Natürlich wird der Eurovision Song Contest nicht umbenannt. Es ist nur so, dass egal in welchem Bereich, ob Sport, Kunst oder sonst was, oftmals versucht wird den Gewinner zu kopieren, resp. es ähnlich zu machen. So denke ich wird es auch beim ESC kommen. Nach dem Gewinn von Maneskin für Italien werden sich wohl einige Länder daran orientieren und Rockbands ins Rennen schicken. Dieser Umstand freut mich natürlich. Ich bin aber auch nicht sicher, ob der Gewinn der Italiener mit dem von Lordi 2006 zu vergleichen ist. Lordi strickt doch relativ simple Rockmusik mit ihrem Outfit zusammen. So glaube ich, dass Lordi vor allem deshalb gewonnen hat, weil die Band einfach anders war, weil musikalisch hätte Hard Rock Hallelujah sicher nicht trumpfen können. Ich habe Lordi einmal auf einem Festival live erlebt, als ihre Gimmicks nicht funktionierten und dann ist deren Auftritt einfach nur langweilig. Maneskin dominierten im Gegensatz zu Lordi nach ihrem Auftritt auch die Hitparaden in diversen Ländern, selbst in den USA. Auf einmal arbeiteten sie mit Rocklegenden wie Iggy Pop zusammen, waren Vorgruppe der Rolling Stones und wurden zum meistgestreamten Act auf Spotify für eine zeitlang. Ihre monatliche Hörerzahl von 27.5 Millionen übertrifft sogar die von Metallica (17.5 Mio), Slipknot (7.8 Mio) und sogar die der Beatles (25.5 Mio). Man kann also zumindest digital behaupten, Maneskin ist die erfolgreichste Rockband des Planeten. Ihren Erfolg jedoch allein dem ESC zuzuordnen wäre auch falsch. Schon vor dem grössten Musikwettbewerb der Welt hatten sie eine gute Fanbase, enterten mit ihren Veröffentlichungen diverse Charts in Europa. Aber der Sieg gab ihrer Karriere einen gewaltigen Schub, wie er schon lange bei keinem Sieger mehr auszumachen war. Mit dem Sieg bekommt aber auch der ESC einen gewissen Rockcharakter, einem Wettbewerb wo gewöhnlicherweise es mehr ums Aussehen, Kleider, Ventilatoren und Drumcomputer geht. Einige Länder haben bereits bekanntgegeben, wer alles in der Vorselektion anzutreffen sind und da sind doch einige Rockbands mit dabei. Hier einmal eine Auswahl.

 

Voyager

Australien, seit ein paar Jahren fester Bestandteil des ESC, haben bekannt gegeben, dass mit Voyager die australische Prog-Metal Band in die engere Auswahl kommen soll. Die Band wurde 1999 gegründet und es stehen bereits sieben Alben zu Buche. Voyager verbindet halbwegs romantische 80er Jahre Gesangslinien mit komplizierten, dem Prog Metal entsprechend, Soundstrukturen. Viel Keyboards, an Opeth angelehnte Riffs und Klanglandschaften, die es als Mischung zwischen Prog, Djent und Pop erscheinen lässt. Irgendwie zu kompliziert für den ESC aber ich lass mich gerne überraschen, ob Australien den Mut hat, Voyager nach Italien zu schicken.

 

Nanowar Of Steel 

Ebenfalls an den Final nach Turin will eine der lustigsten Band überhaupt, Nanowar Of Steel und zwar möchten sie für San Marino an den Start. Ich denke für den Sieg am San Remo Festival sind sie doch eher zu schrill für das RAI Publikum, deshalb starten sie nicht für Italien. Italien schickt ja im Normalfall jeweils den San Remo Sieger. Nanowar Of Steel bezeichnen sich selbst als Comedy-Band und wenn man Texte über Risotto, Parmesan, Barbie, Findus, IKEA und weiss der Geier noch alles raushaut, dann möchte ich auf jeden Fall den Song der Band hören, welchen sie ins Rennen zu schicken gedenken. Musikalisch wüten sie auf allen Metalgenres die es gibt und machen vor nichts Halt. Dies bedingt natürlich ausgezeichnete Könner an den Instrumenten und dies sind sie auch. Wenn es um schrille Kostüme und Perücken geht, wird der Preis glaub ich bereits jetzt schon an sie gehen. Wenn ihr sehen wollt was ich meine, dann schaut bis zum Schluss.

Eskimo Callboy 

Länger schon bekannt ist, dass Eskimo Callboy es versuchen möchten. Was aber vermutlich eine Umbenennung der Band für den ESC bedeuten könnte. Sie sind die Hoffnungsträger der in den letzten Jahren nicht gerade erfolgreichen deutschen Delegation. Auch in der Metalgemeinde spaltet die Band das Publikum in zwei Lager, entweder man liebt sie oder man hasst sie, etwas zwischendrin scheint es hier nicht zu geben. Dies liegt vermutlich auch am Stil der Band, welche gekonnt elektronische Musik mit Hardcore und auch ein wenig Albernheit verbindet. Ich finde, Deutschland sollte sie schicken, denn live sind die fast nicht zu toppen.

 

Intelligent Music Project 

Bulgarien war eines der ersten Länder, die ihren Interpreten für den ESC bereits fix bekannt gegeben haben. Mit dem Intelligent Music Project schicken sie ein Rockprojekt, wie es der Namen schon sagt, welche in die Kategorie Supergruppe eingerechnet werden kann, zumindest nach bulgarischen Massstäben. Der Sänger der Band dürfte der Allgemeinheit bereits recht bekannt sein. Schliesslich haben sie niemand Geringeren als Ronnie Romero in den Reihen. Der in Chile geborene Sänger ist mittlerweile in Bulgarien wohnhaft. Auch dabei ist mit Slavin Slavchev der Gewinner von X-Faktor Bulgarien. Mit Schlagzeuger Stoyan Yankoulov ist sogar ein erfahrener ESC Teilnehmer mit in der Band. Nur die Musiker machen im Normalfall ja nichts, da nur der Sänger live sein muss, und da haben sie mit Ronnie eine der aktuell wohl angesagtesten Rocksänger überhaupt. Rock ist gemäss Gene Simmons zwar bereits tot, aber vielleicht belehrt das Intelligent Music Project den Kiss Bassisten mit ihrer Hymne Intention eines Besseren. Definitiv ein Grund den ESC, oder die Qualifikationsrunde anzuschauen.

 

Bill Bailey 

Auch England, als einer der Big Five Geldgeber des ESC, wurde in den letzten Jahren immer recht gebeutelt. Im letzten Jahr wurden sie sogar mit 0 Punkten bestraft, was doch ziemlich hart ist. England muss sich also etwas einfallen lassen. Nun aber ist England das Geburtsland des Heavy Metals mit einer langen Tradition an wegweisenden Metalbands. Deshalb ist es auch langsam an der Zeit, dass sich England seinen Wurzeln bewusst wird und auch diese Option mal ins Auge fasst. Und da tritt Bill Bailey auf den Plan. Der Komiker, der auch Slayer liebt, bot sich an, einen Song für den ESC zu schreiben. Obwohl was will ein Komiker, wenn wir hier doch über das Geburtsland des Metal reden. Zumindest einen Punkt hat er erkannt beim Songschreiben. Bill, der sich als ESC Nerd betitelt, ging die Sache ein wenig anders an. So analysierte er die letzten englischen Flops und erkannte, dass diese allesamt in Dur geschrieben wurde. Auch wenn der ESC ja positiv und etwas Fröhliches darstellt, heisst es nicht, dass es auch die Songs in der eher fröhlichen Dur Tonart sein müssen. So hat Bill festgestellt, dass die letzten 10 Gewinner allesamt in Moll abgeliefert haben und so soll der Song auch daher kommen. Bleibt noch das Problem wer den Song interpretieren soll. Den gestandene Metalacts werden wohl kaum einen Auftragssong interpretieren, wenn sie selber erfolgreich eigene Songschreiber in ihren eigenen Reihen haben. Auch bezweifle ich, das sein Komiker England aus der Misere holen kann, da müssen für einmal ernsthafte Bands ran, sonst wird es wieder nichts mit Punkten.

 

The Rasmus

Finnland hingegen haben soviele gute Rockbands in ihrem Lande und konnten wie eingangs erwähnt mit Lordi den Contest schon einmal gewinnen, da ist es nicht verwunderlich, dass sich mit The Rasmus erneut eine namhafte Band für Italien bewirbt. Wenn man aber bedenkt, dass vor Jahren Nightwish von den Juroren nicht auserwählt wurden, obwohl mehr als 90% des Publikums die heute erfolgreichste finnische Band und Wegbereiter eines ganzen Genres wollten. Gestern nun haben The Rasmus ihren Kandidaten «Jezebel» veröffentlicht. Eine Mischung aus PowerPop und Rock lebt natürlich auch von der unverkennbaren Stimme von Lauri Ylönen. Wenn sich die neue Gitarristin dann auf der Bühne auch so verausgabt wie im Video ist auch für Liveaction gesorgt. Der Song hat Ohrwurmcharakter und ist für mich jetzt schon ein echter Siegesanwärter wenn er die Quali übersteht.