Es wurde gestern wieder überall davon geschrieben, Mötley Crüe kommen zurück. Nach dem Abschied die grosse Reunion. Mittlerweile kriege ich einen richtig dicken Hals, wenn ich nur schon das Thema Abschiedstournee höre. Selbst unterschriebene Verträge halten die Bands nicht mehr davon ab, zurück zu kehren. Solange der Zaster stimmt, macht da wohl jeder mit. Ich bin geneigt zu sagen, früher war alles besser. Früher lebten die Bands aber auch noch von CD-Verkäufen. Diese Einnahmen bleiben mittlerweile nur noch den ganz ganz Grossen im Showbiz. Bei vielen Bands sind CD’s nur noch zu Promozwecken da. Heute muss getourt werden um Geld mit Konzerten verdienen zu können. Und nicht vergessen, immer schon wichtig gewesen, mit dem Merchandising. Da kann man teilweise schon völlig überteuerte, ausgedruckte A4 Seiten kaufen mit der Setlist drauf.

Zurück zum ehemaligen Skandalvierer aus Amerika. Mötley Crüe verkündeten 2015 lautstark ihre Auflösung mit unterschriebenem Vertrag nie mehr live aufzutreten. Studioarbeiten durfte man noch machen, aber die Livekiste hätte am 31.12.2015 ihr Ende finden sollen. Gerüchte gab es schon anfangs Jahr, als der Film „The Dirt“ erschien. Übrigens eine üble Buchverfilmung wie ich finde, mit einer Fehlbesetzung von Schauspielern die nicht einmal in einen Doppelgänger Wettbewerb vordere Positionen belegt hätten. Das Buch ist da leider, wie so oft, um Längen besser. Jetzt ist der Vertrag aufgelöst worden. Den nicht mal fünf Jahre nach dem Ende, darf der Film schuld daran sein, dass es soviele neue Netflix Fans gibt, die unbedingt die Band live sehen möchten. Versteh ich ja, ich hab sie auch einige Male live gesehen und es war ein Spektakel von der Show her, musikalisch konnten sie mich nur einmal überzeugen. Ganz übel war ihr Auftritt am Gods Of Metal vor mehr als 10 Jahren, da musste sogar ich davon laufen. 150 Millionen soll nun geboten worden sein, so die Gerüchte. Angeblich soll Tommy jedoch noch erst in den Entzug und Vince ein paar Kilos abnehmen, was daran wahr ist, auch keine Ahnung. Fakt ist Vince Neil solo mit den Crüe Hits ist ein Reinfall, der bringt nicht annähernd mehr die Leistung die es nötig macht die Crüe Songs noch authentisch rüberzubringen. Dafür kennt nun jeder, wenn es den wahr ist, den Preis der Band.

Aber Mötley Crüe sind ja nur eine Band von vielen Grossen die es nicht lassen können, den Fans das Geld aus der Tasche zu saugen. Zwischenzeitlich hat dies ja eigentlich schon richtig System. Eigentlich habe ich immer gedacht, wenn Crüe einen Vertrag unterschreiben, meinen die das Ernst und ziehen es auch voll durch. Aber auch andere Bands unterschrieben schon Verträge. Krokus zum Beispiel (ja sie müssen wieder herhalten), haben einen gegenseitigen Vertrag unterschrieben, dass am 07. Dezember 2019 im Hallenstadion Schluss ist, nachzulesen auf ihrer eigenen Webseite. Pustekuchen, man geht noch nach Amerika. Wenigstens haben sie die Grösse ihre Ankündigung auf der Webseite noch nicht gelöscht zu haben.

Den Begriff Abschiedstour perfektioniert haben jedoch die Scorpions. 2010 erschien ihr Album The Final Sting und die Ankündigung der Abschiedstour. Bei ihnen braucht man aber keine Angst auf eine Reunion zu haben, denn aufgehört haben sie noch lange nicht. Veröffentlichen zwischenzeitlich sogar neue Alben und betouren diese auch und ersetzen sogar Musiker.

Die Maskenmänner von KISS wollten bereits im Jahre 2000 aufhören. Die angekündigte Tour wurde zu einer der besten Konzertreisen des Jahres 2000. Kiss sind heute noch unterwegs, erneut auf einer Abschiedstour. Die Höhe aber finde ich, dass die Band bereits einen Auftritt bestätigt, welchen sie ohne Paul Stanley absolvieren wird.

Auch Ozzy, der als lebende Legende eigentlich alles darf, kündigte 1992 mit No More Tours seine letzte Konzertreise an. Drei Jahre dauerte die Frührente bis er mit der Retirement Sucks Tour wieder auf den Brettern die die Welt bedeuten stand. Aktuell versucht er sich an der No More Tours 2. Ich gehe davon aus, dass diese gelingen wird. Schliesslich zieht sie sich schon ziemlich hin und er verschiebt die Konzerte aus gesundheitlichen Gründen schon seit einer Ewigkeit. Aber eben, Ozzy darf das.

Ebenfalls immer noch regelmässig auf Tour sind Status Quo. Das Drei Akkorde Wunder, welches auch heute noch innert Sekunden weiss, wie eine gut gefüllte Halle in eine Party zu verwandeln ist, wird auch im nächsten Jahr noch live in Zürich auftreten, so wie jedes Jahr. Der Abschied wurde jedoch bereits 1984 mit „End Of The Road“ angekündigt. Wollten aber weiterhin Platten veröffentlichen, nur Konzerte sollte es keine mehr geben. Zwei Jahre später kommen sie zurück. Im Gepäck ein mit Hits gespicktes Album namens In The Army Now. Der Erfolg zwang die Briten quasi zur Liverückkehr. Bei ihnen merkt man aber auf der Bühne immer noch an, welch Spass sie haben.

Auch neue Bandmitglieder können Bands zum Rücktritt vom Rücktritt animieren. So wie bei Judas Priest. Die Metal Gods gingen 2011 auf grosse Abschiedstour. Besetzungswechsel und auf einmal nimmt der Dampfer wieder Fahrt auf, im Falle von Judas Priest, die Harley. Die Band feiert 50 Jahre Bühnenjubiläum und haben noch immer nicht aufgehört neue Konzerte dem Kalender hinzuzufügen.

Eine andere Grösse im deutschen Heavy Metal sind Accept. Bereits dreimal aufgelöst sind sie immer wieder zurück gekehrt. Füllen immer noch Hallen. Obwohl ich die Band nun nur noch als die Hoffmann Solo Truppe ansehe. Aber es gibt noch unzählige weitere Beispiele von Abschied und Reunion.

Letztendlich ist es Marketing, welches dahinter steckt. Die Musiker haben nun mal einen Beruf der ausgeübt werden will. Eine Band darf sich auflösen und später wieder zurückkehren, dies ist durchaus legitim. Ich erwarte dann aber eine gewisse Ehrlichkeit. Ich unterstelle jetzt einigen der vorher genannten Bands reine Geldgier als Motivation. Es gibt aber auch Reunions die nicht so rüberkommen. Das beste Beispiel in meinen Augen sind Europe. Auch sie waren weg und fanden sich Jahre später wieder und veröffentlichen ein Knalleralbum nach dem anderen und spielen herrliche Konzerte.

Aber auch die Plattenindustrie macht bei den Reunion Geschichten mit. Man lässt sich immer wieder mal was neues einfallen. Wiederveröffentlichungen alter Platten sind eigentlich auch nichts anderes als Band Reunions. Meist gespickt mit Bonusmaterial, lockt man den Fan zum Kauf. die Re-releases haben so eigentlich schon die Best-Of Platten abgelöst. Die Plattenbosse wollen ja nicht nur eine Platte mit allen Hits verkaufen, sondern am liebsten den kompletten Back Katalog einer Band, gespickt mit einen neuen Song.

So, wurde wieder einmal ein bisschen länger der Artikel. Eines aber will ich noch loswerden. Es gibt in meinen Augen nur eine Band die ihre Auflösung konsequent durchgezogen haben. ABBA, meine musikalische Jugendliebe. Selbst Angebote über eine Milliarde!!!! hat sie nicht dazu bewegt sich wieder zusammen zu tun.