Bloodbound, Arion, Northtale und Tungsten laden an einem Donnerstagabend in den Musiktempel ein. Ein Vierergespann, dass ich mir natürlich nicht entgehen lassen konnte. Gerade Bloodbound sind mit einigen Songs Dauervertreter in meiner Playlist. Das Problem Donnerstag zeigte sich aber leider beim Publikumsaufmarsch eher als durchzogen. Das Überangebot an Konzerten zeigt leider auch am heutigen Abend seine Seite. Über den gesamten Abend herrschte auch an vorderster Front eigentlich nie ein Gedränge. Die vier Bands jedoch zeigten sich davon ziemlich unbeeindruckt und lieferten richtig fett ab.

Dabei machte die Familienkapelle von Tungsten den Anfang. Obwohl die Familie Johansson heute nicht komplett am Start war. Vater Anders wurde am Schlagzeug durch den Bloodbound Schlagwerker Daniel Hansfeldt ersetzt, der heute eine Doppelschicht einlegt. Vielleicht war im Tourbus auch einfach kein Platz mehr für Anders, denn alle Bands reisen mit einem Nightliner und da kommt personenmässig schon einiges zusammen. Kalle betritt die Bühne noch eingehüllt in einer Mönchskutte und sorgt auch sonst über die sechs Songs, die ihnen zugestanden wurden für eifriges Grimassenschneiden. Trotz des doch recht kurzen Sets spielen Tungsten Songs aus allen bisher erschienen Alben. Diese wiederum haben alle ziemlichen Ohrwurmcharakter, so dass die wenigen anwesenden Fans im Publikum ihre Vollbedienung bekamen und bestens unterhalten wurden.

Northtale betraten als nächstes die Bühne. Ich hatte im Vorfeld mich noch nicht wirklich mit der Band aus den USA befasst, wusste aber, dass Gitarrist Bill Hudson sich seinen Künstlernamen bei Slash entlehnt hat und er zusammen mit Sänger Guilherme Hirose aus Brasilien stammt. Ich war gespannt auf die Band, da sie auf Wikipedia sogar als Supergroup betitelt wird. Der Begriff ist zwar extrem dehnbar, wie ich finde, aber die Herren auf der Bühne hatten ihre Instrumente wirklich im Griff. Technisch hervorragend vorgetragener Power Metal hat bei mir aber nicht gereicht mich endgültig hinter dem Ofen hervorzuholen. Die wenigen Songs, die ich im Vorfeld gehört hatte, bestätigten live eben genau was ich als Kritikpunkt anzubringen habe. Der Band fehlt einfach die Eigenständigkeit. Würde man die Augen schliessen, hätte ich darauf gewettet Stratovarius würden auf der Bühne stehen. Die Singstimme ähnelt wie ein Eineiiger Zwilling der Stimme von Timo Kotipelto und Bill Hudson erinnerte mich mehr an Gus G. als an Slash. Meckern auf sehr hohem Niveau, denn wie geschrieben, technisch absolut brillant. Auch Northtale mussten aber auf ihren Keyboarder Jimmy Pitts verzichten, der vermutlich ebenfalls keinen Platz im Nightliner mehr hatte.

Arion kann man getrost als eine Band der Stunde betiteln. Gerade eben von einer ausgedehnten Tour mit Dream Theater zurück, legen sie keine Pause ein. Man muss die Gelegenheit beim Schopf packen, wenn sie sich bietet. So durften sie auch ein paar Songs mehr spielen als Tungsten und Northtale, nämlich gleich deren neun. Dabei wurde nicht einmal das neue Album Vultures Die Alone hervorgehoben, sondern dass ebenfalls hochklassige Life Is Not Beautiful. Die Finnen erreichten schon früh einen gewissen Bekanntheitsgrad, als sie 2013 gleich mit ihrer ersten Single «Lost» beim finnischen ESC-Vorentscheid antraten. Lost gab es am Konzertabend dann jedoch nicht zu hören, dafür aber viele andere Perlen, Songs die in den Videos oftmals mit einem Gastsänger:in dargeboten wurden singt nun Lassi Vääränen teilweise allein und räumt beim, mittlerweile doch etwas mehr anwesenden, Publikum voll ab. Kritikpunkt gibt es aber leider auch hier, was eben genau dieses teilweise allein singen betrifft. Wieso man auf den weiblichen Gesang von Konserve zurückgreift, erschliesst sich mir nicht. Instrumente oder Background Gesang vom Band kann ich verstehen und ist durchaus legitim und etabliert heutzutage, aber doch bitte keine Leadstimme. Ich denke das Publikum kann zwischen Konserve und Live unterscheiden, deshalb entweder sein lassen, selbst singen oder Gastsängerin einladen, die zwar im Nightliner erneut keinen Platz haben dürfte.

Es war dann aber endlich Zeit für den Headliner Bloodbound. Da sich die Bands nicht nur den Nightliner teilen, sondern auch Schlagzeug und Keyboard, bleiben die Umbaupausen angenehm kurz. Was folgt war eine Lehrstunde des melodischen Power Metals mit eingängigen Hooklines und Refrains zum Mitsingen. Patrik J Selleby präsentiert sich einmal mehr als überaus gut gelaunter Frontmann, trotz seinen kleinen Hörner auf Kopf. Die Party wurde dann auch gleich mit dem Titelsong des letzten Albums Creatures Of The Dark Realm lanciert. Kurz darauf dann die bekannte Ansage, dass egal welcher Hautfarbe, Geschlecht, Religion usw. wir «in The Name Of Metal» doch alle gleich sind. Sollten sich definitiv ein paar Herren und Damen der Welt einmal vor Gesicht führen. Bloodbound lassen jedoch all den Bullshit, der auf dieser Kugel aktuell so abläuft, schnell wieder vergessen. Das Publikum lässt sich derweilen immer mehr anstecken von der Energie, die ab der Bühne kommt und Patrik hat echt leichtes Spiel die Anwesenden ins Sing-Alongs mit einzubeziehen. Im Sommer wird das neue Album «Tales From The North» erscheinen. Die Band checkt an diesem Abend jedoch schon einmal die Livetauglichkeit von Odin’s Prayer und Drink With The Gods aus. Gerade zweiterer erweist sich schon jetzt als kleiner Reisser. Als dann kurz vor Schluss Rise Of The Dragon Empire angespielt wird, gab es definitiv kein Halten mehr im Publikum. Es ist schlichtweg eine Riesenhymne die auch live minutenlang mit oh-oho-oh Gesängen begleitet wird. Ruhig stehen bleiben kann man dabei nicht. Ein Song fehlte noch bevor dann Schicht im Schacht war. Richtig, Nosferatu musste noch kommen und wurde auch gespielt. Natürlich mit dem persönlichen Besuch dieser vampirischen Sagengestalt auf der Bühne. Sichtlich Freude hatte Patrik auch an einem maskierten Zuschauer in der ersten Reihe, in Basel war ja gerade Fasnacht. So war dann auch ein äusserst kurzweiliger Abend viel zu schnell vorbei.