Wenn ich am Autofahren bin, höre ich eigentlich noch ziemlich oft Radio. Nicht etwa weil die Schweizer Radiostationen sich durch ein hervorragendes meinem Geschmack angepassten Programm hervorheben. Nein, der Hauptgrund sind eigentlich die Nachrichten, so weiss ich immer etwa was da draussen in der Welt so läuft. Weiss aber auch Bescheid über Wetter (was sowieso nie stimmt) und Verkehr. Diese Informationsflut wird, wie bei einem Radio üblich, auch mal mit Musik unterbrochen. Wie schon erwähnt ist das Radioprogramm zu 90% für die Tonne. Hin und wieder aber glänzen die Musikredakteure jedoch mit auserlesenen Songs, bei denen ich dann das Radio auch auf unerträgliche Lautstärke hochfahre und versuche mitzugröhlen. Bei Roxette war dies schon immer so. Das schwedische Duo hatte mich mit all ihren Songs immer knallhart im Würgegriff. Per Gessle’s Stil Songs zu schreiben ist so gemein, ich komme davon eigentlich nie los. Kombiniert mit der Stimme von Marie Fredriksson entstanden die zeitlosen Klassiker die bereits vom ersten Ton an zu fesseln vermögen. Roxette waren und sind für mich die legitimen Nachfolger von ABBA. Im Gegensatz zu ABBA habe ich jedoch Roxette einige Male live gesehen. Krass fand damals in den 90er Jahren als sie auf der Crash! Boom! Bang! Tour gleich mit zwei Schlagzeugern die Konzerte bestritten. Bis dato hatte ich sowas noch nie gesehen, schon gar nicht über eine komplette Konzertdauer. Sie waren für mich immer mehr Rock als Pop.

Nach dem genialen Album Room Service dann der Schlag. Marie Fredriksson hatte einen Hirntumor. Sie kämpfte dagegen an und veröffentlichte noch zwei Soloalben. Marie war ja schon vor Roxette in Schweden eine bekannte Sängerin. Als ich dann 2009 hörte, dass Roxette wieder ein Comeback wagen, war die Rock/Pop Welt wieder ein kleines bisschen mehr in Ordnung. Zwei Jahre später folgte dann das fulminante Comeback auf Konserve, Charm School. Das Album hatte wieder alle Zutaten eines Hitalbums. Mit She’s Got Nothing On (But The Radio) packten sie sogar einen Song aufs Album, der sich schnell als einer meiner Lieblingssongs der Schweden entpuppte. Die folgende Tour wurde zur längsten und grössten Tour in der Geschichte von Roxette. Marie jedoch war von der Krankheit schon sichtlich gezeichnet und spielte die Konzerte sitzend aber mit Bravour über die Bühne. Im Frühjahr 2016 dann die Meldung, dass Marie aufgrund der Krankheit die Kraft nicht mehr aufbringt, auf die Bretter die die Welt bedeuten zu gehen.

Gestern Montag dem 09. Dezember 2019 war wieder einmal ein Radiotag. The Look lief auf irgendeinem Sender, mein Radio auf Höchstleistung. Nichts ahnend dass gestern am 09. Dezember Marie Fredriksson im Alter von nur gerade einmal 61 Jahren den Kampf gegen den Krebs verloren hat.