Deep Purple, Whitesnake, Black Sabbath, Trapeze, House of Lords, Burning Point, Hurricane, Dio, Bad Moon Rising, Phenomena sind Band, um nur einige zu nennen, die teilweise massiv Musikgeschichte geschrieben haben. Ganz soviel Geschichte hat Jared James Nichols noch nicht geschrieben, wie auch, er ist ja noch nicht mal 25 Jahre alt. Und trotzdem, der Amerikaner wühlt zur Zeit die Bluesszene richtig auf, und gilt als Ausnahmekönner an seinem Instrument. Neben dem exzellenten Gitarrenspiel singt er auch noch recht passabel. Zum Blues den er spielt, kommt aber dann auch noch eine gehörige Prise Southern Rock dazu, was mir dann auch sehr viel besser gefällt, als wenn ich reinen Blues gehört hätte. Mir war Jared noch gänzlich unbekannt hat mir aber mit dem obig genannten Stilmix richtig gut gefallen. Das Publikum liess sich zum Schluss sogar zu einem kleinen Mitsingspiel hinreissen. Gut gemacht Jared James Nichols, und ich bin gespannt was da noch so kommen wird. Seine CD Old Glory & The Wild Revival des aus Wisconsin stammenden und in Los Angeles lebenden Musikers wird aber bestimmt wieder einmal den Weg in den CD-Spieler des Autos finden, den genau zum „cruisen“ ist der Sound prädestiniert. Pluspunkte gibt es auch für die Publikumsnähe, nach dem Gig hat sich Jared nicht im Backstage Bereich verzogen, sondern seine Gitarre gleich abgegeben und den direkten Weg ins Publikum gewählt.

jared james nichols
jared james nichols

Nach einer kurzen Umbaupause betrat dann die eingangs erwähnte Musikgeschichte die Bühne der Schüür. „Reduced to the max“ war auch bei Glenn Hughes das Motto, mit nur drei Mann spielte sich der seit mehr als 40 Jahren in Amerika wohnende Engländer gekonnt durch seine Setlist. Pontus Engborg sass am Schlagzeug. Er war auch der Jungspund der Band. Mit Jahrgang 1980 wurden viele von Glenn Hughes Songs vor seiner Geburt geschrieben. Im Jahr 2000 zog es den Schweden dann nach Los Angeles, wo er heute auch lebt, und sich mittlerweile zu einem überaus gefragten Schlagzeuger gemausert hat. Kein Wunder bei seinem Einsatz hinter der Rappelkiste, und so spielt er nun doch schon seit 5 Jahren in Glenn Hughes Band. Den Mann an der Gitarre muss man auch nicht mehr näher vorstellen, Doug Aldrich. Er ist ein guter Kumpel von Glenn Hughes, was Glenn auch gerne erwähnt, und man spürt auf der Bühne auch, die Beiden verstehen sich blind. Sie nehmen die gesamte Bühne in Beschlag ohne sich auch je selber im Weg zu stehen. Finden sich immer wieder, um dann von Angesicht zu Angesicht sich die Riffs und Licks um die Ohren zu schmeissen. Ronnie James Dio stellte vor Jahren Doug gleich persönlich seinem guten Freund Glenn vor, und so nahm alles seinen Lauf. Dann kam der Mai 2010, auf einem Festival in Bologna, hat Glenn Doug angefragt, ob er mit ihm einige Deep Purple Songs spiele, die Arrangements kriegte er dann an diesem Abend in der Garderobe vorgesetzt. Am Tag nach diesem denkwürdigen Konzert ist Ronnie James Dio verstorben. Wie gute Freunde die drei waren muss nicht weiter erwähnt werden, wenn man weiss, das Doug und Glenn bei Ronnies Beerdigung schliesslich unter anderem die Sargträger waren. Aber zurück zu Freudigem, dem Konzert. Deep Purple hab ich erwähnt, und mit Stormbringer wurde nach einem kurzen Intro losgerockt. Apropos Intro, das Intro enthielt auch Samples von KLF, kaum einer weiss nämlich, dass Glenn Hughes damals den Hit America; What Time is Love eingesungen hat. Die nächsten knapp zwei Stunden wurden dann locker durch die gesamten Werke von Glenn gerockt. Die Band spielte neben Deep Purple, auch Songs von Trapeze, der Band die er mit Mel Galley gründete. Der 2008 verstorbene Mel Galley spielte für Glenn’s Musikkarriere auch eine grosse Rolle, die er nicht unerwähnt liess, und sich sicher war, dass Mel ihm immer über die Schulter schaut und bei ihm ist. Die Art und Weise wie er dies erzählte empfand ich als sehr emotional und zeigte mir vorallem wie dankbar Glenn Hughes ist, Musik machen zu können, was er ebenfalls immer wieder erwähnt. Es ist aber nicht so, dass Glenn die ganze Zeit plapperte, okay seine Liebeserklärung an die Schweiz und auch an Luzern durfte nicht fehlen. Ich weiss er mag die Schweiz besonders gut, ich hab vor einiger Zeit (1999) sein Album „The Way It Is“ von ihm persönlich signiert erhalten, als er bei einem Kumpel in der Schweiz zu Besuch war, ohne ein Konzert zu geben. Glenn ist ein wirklich feiner Zeitgenosse, der trotz seines Erfolges richtig am Boden geblieben ist. Der 64-jährige ist aber nicht nur „The Voice of Rock“, nein er spielt so ganz nebenbei auch noch äusserst brilliant Bass. Was er stimmlich drauf hat setzte er vorallem bei „Mistreated“ so richtig zur Show, schlichtweg genial, er hat sich wahrlich den Titel „The Voice of Rock“ verdient. Ich stand zuvorderst an der Bühne und habe mir jede einzelne Note genüsslich reingezogen. Dass eine oder andere Mal hab ich mir auf die Arme geschaut, und feststellen müssen, ich hab Hühnerhaut. In der Mitte des Sets durfte auch Doug sein früheres Schaffen würdigen, und mit dem Whitesnake Song „Good To Be Bad“ lebte der blonde Strahlemann und Familienvater richtig auf. Überhaupt war Doug Aldrich immer sehr agil unterwegs und fand seinen Platz nur gerade wenn er den Background Gesang übernehmen, oder sein Pedalboard bedienen musste. Natürlich durfte ein Gitarrensolo nicht fehlen. Bin zwar wie schon mehrmals erwähnt kein grosser Fan von solchen Aktionen, aber es sei Glenn verziehen seinen exzellenten Mitmusikern auch ihren Platz der Vorstellung einzuräumen, zumal es handwerklich allererste Sahne war, auch das Schlagzeug Solo von Pontus, der so aktiv hinter dem Schlagzeug war, dass er schon nach dem dritten Song schweissgebadet war. Es bracht Doug auch nicht aus dem Konzept, als er beim Gitarrenwechsel vor dem Black Country Communion (eine weitere Glenn Hughes Band) „One Last Soul“ sich mit den Haaren im Gitarrengurt, und im In-Ear Monitoring verhedderte und in der Folge auf das Monitoring verzichtete. Nach Soul Mover war dann erstmal Schluss bevor die Band für die Zugaben zwei gandenlose Rocker auspackten, Black Country und der Deep Purple Klassiker Burn. Mit Burn wurde dann ein absolut genialer Gig von spielfreudigen Musiker die allesamt einen ausgeprägten Hang auch zum Improvisieren und Jammen hatten abgeschlossen. Bis zum letzten Ton verharrte ich vor der Bühne, schaute nicht ein einziges Mal auf die Uhr, es war kurzweilig und mit einer perfekten Songauswahl abgestimmtes Konzert. Die Bands waren gut drauf, und Glenn erwähnte auch 2016 wieder auf Tour zu kommen. Nur eines würde ich gerne wissen, welche Schuhgrösse bitte hat den Glenn Hughes, die Quadratlatschen standen eigentlich in keinem Verhältniss zur Körpergrösse, die Treter waren gigantisch. Und in noch einem Punkt gebe ich Glenn recht. Musik ist die einzige Sprache neben der Liebe die auf der ganzen Welt verstanden wird, und zu dem, wie er erwähnt hat, sind diese beiden Ausdrucksformen auch die ältesten der Welt. In diesem Sinne, let the music do the talking.

Glenn Hughes Luzern Schüür
Glenn Hughes Luzern Schüür