Eigentlich ist MP3 schon etwas älter. 1982 fing man am Fraunhofer Institut für integrierte Schaltungen mit der Entwicklung des alles verändernden Formates an. Am 14. Juli 1995 dann wurde die Dateiendung .mp3 festgelegt und der Siegeszug nahm seinen Anfang. Siegeszug? Kritisch betrachtet ist diese rigorose Datenkomprimierung der Musik eher sowas wie der Gnadenstoss für viele Musikläden gewesen. Das Internet auf dem Vorstoss und hielt immer mehr in den Haushalten Einzug. Die Geschwindigkeiten wurden mit den Jahren auch immer besser. Und das Internet wurde zur Spielwiese von Raubkopien. Auf einmal gab es ganze Webseiten mit Musik zum Nulltarif zum runterladen. In den meisten Ländern illegal, hier bei uns in der Schweiz war und ist der Download immer noch legal. Auch ich nutzte das Datenformat nicht nur zur digitalen Umwandlung und Speicherung meiner umfangreichen Plattensammlung. Die Musik wurde in einer rasanten Geschwindikeit entwertet, man kriegte sie ja umsonst. Die ganze Musiklandschaft stand vor einem Umbruch und auch Musiker konnten auf einmal nicht mehr von den Verkäufen leben. Auszeichnungen von Verkäufen wurden runtergeschraubt. Im Jahr 2000 benötigte man in der Schweiz noch 50’000 verkaufte Platten um Platin zu erreichen, ab 2017 sind es nur noch 20’000. Dies sind sogar weniger als man 2000 noch für Gold benötigte, da stand die Marke bein 25’000. Die Industrie musste umdenken. Zum Glück machen dies auch teilweise die Konsumenten. Vinyl Schallplatten erleben die letzten Jahre wieder einen massiven Aufschwung und überholen teilweise schon die CD-Verkäufe.

Aber Fakt ist die Musik wurde zur billigen Massenware degradiert, dessen Wert man sich nicht mehr bewusst war.

Heute stehen wir wieder an dem Punkt die Musik kaputt zu machen. Verdanken können wir dies einem Virus, diesem kleinen fiesen unsichtbaren Gegner, der die ganze Welt in die Knie zwingt. Ich will jetzt nicht explizit auf die Veranstaltungsbranche eingehen, die aktuell wirklich ums Überleben kämpft. Aber erneut haben wir es in der Hand etwas zu bewegen um bald auch wieder Livekonzerte erleben zu dürfen wie wir es noch vor einem Jahr hatten, als wir uns an Festivals vergnügten mit Freunden feierten und unseren musikalischen Idolen auf der Bühne zu jubelten. Erneut kommt jetzt ein digitales Medium, welches wie MP3, drauf und dran ist uns dies zu zerstören; Streaming. Toll wie sich die Veranstalter und die Bands auf einmal anfingen neu zu erfinden. Musik aus der Stube in die Stube, Wohnzimmerkonzerte, ja ganze Festivals übers Internet, super denkt sich der Konsument. Jetzt kann ich mein Bier sogar zu Hause auf dem Sofa trinken und bin trotzdem der Band so nahe wie möglich. Ich habe generell nichts gegen Streaming von Konzerten, dann aber sollen auch diese bitte sehr ihren Preis haben. Viele Musiker, Labels und Veranstalter liefern nun in dieser konzertlosen Zeit ihre Musik gratis auf den Bildschirm. Erneut wird die Musik in seiner schönsten Form, nämlich der der Livekonzerte entwertet. Liebe Musiker, ist euch eure Musik wirklich nichts wert. Ihr verbringt Stunden mit Songwriting nur um A keine CD’s mehr zu verkaufen und B diese dann auch noch gratis anzubieten. Kann nicht der Ernst der Lage sein. Es war vor Corona die Rede davon, dass Konzerte für viele die einzige Einnahmequelle darstellt, verbunden mit den Verkäufen an den Merchständen. Nun gebt ihr dies auch noch auf. Eure Fans sind bereit für ein Streaming Konzert zu bezahlen, da bin ich mir sicher. Ich habe seit Corona genau ein Konzert via Streaming geschaut und für dieses auch bezahlt, es war Eclipse. Ich war letzten Samstag endlich wieder an einem Livekonzert im Z7. Mit The Rule, Fighter V und The Order spielten drei richtig gute Bands. Es waren noch Tickets an der Abendkasse erhältlich, was ich bei der begrenzten Anzahl an Personen die aktuell an ein Konzert dürfen in meinen Augen eigentlich nicht sein darf. Gibt es in der Schweiz keine 300 Rockfans mehr, soviel war jetzt auch nicht los am letzten Wochenende. Oder hat die Entwertung der Livekonzerte bereits soweit zugeschlagen?

Deshalb bitte überlegt es Euch, es gehen auch mit bezahltem Streaming noch genug Stellen flöte in der Veranstaltungsbranche, aber wenn es ab jetzt nur noch kostenlos angeboten wird, wird auch der Musiker das gleiche Schicksal teilen wie der Auerochse, der 1627 ausgestorben ist. Sind wir wirklich selbst solche Ochsen und wollen dies zulassen. Musik hat einen Wert und der soll bezahlt werden. Ich möchte an Konzerten meine Idole feiern, Freunde treffen und eine gute Zeit haben und nicht im Wohnzimmer ein Konzert mit reingemischtem Applaus hören.