Heute hat mir ein Kumpel einen Artikel aus einer grossen Tageszeitung über die Festivals der Schweiz zugestellt. Darin wird beschrieben wie sehr sich Schweizer Festivals schwer tun sich namhaft zu besetzen. Gerade die grossen Player auf dem Festivalmarkt haben Mühe sich auszuverkaufen wie in den vergangenen Jahren. So kommen gemäss dem Artikel auch immer wieder die gleichen Bands, was ich auch schon festgestellt habe. Nicht nur hier in der Schweiz ist dies jedoch ein Problem auch in anderen Ländern existiert das gleich Bild. Es ist ja nicht so, dass gähnende Leere herrscht, es gibt aber immer noch Luft nach oben. Klar analysieren die Veranstalter dieses Bild dann auch immer wieder und betreiben Ursachenforschung. Fakt ist jedoch schon, dass die Preise immer höher werden, einerseits verlangen die Bands auch immer mehr. Ich kenn Beispiele im Heavy Metal Bereich, da wurden die Gagen nahezu verdoppelt. Dies führt dazu, wenn ein Veranstalter eine vermeintlich grosse Band buchen will, dann auch nur noch diesen einen Akt leisten kann, da hat es dann kein Geld mehr für einen weiteren Publikumsmagneten in Form eines Co-Headliners. Um die Qualität des Festivals halten zu können braucht es dann höhere Eintrittsgelder was wiederum dazu führt, dass sich die Besucher nur noch für wenige, allenfalls nur noch für ein Festival entscheiden muss, da es den finanziellen Rahmen sprengt. Ich war gerade eben am Greenfield Festival, auf dem Zeltplatz durfte ich ein Gespräch mitverfolgen, da erwähnte eine Person, dass sie neben dem Festivalticket von mehr als 200.-, dem Campingplatz (nicht das Festivalcamping) noch weitere 600.- budgetiert hat. Am letzten Festivaltag begann das nachrechnen und es wurden schon 500.- des Budgets aufgebraucht. Festivals zu besuchen wird also definitiv zum Luxusgut, den auch die Preise für die Verpflegung sind immer höher geworden. Die Organisatoren verlangen vermutlich ja auch immer mehr Standgebühren, die ebenfalls wieder auf die Verpflegungspreise abgewälzt werden. Alles in allem kann man schon sagen ein Festival kostet mittlerweile mehr als ein guter Cluburlaub im Süden.

So wird auch in diesem Bericht vorausgesagt, dass es in den nächsten Jahren bestimmt dazu kommen wird, dass das eine oder andere Festival in dieser Preisspirale nicht mehr mitmachen wird, was ich auch glaube. Ich glaube aber nicht, dass es weniger Festivals geben wird, ich glaube eher die Qualität für den Besucher dürfte steigen. Vielleicht bin ich da ein wenig blauäugig unterwegs. Ich sehe hier aber ein wenig Parallelen beim Konsumenten wie es sie in der Bierbranche schon gegeben hat. Die grossen Brauereien haben weltweit die kleinen geschluckt und aufgekauft. Der Untergang der kleinen Brauereien schien vorprogrammiert. Das Gegenteil traf jedoch ein, den der Konsument wollte in diesem Spiel nicht mitmachen. so schossen kleine Brauereien wie Pilze aus dem Boden. Dies förderte die Bierkultur und die Geniesser konnten wieder wählen. Heute haben wir in der Schweiz eine unglaublich hohe Dichte an kleinen unabhängigen Brauereien die alle ihre Berechtigung haben.

Bei den Festivals glaube ich ebenfalls dass es zu einer Rückbesinnung kommt. Statt alle Jahre immer wieder die gleichen grossen Bands auf irgendeiner Bühne in der Schweiz zu sehen, sollte mehr auf die Varianz gesetzt werden. Es ist so, Plattenfirmen investieren keine Millionen mehr in Bands um sie aufzubauen und bereit für die grosse Bühne zu machen. Die wenigen grossen schaukeln sich in der Preisspirale hoch, während die kleinen hungrigen Bands ein Abseitsdasein pflegen. In den letzten Jahren hat mir oft das Nachmittagsprogramm bei den grossen Veranstaltern besser gefallen als die Headliner. Wieso also soll ich Geld ausgeben für Bands die mir nicht gefallen, da doch vorallem Headliner die Kostentreiber sind. Es gibt mittlerweile schon die Gegenbewegung, kleine Festivals mit durchaus ansprechbarem Line-up kommen auf das Parkett. Diese kleinen Festivals sind teilweise heute schon sehr gut besucht und bestechen durch eine familiäre Atmosphäre. Es braucht nicht immer eine Toporganisation die noch einen Rummelplatz ins Gesamtpaket verpackt, der mitbezahlt werden muss. Hier zählt noch das Musikerlebnis. Ich brauche keine grosse Bühne um den Headliner nur auf einer Grossleinwand mitzuverfolgen weil ich nahe genug rankomme, da kann ich dann gleich den Livemitschnitt auf Blu-Ray kaufen, der bestimmt auf den Markt kommt. Klar sind Shows von Bands wie Iron Maiden spektakulär und eindrücklich, was aber leider nur die Ausnahme ist. Bei einem Festival fahren nur wenige Bands mit solchen Gimmicks wie Eddie auf, die sparen sie sich dann lieber für die eigene Tour auf. Der Schuss kann auch mal nach hinten los, wenn dann solche Gimmicks nicht mehr funktionieren. So schon gesehen bei Lordi, ohne den Karsumpel links und rechts der Musik sind die Monster noch langweiliger und harmloser als AC/DC. Wo bleibt da das besondere Festivalerlebnis auf musikalischer Ebene? Nirgends, so meine Meinung. Für die Partymeile kann ich auch an den Ballermann, was sogar günstiger wäre. Oder hat einer von Euch auf der laufenden Festivaltour einen der Headliner im Anschluss schon im Publikum gesehen? Ich nicht. Bei den kleineren Veranstaltungen auf der Wiese, im Schopf oder wo auch immer kommt der Besucher aber eben genau auf dieses Mehrerlebnis. Hier nehmen sich die Musiker im Anschluss oder auch schon vor dem Konzert noch die Zeit für ihre Fans, geben bereitwillig Auskunft auf ihre Fragen, erfüllen Selfie-Wünsche oder geben Autogramme. Dies ist doch ein Erlebnis für den Fan, «seinem» Musiker nah zu sein, ein Bierchen mit ihnen zu trinken. Es gibt sie noch diese sogenannt grossen Bands wie die Toten Hosen, die gezielt noch solche kleinen Shows abziehen, schon auch mal im Wohnzimmer, sind aber leider die Ausnahme. Den eines vergessen diese «grossen» Bands leider nur allzu oft. Dort wo sie heute stehen sind sie nur hingekommen durch ihre Fans, weil sie ihre Tonträger gekauft haben. Nur kauft heute leider nicht mehr jeder einen Tonträger und nur den Hals mit der Gage vollkriegen funktioniert auf die Dauer auch nicht. Ich will ein unvergessliches Konzerterlebnis, welches mich animiert den Künstler nochmals sehen zu können. Ein Erlebnis wie es Damian Wilson in diesem Jahr am Ice Rock Festival abgeliefert hat. Solche Geschichten sind nachhaltig, nicht nur für den Künstler auch für den Veranstalter. Noch eines möchte ich aber loswerden, etwas das vorallem an die Grossveranstalter gerichtet ist. Klar soll keiner drauflegen und die Kosten müssen gedeckt sein, aber wenn man nur an den Profit denkt führt dies in die Sackgasse. Ich kenne keinen der «kleinen» Veranstalter die nicht Fan sind. Dies ist für mich der springende Punkt zum Erfolg, bleibt Fan und leidenschaftlich, dann kommt der Erfolg früher oder später und vorallem der Spass überträgt sich auf die Musiker und aufs Publikum. In diesem Sinne auf eine noch geile Festivalsaison mit vielen Highlights.