Mittlerweile ist das Ice Rock für mich so etwas wie erweiterte Weihnachten geworden. Eigentlich der dritte Weihnachtstag. Der erste Tag, ist die alljährlich bei uns stattfindende Musikerweihnachten im City Hotel in Brunnen, dann die Weihnachten mit der Familie und zu guter Letzt das Ice Rock. Das Ice Rock Festival in Wasen im Emmental ist die erste jährliche Zusammenkunft von Freunden der Livemusik. Und es ist so, hier gesellen sich fast jedes Jahr die Fans zusammen, die man über das ganze Jahr hinweg an mehr oder weniger jedem Festival antrifft und sich über die Jahre kennen und schätzen gelernt hat. Herrlich organisiert vom Ice Rock Team und auch von ihnen über das komplette Wochenende herrlich betreut und bewirtet, fühlen sich auch Ice Rock Neulinge wie mein Sohn, der heuer zum ersten Mal dabei ist, auf Anhieb in der Familie aufgenommen.

Der Donnerstag bescherte schon vor dem ersten Ton eine Änderung in der Reihenfolge der spielenden Bands. Diamond Head tauschten mit Lechery die Plätze, doch dazu später mehr. Den Anfang machte die Solothurner Band Fat Dog. Wie mir einer aus dem Publikum verraten hat, war es erst ihr neuntes Konzert, was mich dann doch sehr erstaunte. Den die Burschen hauten den bereits recht zahlreichen Konzertbesuchern ein Brett vor den Kopf, welches keine Wünsche offen liess. Im Februar 2017 gegründet, spielten sie bereits im letzten Jahr am Rock The Ring und haben dort die Aufmerksamkeit von Mister Ice Rock Fridu Gerber auf sich gezogen, dem auf einmal die auf der grossen Bühnen spielenden grossen Namen nicht mehr so wichtig waren. Trotz der wenigen Liveerfahrung harmonierte die Band auf der Bühne richtig gut. Die Band zeigte sich agil als wäre die Bühne schon längst ihr zu Hause. Den Jungs war das Schmunzeln ins Gesicht geschnitten. Mit My Life gab es dann auch noch die Livepremiere eines neuen Songs. Nette Geste von Fat Dog an ihren Merchandising Mann, der am heutigen Donnerstag auch noch seinen Geburtstag feierte und ein Ständchen bekam. Fat Dog wussten zu begeistern und haben am Ice Rock einige neue Fans dazugewonnen, mich eingeschlossen. Ihr Soundmix aus Rock, Metal, Funk und teilweise auch Jazz hat in der Schweizer Musiklandschaft definitiv einen Platz verdient und ich hoffe es kommen noch viele weitere Auftritte für die sympathischen und authentisch wirkenden Solothurner dazu.

Dann war Lechery an der Reihe ihren Ice Rock Auftritt auf die Bretter, die die Welt bedeuten zu schmettern. Lechery kommen aus Schweden und haben mit Martin Bengtsson einen ehemaligen Arch Enemy Musiker in ihren Reihen. Obwohl die Band bereits 2004 gegründet wurde, spielen sie heute Donnerstag zum ersten Mal in ihrer Karriere in der Schweiz und dies gleich am Ice Rock Festival. Und sie liessen einen Heavy Metal Sturm über das Emmental ziehen. In Zusammenarbeit mir der Souls Of Rock Foundation, die unter ihrem Motto United Forces For Rock’n’Roll schon rund 40 Bands unterstützt haben, wurde die Band aus Halmstad ans Ice Rock geholt. Überhaupt ist die Zusammenarbeit zwischen Souls Of Rock und dem Ice Rock hervorzuheben. Nicht nur dass sie im Bereich der Bandverpflichtungen zusammenarbeiten, nein, da gibt es auch anderes. Dazu gehört das exklusive nur am Ice Rock erhältliche Hoodie aus komplett nachhaltiger Herstellung, was bei Souls Of Rock nicht nur ein aufgeblasenes Statement ist, sondern auch gelebt wird, wie von Dani und Tina erklärt. Souls of Rock ist auch auf allen grossen Festivals mit dem Glücksrad anzutreffen. Da haben Fridu und Marco auch schon die Glücksfee gespielt und werden dies auch künftig wieder machen. Zurück zu Lechery. Mit drei Platten im Gepäck setzte sich die Setlist auch daraus zusammen und drückte vor allem aufs Gaspedal, getreu dem Titel eines ihrer Songs, war es eine Heavy Metal Invasion. Der Gig hat Spass gemacht und ich denke auch die Band hatte ihre wahre Freude daran, denn auch bei Ihnen wurden die Zugaberufe laut als deren Spielzeit eigentlich schon rüber war.

Diamond Head mussten wie eingangs erwähnt, ihren Auftritt mit Lechery tauschen. Die britische Legende um Brian Tatler war zwar schon seit neun Uhr morgens in der Region. Ihre Instrumente liessen jedoch auf sich warten. Diese blieben nämlich irgendwie anfänglich in London liegen und die Anspannung war natürlich gross, ob es denn noch zu schaffen ist diese herzu beordern. Mit 12 stündiger Verspätung wurden dann aber auch die Instrumente per Kurierdienst angeliefert. Aber auch die Band selbst war nicht komplett vor Ort. Gitarrist Andy «Abbz» Abberley war nicht angereist. Was der späteren Show jedoch nicht anmerkbar war. Durch die geänderte Reihenfolge glich der Donnerstag nun eher einem klassischen Konzert mit zwei Supportbands für den Headliner Diamond Head. Professionell mit 44-jähriger Erfahrung liessen die Briten um das einzig übrig gebliebene Gründungsmitglied Brian Tatler aber nichts anbrennen und zeigten auf eindrückliche Art und Weise weshalb Metallica sich bei ihrem Songmaterial bedient. Der 2014 dazugestossene Sänger Rasmus Bom Andersen ist natürlich der Mittelpunkt der Bühne und hat mit seiner Ausstrahlung und dem Charisma alle Zutaten, die ein Frontmann benötigt. Lässt aber jederzeit auch seine «Mitte» der Bühne den anderen zur Verfügung. Der 2016 dazugestossene Bassist Dean Ashton ist der Ruhepol in der Band und verleiht den Songs die nötige Tiefe und den Boden. Schier schon animalisch kann man Schlagwerker Karl Wilcox betiteln. Er ist mit einer unglaublichen Leidenschaft dabei und arbeitet sich einen Wolf ab hinter der Kiste. Sein Gesicht spricht Bände während er spielt, er leidet förmlich mit. Ich fand es eigentlich gar nicht so schlecht, dass Diamond Head den Schlusspart übernahm. Denn wie mir schien lichteten sich die Mengen gegen Ende von Diamond Heads Set schon merklich, wenn jetzt Lechery da gespielt hätte, wären vermutlich schon ein paar mehr dem Ruf des Kissens gefolgt. Diesem Ruf bin dann auch ich gefolgt, schliesslich folgen noch zwei Tage und ich begab mich dann so langsam zum hervorragend aufgezogenen Shuttlebus Betrieb, der mich zurück ins Hotel brachte.

Der Freitag zeigte sich heuer im 80er Jahre Gewand. Oder anders gesagt mit Bands die sich dem Sound der 80er Jahre verschrieben haben. Dass die Organisatoren damit den Zeitgeist getroffen haben, zeigte sich auch am Publikumauflauf. Es war schon früh am Abend sehr voll. Als die Hergiswiler Band Fighter V dann die Bühne betraten, war es auch von Anfang an am Bühnenrand schön voll. Das Fighter V bei mir ein Stein im Brett haben kommt nicht von ungefähr. Ich mag ihren Sound und das Album Fighter wurde bei mir im letzten Jahr zum Album des Jahres gewählt. Die Setlist bestand auch nur aus Songs aus dem Debütalbum, gespickt mit ein paar Coversongs. Anders noch als bei der CD-Taufe im Oktober, wo es einen Headliner Gig zu absolvieren gab, bediente man sich nicht beim alten Hairdryer Material. Wieso auch, denn das Album hat echte Kracher zu bieten, dies zeigte sich auch darin, dass ein Song wie Headlines erst gar nicht auf der Setliste auftaucht. Auch diesmal hatte die Band eine wahnsinnige Bühnenpräsenz und man merkt die zunehmende Routine deutlich an. Vor allem Keyboarder Felix ist gegenüber noch vor zwei Monaten deutlich entspannter, so zumindest kam es mir vor, was natürlich wieder rein subjektiv ist. Wiederum in der Mitte des Sets, schnallte sich Sänger Dave die akustische Gitarre um, spielte und sang auf Wunsch von Fridu Gerber, den Song Wasted Years von Iron Maiden, der natürlich von allen mitgesungen wurde. Was mir bei Fighter V auch immer gefällt ist die Interaktion mit dem Publikum. Beim Bon Jovi Hit Runaway holt sich Sänger Dave auch mal ein paar Leute aus dem Publikum auf die Bühne. Da Runaway ein Rockfan so oder so auswendig kann, überlässt Dave schon mal das Mikrofon den Gästen auf der Bühne. Oder aber Dave taucht selbst ab ins Publikum und singt dort City Of Sinners. Wiederum ein überaus gelungener Auftritt von Fighter V. Einziger Wehrmutstropfen meinerseits, ich hätte als Zugabe eigentlich Headlines erwartet anstelle einer weiteren Bon Jovi Coverversion in Form You Give Love A Bad Name. Ist aber meckern auf hohem Niveau, den egal was, ich hätte Fighter V noch lange zuhören können. Beim nächsten Gig muss ich dann mal noch Dave’s Schuhe genauer betrachten, ob da Federn eingebaut sind. Unglaublich auf welche Höhe er aus dem Stand springt und dies nicht nur einmal.

Nach dem Bühnenumbau und der diesmal nicht mehr ganz so langen Vorstellung von Partner Souls Of Rock standen die Schweden von Pretty Wild auf der Bühne. Sleaze Rock war angesagt und der weibliche Part des Publikums war vorne links an der Bühne anzutreffen. Dort stand nämlich Gitarrist Axl Ludwig und verleibte seinen Teil der Bühne. Pretty Wild waren zum ersten Mal in der Schweiz wie die Organisatoren ankündigten, ich meine aber sie hätten schon am Rock im Tal und in der Hall Of Fame gespielt. Aber sicher zum ersten Mal am Ice Rock. Restlos überzeugen konnte mich die Jungs aus Malmö nicht. Ich bin nun mal kein Fan Solodarbietungen, ich glaube ja den Jungs, dass sie alle ihre Instrumente ihrem Genre gerecht beherrschen. Jedoch bei einer Spielzeit von einer Stunde ein Schlagzeugsolo und dann noch ein ausgedehntes Gitarrensolo einzubauen finde ich einfach zuviel des Guten was dem Fluss einen Abbruch tut. Da hätte ich lieber einen Song mehr. Weil Songs haben sie wirklich gute und nach dem Schlagzeugsolo fing es mir dann auch mit Stand My Ground und dem unglaublichen High Enough zu gefallen. Ich hatte das Gefühl die Handbremse sei ein wenig gelöst worden. Dann wurden sie in meinen Augen und Ohren auch zunehmend besser, bis zum Schluss das fulminate Meant For Trouble den Abschluss des regulären Sets geboten wurde. Diese Nummer ist einfach eine Hymne. Dann war auch ich wieder etwas versöhnlicher gestimmt, und liessen mich die Soloeskapaden bis zum Schreiben dieser Zeilen vergessen.

Dann folgte der Headliner des Abends. Praying Mantis. Die wohl unterbewerteste Band aus der Ära des NWoBHM. Vor allem in ihren Anfangstagen zurückgeworfen durch Business Sachen, die so leider gar nichts mit der Musik zu tun haben und den Engländern eine grosse Karriere verwehrt haben. Die Gottesanbeterin war erst zum zweiten Mal überhaupt in der Schweiz. Trotz 45-jähriger Karriere feierten sie erst im letzten Jahr ihre Schweizer Premiere. Was nun geboten wurde war Götterrock der allerersten Güteklasse. Gitarrist Tino Troy brachte das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht ausser sie musste einer Grimasse weichen. Nicht nur ein Saitenakrobat auch ein wahrer Gesichtsakrobat dieser Tino. Einer der wirklich jeden Akkord mitlebt. Die Band betonte immer wieder, wie viel Spass es ihnen macht, hier am Ice Rock zu spielen. Diese Spielfreude und eine Setliste wie von einem anderen Stern übertrugen sich auf das Publikum, welches jede einzelne Note abfeierte. So muss Rockmusik sein, so müsste die Welt funktionieren, es braucht so wenig, um sich im siebten Himmel zu fühlen. Eine Band, Spielfreude und einen Haufen Leute die einfach nur Spass haben möchten. Genau dies ist das Ice Rock, und genau für das steht es. Um es im Ice Rock Jargon auszudrücken, es war sensationell. Es gibt hier gar nichts anders dazu zu sagen resp. zu schreiben. Worte wären unwürdig dies zu beschreiben was hier über 90 Minuten geboten wurde. Als Zugabe gab es mit Simple Man noch einen Lynyrd Skynyrd Klassiker, der so oder so zu meinen 10 All Time Favourite Songs gehört. Ich war glücklich und ich glaube jeder andere im liebevoll umgebauten Schopf ebenfalls.

Nach Praying Mantis aufzutreten war ein beileibe keine einfache Aufgabe. Dieses harte Los hatten die deutschstämmigen Stallion. Sie lösten die Aufgabe jedoch hervorragend. Schon nach der Ansage von Marco wurden die Stallion Rufe im Publikum laut. Und es kam laut, eine Heavy Metal Walze überrollte Wasen im Emmental. Sänger Pauly verkörperte die 80er Jahre heute abend wohl am eindrücklichsten. Viel Leder und Nieten mit Ketten und Spandexhosen schien die Zeitreise perfekt zu sein. Dann noch der Ansage gerecht zu werdende Speedgranaten die doppelläufig von den Gitarristen ausgetragen wurden. Es wurde schon mal eng auf der Bühne, den die fünf Musiker schonten sich nicht, Zusammenstösse waren die Regel nicht die Ausnahme. Sie liessen die Musiker jedoch keineswegs aus dem Konzept bringen, sondern stachelte sie nur noch mehr an. Auch ganz vorne musste man sich in Acht nehmen, den auch die Monitorboxen wurden bis aufs Äusserste bestiegen. Selbst neue Songs aus dem noch nicht erschienen neuen Album wurden gespielt. Ein würdiger Abschluss des zweiten Abends. Solch einen Themenabend darf man hier gerne wieder machen. Vier Bands die sich dem Sound der 80er Jahre verschrieben haben, aber unterschiedlicher nicht sein konnten, ganz grosses Kino

Der letzte Festivaltag des Ice Rocks wird von den Sweet Needles eröffnet. Ich habe die Band noch nie live gesehen und wusste eigentlich nur dass die Pariser über die Jahre einen stilmässigen Wandel von Glam und Sleaze in Richtung Stoner Rock mit einem Schuss Heavy Metal vollzogen haben. Ich lass mich gerne überraschen und werde auch überrascht. Die Jungs gefallen mir ziemlich gut. Zudem haben sie auch noch einen hohen Unterhaltungswert. Vor allem Sänger Oscar Bonnot nutzt alles was der Radius seines Mikrofonkabels hergibt. Egal ob auf der Bühne oder unten im Publikum. Seine Ausflüge enden dann meist auf dem Bühnenboden, der mit seinen Aktionen einer Bodenturnmannschaft richtig Konkurrenz macht. Die Bühnenbretter musste danach auf alle Fälle nicht mehr gewischt werden und die schwarzen Hosen von Oscar färbten sich zunehmen grau vom Staub. Sweet Needles sind auf alle Fälle eine Band, die ich gerne wieder einmal sehen würde. Ein Auftakt nach Mass in den langen Festivalsamstag mit sechs Bands.

Nach der Umbaupause ging es los mit einem Schweizer Doppelpack. Den Anfang machten Lucy Four. Eine Band die es an sich schon lange gibt, nahezu 30 Jahre waren sie als Sexy unterwegs. Obwohl längst nicht alle Musiker so alt ausschauen, oder sich einfach nur gut gehalten haben. Die Aargauer änderten den Namen, man könnte sagen aufgrund der Digitalisierung der Gesellschaft. Es ist nicht einfach einen solchen Namen zu haben und die Mailbox so einzurichten, dass nicht alle Mails aufgrund des Begriffes Sexy im Spamordner landen. Die langjährige Erfahrung merkte man ihnen an. Kein grosser Firlefanz, sondern Energie pur wurde losgelassen. Man leidete förmlich mit dem Sänger mit, der jeden Song, jedes Wort von seinen Lippen lebte. Sei es sportlich oder auch nur mit Gesten aus der Hüftgegend (was dann wohl wieder den Namen Sexy symbolisiert). Letztendlich stand er dann oben ohne auf der Bühne. Dem Sound der 70er Jahre verschrieben haben sie sich, zum Song Burn In Paradise auch ein Video veröffentlicht, dank dem ich die Band kennenlernen konnte. Ich fand damals das sie gar nicht soweit weg sind von den alten Black Sabbath oder auch ein wenig Led Zeppelin heraus zu hören meinte. Aber die Band ist sehr viel vielschichtiger und vor allem der Gesang von Pascal weiss zu überzeugen. Auch hier bewies das Ice Rock wie gross Abwechslung an einem Festival sein kann. Es hat einfach für jeden etwas dabei.

So gab es auch mit der zweiten Schweizer Band Evolve erneut einen Stilwechsel. Hin zum Progressiven Rock ging es diesmal. Diese Stilart zeichnet sich an einem Festival immer als ein wenig schwierig aus. Geniale Musiker an ihren Instrumenten die weiss ich was alles damit veranstalten, steht hier im Gegensatz zu Party, die bei einem Festival immer gefeiert werden möchte. Den Spagat hinzukriegen ist dann nicht immer ganz einfach. Zum Glück haben es Evolve aber geschafft mit den ersten Songs noch nicht all zu wild in die Tiefen der verzwickten Tonleitern abzutauchen, sondern immer wieder gewaltige Riffmonster vom Stapel zu lassen, bevor es dann wieder in andere Sphären überging. So, und auch wegen dem sympathischen Frontmann Jean-Marc «Schämu» Viller lauschten schon ein gut gefüllter Schopf dem wilden Ritt auf den Instrumenten. Zudem gab es heute etliche neue Songs zu hören die genau auch heute am Ice Rock zum ersten Mal das Licht der Welt auf Konserve erblickten und so am Merch Stand zu erwerben waren. Einen emotionalen Moment gab es zudem auch noch während des Auftrittes. Ein Zuschauer liess sich spontan dazu hinreissen seiner langjährigen Freundin auf der Bühne einen Heiratsantrag zu machen. Was mich erfreute, war eigentlich die Tatsache, dass der zukünftige Bräutigam ein Shirt von Infinitas trug, einer Band aus meiner unmittelbaren Heimat. Unter tosendem Applaus wurde dann auch ja gesagt, bevor Evolve mit ihrem Set weitermachten. Immer verzwickter und immer progressiv werdend. War dann zwar nicht mehr so ganz meins aber einem Grossteil des Publikums schien es zu gefallen. Ein Publikum, welche immer jede Band am Ice Rock abfeiert, weil hier Abwechslung gross geschrieben wird und man weiss, dass die Marco und Fridu so wie so nur Leckerbissen präsentieren.

So auch mit der nächsten Band Blessed Hellride aus Trier. Sie stehen erst das zweite Mal in der Schweiz auf der Bühne wurden aber auch schon vor 10 Jahren gegründet. Unglaublich eigentlich wieviele Bands heuer am Ice Rock spielen die wirklich selten in unserem Land unterwegs sind. Schön, dass diese Perlen jedoch für uns nicht unentdeckt bleiben. Blickfang neben dem beleuchteten sehr ausgefallenen Mikrofonständer, der wirklich speziell ist, ist Sänger Tiny Fuel. Ein Gewaltsbrocken von einem Mensch. Er und seine Band sind vorallem wegen drei Dingen ins Emmental runtergefahren, Bier, was zu Rauchen und den Frauen, so meint es zumindest der Sänger. Diese hatte es reichlich unter den Anwesenden, was dann aber doch noch aufgefallen war, diesmal stand nicht eine einzige Frau auf der Bühne, abgesehen von der Dame die am Vortag bei Fighter V auf die Bühne kam. Damit war auch der textliche Inhalt der Songs mit den drei obig genannten Nomen gefüllt. Anfänglich gab es noch ein paar kleine technische Probleme, welche die Band aber souverän zu meistern wussten. Bezeichnenderweise betiteln sie ihren Sound als Booze ‘n’ Roll und lassen hier Songs vom Stapel die an Black Label Society erinnern. Unterstrichen wird die ohnehin schon agile und geladene Band von CO2 Fontänen. Blessed Hellride heizen so richtig ein für das was noch kommen sollte. Zeigten jedoch einen Auftritt der richtig zu begeistern wusste und heute im Emmental einige neue Fans mit ihrem Höllenritt gewinnen konnten.

Die Reihe war nun an Evergrey. Auf diese Band habe ich mich eigentlich schon seit dem Sommer gefreut. Vorfreude ist ja auch immer an eine gewisse Erwartungshaltung gebunden. Oftmals steigert sich die Erwartungshaltung dann auch an einen Punkt, der sehr schnell in Enttäuschung kippen kann. Nicht so bei Evergrey. Die Schweden haben sogar noch einen draufgesetzt. Was jetzt 90 Minuten lang aus dem PA kam, war ein musikalischer Ohrgasmus. Eine Killersetlist und ein Sound, der einfach mal kurz aufzeigte, dass hier echte Profis am Werke sind. Jetzt, eine Woche später suche ich noch immer die richtigen Worte, die diesen Götterauftritt beschreiben könnte. Das Ice Rock hat es wieder geschafft eine Band zu holen, die vermutlich jetzt schon wieder den Auftritt des Jahres in die komplett gefüllte und mittlerweile kuschlig warme Scheune gezaubert hat. Hier gibt es nichts aber auch rein gar nichts auszusetzen. Evergrey schafften es in meinen Augen, den ohnehin schon brillianten Auftritt von Praying Mantis am Vortag noch einmal zu toppen.

Nach diesem Brett auf die Bühne zu gehen ist schwer, unglaublich schwer. Diese Rolle durfte Dynazty übernehmen die Band um Frontmann Nils Molin, der diese Woche noch in Zürich mit Amaranthe im Vorprogramm von Sabaton spielt. Stilmässig wieder mehr im Power Metal anzusiedeln kommen hier die genretypischen Hymnen zum Einsatz, sprich Songs, bei denen die Refrains mitgesungen werden können, was auch gemacht wird. Nils hat die vorderen Reihen, die mit einem hohen Frauenanteil bestückt ist, fest im Griff und gibt sich Publikumsnah. Mit sechs Alben im Gepäck kommt natürlich ein Best-Of Programm zum Einsatz. Leider konnte ich nicht bis ganz zum Schluss bleiben.

Schon wieder ist ein Ice Rock Geschichte, die 18. Ausgabe ist vorbei. Zum Abschluss wurde zum ersten Mal überhaupt schon eine Band für die nächste Ausgabe angekündigt. Atlantean Kodex werden an einem der drei schönsten Tage im Januar 2021 spielen. Der 7.-9. Januar 2021 muss schon mal dick im Kalender angestrichen werden. Auch hier herrscht jetzt schon die Vorfreude aufs nächste Jahr und auch hier weiss ich genau, Marco, Fridu und alle ihre Helfer werden mich dann wieder mit all ihrer Herzlichkeit und dem Rockerblut begrüssen. Ebenso weiss ich, dass auch hier die Erwartungen erneut übertroffen werden. So geschieht es nur bei Festivals die von Fans für Fans organisiert werden. Nun geht es weiter mit dem Sichten aller Fotos, die Bilder werden am Schluss natürlich hier zu sehen sein aber auch in meiner Galerie und dann noch auf meiner Facebook Seite. Bis ca. in einer Woche sollten auch diese alle online sein.