Das Jahr ist vorbei, ein Neues hat begonnen und überall wimmelt es nun von Jahresrückblicken. Die sind natürlich nie ganz objektiv, sollen sie ja glaub ich auch nicht wirklich sein, aber trotzdem schauen sich viele diese Blicke in die Vergangenheit an und denken sich; ach ja da war doch noch was. Ich tue mich jedoch von Jahr zu Jahr schwerer einen Favoriten zu nennen, der alleinig die Krone aufsetzen darf. Es kommt einfach zuviel auf den Markt um sich etwas in Dauerschleife reinzupfeifen. Trotzdem wage ich mich nun an meine Bestenliste, die wie immer rein subjektiv ist.
Also kommen wir doch gleich zum besten Song des Jahres 2022. Für mich hat da einer ganz klar das Rennen gemacht. Zwar weil ich sowas nicht erwartet hatte, schon gar nicht von einem Schweizer Künstler. Zugegeben mit internationaler Beteiligung, die aber kompositorisch nicht ins Gewicht fällt. Denn was der ehemalige Second Reign Musiker Stephan Lipp in seinem neuen Projekt ERANAËS hier vom Stapel lässt ist einerseits thematisch tiefgründig, andererseits mit Windungen im Arrangement so ausgeklügelt, dass der Song After The Rain nie langweilig wird. Trotzdem besitzt er einen Refrain der sich knallhart im Ohr festsetzt. Margarita Monet (Edge Of Paradise) verleiht mit ihrer Stimme dann noch die pure Dramatik. After The Rain ist mir auch nach drei Monaten noch nicht verleidet. Ich bin gespannt was uns der Stephan noch präsentieren wird.
Bestes Album des Jahres war dann schon schwieriger. Ich kämpfte lange zwischen zwei finnischen Bands. Die Eine hat wohl noch nie ein schlechtes Album auf den Markt gebracht, die Andere hat mich dermassen überrascht, weil ich ihnen ein solches Album einfach nicht mehr zugetraut hatte. Die Rede ist von Amorphis und von Stratovarius. Beide haben mich richtig fett überzeugt. Da Amorphis seit jeher meine zweitliebste Band überhaupt ist (nach Nightwish und vor Skillet) bin ich natürlich ein wenig voreingenommen. Halo ist ein sackstarkes Album geworden ohne Zweifel, ich gebe den Titel jedoch an Stratovarius. Mit Survive sind sie aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Nie hätte ich von den Power Metal Pionieren nochmals ein solches Album erwartet. Ich sah sie zulange mit einem platten Reifen rumfahren, die Luft schien mir da draussen zu sein. Sieben lange Jahre liessen sie sich Zeit bis dieses Meisterwerk nun im Regal stand. Schon die erste Single zeigte, dass da was im Anmarsch ist, war aber bei den letzten Alben auch schon so, und liessen die Erwartungen unerfüllt zurück. Nun haben die Altmeister die Kurve gekriegt und mir das Album präsentiert, auf das ich schon lange gewartet habe. Sie haben überlebt, liefern mit Survive gleich das Statement dazu ab. Mit Songs wie Glory Days schliesst man auch an genau diese alten glorreichen Tage an, jetzt müssen es nur noch die Fans gutheissen. Das Album muss als Gesamtkunstwerk verstanden werden, einzelne Songs rauszupicken macht da keinen Sinn, denn ehrlich gesagt, sind is auf den Titelsong die Singleauskopplungen Fehlgriffe, den die richtig geilen Songs wurden nicht ausgekoppelt und findet man auch eher im hinteren Teil des Albums. Hört Euch We’re Not Alone, Before The Fall und Breakaway an und ihr wisst was ich meine.