl, waren immer präsent und trotzdem bemerkte man sie kaum. Auch wenn es stressig wurde im Graben, die hatten das im Griff, meist mit einem Lächeln.

Zuletzt noch meinen Dank an die Top- Betreuung der Medien vor Ort durch Michi und sein Team und Danke für die Akkreditierung.