Was für ein Tag, den ganzen Tag über Sonnenschein und um die 30°C. Also genau das richtige Wetter sich am Abend an ein Festival zu begeben. Erst recht wenn es gemäss Ausschreibung auch noch Pools vorhanden sind. Dann spielen mit Black Mount Rise, Pink Cream 69 und Axxis auch noch richtig geile Bands am Rock on Festival in Gossau. Es ist die mittlerweile vierte Ausgabe dieses kleinen beschaulichen Festivals mitten im Industriegebiet von Gossau. Gut zu erreichen, und mit genügend Parkplätzen gleich in unmittelbarer Eingangsnähe, die zudem auch noch frei von jeglicher Gebühr sind. Ich war ja jetzt schon länger nicht mehr an einem „kleinen“ Open Air, die letzten paar Jahre waren sie doch alle von stattlicher Grösse, die Festivals die ich besucht hatte, war also wirklich wieder einmal eine schöne Abwechslung. So weit war also alles gut, wenn da nur nicht die Unwetterwarnung für die komplette Schweiz gewesen wäre. Ein Unwetter welches gegen Abend auch Gossau erreichen sollte, nur daran habe ich natürlich nicht auch nur einen Gedanken verschwendet, ich meine Regenschutz und ein paar Ersatzklamotten gehören ja sowieso in den Kofferraum wenn man an ein Open-Air geht, egal wie das Wetter ausschaut.
Und es hat schon auf der Fahrt nach Gossau angefangen zu nieseln, was natürlich die Entscheidung den Regenschutz schon von Anfang an ins Gelände mit zu nehmen erst recht rechtfertigte. Erstmal angekommen, war ich erst schon ein wenig erstaunt, wie klein das Festival wirklich ist. Klein und gemütlich, ein paar Getränke- und Essstände, links und rechts der Bühne Merchandising, aber auch ein paar gedeckte Sitzplätze, was noch ganz wichtig werden konnte. Dazu die besagten Pools und eine gemütliche Feuerstelle. Aber wo waren die Leute, ein Gedränge herrschte definitiv nicht. Das Rock on Festival wurde in seiner vierten Auflage zum ersten Mal auf drei Tage ausgedehnt, und ich glaube die Wahl den dritten Tag auf den Donnerstag zu legen war nicht die Beste. Aber vielleicht lag es auch am Wetter und den Prognosen. Am Billing kann es unmöglich gelegen sein. Auf Facebook gab es sicherlich genügend Werbung, auch wurden dort und auf einschlägigen Webseiten Wettbewerbe ausgeschrieben. Nur frage ich mich dann, wie lief der Vorverkauf, das wäre sicherlich ein Indiz gewesen, dass sich vielleicht grob geschätzt 200 Personen. Schade den das Konzept des Open Airs, bekannte Namen der Melodic Rock Schiene aber auch Newcomer auf die Bühne zu bringen finde ich gut. Zudem ist alles sehr Publikumsnah, irgendwie ist man auch Teil der Band wenn man an der Bühne steht. Ich hoffe die Organisatoren haben sich mit der Vergrösserung nicht überschätzt, und werden auch in den weiteren Jahren ein fester Bestandteil des Festivalkalenders bleiben, ich würde es mir wünschen. Nur frage ich mich dann, wie lief der Vorverkauf.

Rock on! Music Festival Gossau
Rock on! Music Festival Gossau

Jetzt aber zur Musik, denn dies ist ja mit das Wichtigste an einem Festival. Los ging es mit Black Mount Rise aus Düdingen. Die Band ist noch jung, wurde erst 2015 gegründet und hat anfangs 2016 ihr Debut Curtains Falling veröffentlicht. Haben es auch geschafft bei mir einen Song of the Day zu platzieren (Dilemma), was auch dazu geführt hat, dass ich die neue Rubrik der Featured Videos als fixen Bestandteil der Webseite eingeführt habe. Nun sehe ich also die Freiburger (mit holländischer und deutscher Verstärkung) Band zum ersten Mal auch live. Die Bühne ist vollbepackt, da alle nachfolgenden Bands ihr Equipement schon mal aufgestellt haben um die ganzen Umbaupausen auch möglichst kurz zu halten, was aber natürlich an der Bewegungsfreiheit von Black Mount Rise nicht sehr viel Spielraum übrig lässt. Es ist zwar Tatsache, dass Black Mount Rise eine Newcomerband ist und sind. Aber wer sich die Band mal genauer anschaut, erkennt vielleicht den einen oder anderen Musiker wieder. So ist Gitarrist Micki Richter schon mit Liv Kristine, der Ex-Sängerin von Leaves Eyes oder Fox unterwegs gewesen, um nur ein paar wenige zu nennen. Und die Metalriffs hört man auch bei Black Mount Rise raus. Bassist Alex Jansen hat sogar noch ein paar grössere Namen in seiner Referenzenlisten, so gehören zum Beispiel auch die Scorpions dazu, und wie Micki ist der gebürtige Holländer auch bei Fox dabei gewesen. Sänger Yannick Schmidt war auch schon bei Fox. Nur Schlagzeuger Tobias Schaller hat meines Wissens nie beim wieder zu Shakra zurückgekehrten Mark Fox gespielt. Aber es haben sich hier vier Musiker gefunden, die ihre Songs mit Leidenschaft auch vor kleiner Schar zum Besten geben. Und vorallem die unglaublich gute Stimme von Yannick fesselt mich immer wieder ihm genau zuzuhören. Da macht es auch nichts aus, dass die Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, ich will zuhören. So wird das Set auch sehr abwechslungsreich gestaltet, mit unglaublichem Drive und ich war überrascht vom guten Sound. Open Airs haben da ja immer so ihre eigenen Gesetze. Zwischen den Songs war es zwar nie ganz ruhig, und ich frage mich, ob dies bewusst von der Band so gewollt ist, es war immer so ein atmosphärischer Teppich, den ich nie ganz recht einordnen konnte, aber irgendwie noch cool fand, da es der ganzen Geschichte noch einen gewissen mythischen Touch gab. Wie gesagt es war mein erstes Black Mount Rise Konzert, und deshalb fehlt mir diesbezüglich der Vergleich. Bin mir aber sicher, dass ich bestimmt wieder einmal auf ein Konzert des Vierers gehen werde. Während des kompletten Konzertes suchte Gitarrist Micki den Augenkontakt mit dem spärlich anwesenden Publikum, und schenkte auch immer wieder ein Lächeln, grinste in die Kameras und posierte gekonnt. Was mir gut gefallen hat, es wurde vorallem gespielt und nicht rumgequatscht, in meinen Augen der einzige Punkt bei welchem die Band resp. Yannick sich noch ein wenig reinknien sollte. Die wenigen Ansagen waren eher zaghaft und unbeholfen. Ein wirklich guter Festivalauftakt, und Black Mount Rise hatten ja noch mehr oder weniger Wetterglück.

Black Mount Rise Gossau
Black Mount Rise Gossau

Denn was danach kam war schon fast mit einem Staudammbruch zu vergleichen. Kurze Umbaupause und flotte 15 Minuten später standen Pink Cream 69 bei strömendem Regen auf der Bühne. Es schüttete wie noch selten, ich war auf alle Fälle schon nach dem Opener Keep Your Eyes On The Twisted klatschnass. Aber was für ein Einstand, mein Pink Cream 69 Lieblingssong gleich zu Anfang. Ja ich bin Bassist und drum liebe ich den Song auch, wegen dem Basslauf. Simple und auf den Punkt, und ja zum Zweiten, Dennis Ward zählt zu meinen Lieblingsmusikern und Songschreibern generell. Es sind ja schon einige Jahre her als ich Pink Cream 69 zum ersten Mal live gesehen habe. 1989 war es im Vorprogramm von White Lion, und wenn ich richtig gezählt habe war der Auftritt in Gossau vermutlich Nummer 7 oder 8, irgendwo da in der Region. Die Band rund um Sänger David Readman haute ein wahres Best Of Programm raus. Absolut professionell zog man das Programm durch, auch wenn sich vor der Bühne immer noch nicht mehr als vermutlich knapp 30 Nasen versammelt hatten. Die Band wusste jeden Einzelen der im strömenden Regen stand zu würdigen, und holte auch noch einen Teenager auf die Bühne, um zu verhindern dass er sich erkältet und krank wird, absolut nette Geste. Alfred Koffler und Uwe Reitenauer wechselten sich bei den Solos weitgehend ab, je nach Spieltechnik. Viel zu schnell ging auf alle Fälle die Stunde Spielzeit vorbei, die als Zugabe gedachte Mitsingnummer Shame wurde auch gleich ins Set reingebaut. Für mich war es ein richtig guter Auftritt von einer Band, bei der ich mich schon seit bald 30 Jahren frage, wieso füllen die noch keine Stadien, am Songmaterial liegt es bestimmt nicht, das ist durch die Bank gut, eingängig und man kann da eigentlich auch nicht ruhig stehen bleiben. So hatte ich die Möglichkeit ganz vorne zu stehen und feierte eine meiner Lieblingsbands ab, so wie es auch noch ein paar andere Hartgesottene neben mir taten, vom Regen völlig unbeirrt.

Setlist Pink Cream 69
Setlist Pink Cream 69

Danach hatte ich mich eigentlich auf Axxis gefreut, aber mittlerweile löste sich schon fast meine Haut von den Knochen, so durchweicht war ich. Zudem musste ich noch auf eine Naht in meinen Fingern schauen, die gemäss meinem Arzt eigentlich nicht zu nass werden durfte, und schon gar nicht durchweicht, da noch nicht komplett zusammengewachsen. Tja diese Mission ist zwar misslungen, aber dem Finger hat es nichts ausgemacht, und er funktioniert auch einen Tag danach noch einwandfrei, passt also. Aber man soll das Schicksal nicht zu sehr herausfordern, und so ging ich, begleitet von den ersten Klängen von Axxis durch den strömenden Regen von dannen. Schade hat das Wetter nicht mitgespielt, aber noch schlimmer fand ich, dass das Publikum ausblieb, ich hoffe die nächsten Tage wird das Gelände gefüllt. Bei diesen wirklich geilen Bands kann man ja eigentlich nichts falsch machen, wenn man hingeht. Oder ist es vielleicht auch die unglaubliche Anzahl an Festivals die es mittlerweile in der Schweiz gibt………