Die erfolgreichste Schweizer Hard Rock Band beendet ihre Karriere. «Jede Party hat mal ein Ende» sagen die Solothurner Musiker die 1975 loszogen und in den folgenden Jahren die Welt eroberten. Dabei jedoch alle Höhen und Tiefen miterlebten die eine Band wohl miterleben kann. Die Erfolgsgeschichte wurde zwischenzeitlich jedoch immer wieder jäh unterbrochen, da sich die Musiker sowohl untereinander als auch mit Aussenstehenden immer wieder ihre Dispute hatten. Massgeblich zum Aufstieg der Band hat das Album Metal Rendez-Vous beigetragen, stilmässig meilenweit vom Debut «Krokus» entfernt. Ich bin damals fast erschrocken als ich mir das Debut zulegte, was dies war einmal Krokus, unglaublich den Metal Rendez-Vous war für mich der Einstieg in die Welt von Krokus. Auch wenn sie oftmals als Kopie von AC/DC gegolten haben, für mich waren die Schweizer innovativer als die Australier, zumindest damals. Dies hat mich dann auch dazu bewegt ihrem Fanclub beizutreten, bis heute übrigens der einzige Fanclub Beitritt den ich jemals getätigt hatte. Dieser war zwar nicht von langer Dauer, nach der Change Of Address war es auch bei mir wieder fertig damit. Aber hey, ich war im Fanclub der bis dato erfolgreichsten Schweizer Band überhaupt. Metal Rendez-Vous wurde wohl so erfolgreich weil Bandgründer Chris von Rohr den Gesang an den neu rekrutierten Henry Fries abgab, der aber nur kurz bei der Band bleiben konnte und man im maltesischen Sänger Marc Storace die Stimme schlechthin für die Band finden konnte. Mit dieser neuen Stimme definierte sich der Sound neu und das besagte Album, mit einem Budget von CHF 20’000 eingespielt wurde zum Kracher mit etlichen Hits drauf, die bis heute in jedem Liveprogramm der Band unverzichtbar sind. Wie erfolgreich Krokus anfangs der 80er Jahre war wurde noch durch die Tatsache untermauert, dass sie die erste Schweizer Band überhaupt waren, die das Hallenstadion am 27. März 1982 komplett ausverkauften. 1982 kam auch das Album «One Vice At A Time» auf den Markt, für mich deshalb erwähnenswert, da sich darauf auch ein Duett mit dem Iron Maiden Frontmann Bruce Dickinson befindet. An solch einer Duett Geschichte beisst sich bis heute Tobias Sammet die Zähne aus, vielleicht klappt es dann auf dem neuen Album, welches für 2019 angesetzt ist. Auf dem Nachfolge Album «Headhunter», für mich persönlich das Beste ihrer Diskografie, befand sich dann sogar ein Duett mit dem Metal God Rob Halford. Alleine an diesen Tatsachen sieht man, dass die Band international einen mittlerweile prächtigen Ruf hatte. Wie sehr sie selbst an den Erfolg glaubten, bewies Marc Storace als er das Angebot ablehnte, die Nachfolge von Bon Scott bei AC/DC  anzutreten ablehnte.

Der Abstieg begann dann jedoch als sich die Band nie endend wollenden Besetzungswechseln hingeben musste, oftmals auch während der Tour zu einem Album. Zeitweise bestand die Band nicht einmal mehr mit einem Originalmitglied in den Bandreihen. Die Missstände innerhalb der Band, der Erwartungsdruck der Plattenfirma und die Zuwendung an den damals populären Hairpray Metal zeigten leider ihre negativen Auswirkungen. Eigentlich schon auf dem Tiefpunkt angelangt konnte die Band dann als Special Guest von Van Halen vor 80’000 Nasen auftreten, ein Höhepunkt wie er danach wohl nicht mehr zu toppen war. Eine Marke die auch heute kaum mehr geknackt werden kann, egal von welcher Band.

 

Letztendlich waren es immer wieder entweder Chris von Rohr oder Fernando von Arb die Krokus kurz vor dem endgültigen Aus irgendwie über die Runde retteten. International war man zwar anfangs der 90er Jahre kaum mehr eine Notiz wert. Als 1990 die Platte «Stampede» erschien war ich mir aber sicher, sie setzen die Flagge wieder auf die Landkarte des Rocks. Die Platte begleitete mich einige Wochen fast nonstop. Ich erinnere mich noch, als ich sogar zum Skitest ging und im Walkman die Kassette auf und ab hörte. Leider fand die Platte wenig Begeisterung und ist für mich bis heute massiv unter dem Wert verkauft, für mich ein wahrer Krokus Geheimtipp.

Ab 2002 ging es dann nach langer Durststrecke wieder langsam vorwärts und mit jeder Platte konnte man sich wieder mehr Publikum erspielen. Auftritte im Vorprogramm von AC/DC oder am Wacken Open Air waren die Folge. 2008 dann die überraschende Meldung, dass Krokus wieder in derselben Formation zusammen live auf der Bühne stehen wird, wie sie es zu «One Vice At A Time» tat. Selbstredend wurde dies zu einem Triumph und man begann die Arbeiten am Album «Hoodoo». Von diesem Moment an war Krokus wieder zum Erfolg verdammt worden, die Konzertreisen wurden allesamt euphorisch gefeiert und die «alten» Mannen auf der Bühne zeigten auch wieder eine unbändige Spiellust. Sie zeigten der gesamten Schweizer Rock Szene wer hier seit mehr als 30 Jahren die absolute Sperrspitze des Hard Rocks ist. Auch wenn Gotthard mehr Chartplatzierung eingefahren hat, sobald Krokus auf dem Radar erschien, war die Reihenfolge wieder hergestellt.

Nun ist nach 17 Studioalben, 3 Livealben, einem Coveralbum und unzähligen Kompilationen Schluss. Das Kapitel Krokus findet nach 44 Jahren am 07. Dezember 2019 im Hallenstadion seinen Abschluss. Die erfolgreichste Schweizer Rockband aller Zeiten wird dann ihr letztes Konzert bestreiten und ich gehe davon aus, dass auch dieser Event wie 1982 ausverkauft sein wird. Nach über 2000 Konzerten in ihrer Karriere wollen sie abtreten. Auch wenn ich nicht immer begeisterter Fan von ihnen war, hing dies mehr damit zusammen, dass sie auf der Bühne zwar rockten wie Sau, aber die Geschichte mit den Coverversionen mir halt nicht so gefallen. Gerade wenn dann Born To Be Wild auf über 10 Minuten ausgedehnt wird, da hätten ein paar eigene Nummern mehr Berechtigung gehabt (bitte am 07.12.2019 berücksichtigen). Sobald die Band jedoch den Mund hielt und ihre Riffs losjagten wurde es geil, geiler als ein AC/DC Auftritt, da wird es mir nach 30 Minuten schon langweilig. Danke für viele Liveauftritte die ich miterleben durfte, danke für die VIP Zutritte anlässlich der Change Of Address Tour (ihr erinnert euch nicht mehr, aber bei mir blieb es hängen), fussballerische Aktivitäten (ja ich war mal sportlich) in Zuchwil mit einigen von Euch anlässlich eines «Lagers». Vorallem aber Danke, dass ihr die Schweiz auf der Landkarte des Rocks platziert habt. Ohne euch würde es viele Bands hier nicht geben. Heute muss ich mir auch keine Gedanken darüber machen, dass ihr ein Vakuum hinterlässt, es stehen genügend Bands da, die Euren Platz einnehmen können oder schon ebenbürtig sind. Leider verblüht jede Blume einmal so auch ein Krokus. Adios Amigos

Tickets fürs Abschluss Konzert gibt es ab dem 12. September 2018 hier.