Der dritte Tag im Schwabenland, und heute warteten doch so einige Highlights, mitunter sogar eine Backstageführung, auf die ich doch schon ziemlich gespannt war. Aber erst der Reihe nach. Das Programm wurde eröffnet durch Exumer, und die deutsche Band legte gleich mal ordentlich los. Ich finde der Veranstalter hat mit der nach hinten Verlegung der Anfangszeit keinen schlechten Zug gemacht. Waren in den vergangenen Jahren zur frühen Morgenstund die vordersten Reihen meist noch ziemlich leer, war jetzt um 11:30h schon ordentlich Personal vor der Bühne. Eine Stunde nach Beginn des letzten Festivaltages dann legten die Herren von Hirax los. Und die Mannen rund im die Gebrüder Harrison wussten wie zu rocken ist. Der überaus sympathische Sänger Katon W. De Pena suchte wie kein zweiter Frontmann den persönlichen Augenkontakt mit dem Publikum, schenkte jedem seine Aufmerksamkeit und schonte sich auch keine Sekunde. Es war immer Bewegung drin, eigentlich kann man schon fast von einer gewissen Hyperaktivität sprechen, und er wäre wahrscheinlich ein Ritalin Dauerkunde. Wie sympathisch der Bursche ist erlebte ich gleich kurz darauf während der ausführlichen Backstageführung, ich genoss da Privileg mit ihm zwei drei Worte zu wechseln. Überhaupt, obwohl vollkommen unangemeldet, hatte er keinerlei Berührungsängste mit der Gruppe die sich auf einmal in den heiligen Backstagekatakomben aufhielten, und war für Fotos zu haben. Das war dann aber auch schon mitten in der Backstageführung drin. Hochinteressant war es zu erfahren, wie professionell alles hinter und vor der Bühne abgewickelt wird. Über 400 Helfer, meist freiwillige, helfen mit ein astreines Open Air durchzuführen, welches mittlerweile in Balingen schon einen beachtlichen Umsatz generiert, und dies nicht nur auf dem Gelände, wie Erhebungen im örtlichen Gewerbe zeigten. Ich kriegte einen Einblick in die komplette Produktion eines Festivals, vom Catering bis hin zu den Künstlerräumlichkeiten und den sonstigen interessanten Dingen die noch so nebenher laufen. Sachen von denen der Besucher nie etwas mitkriegt. Da die Führung dann schon etwas Zeit in Anspruch nahm, habe ich natürlich zwei Bands komplett verpasst. Zu Y&T jedoch war ich dann wieder rechtzeitig zuvorderst an der Bühne. Und die Jungs hauten ein Best-of Programm vom Stapel, welches sich sehen liess. Seit 41 Jahren schon rockt die Band von der Westküste schon rund um den Globus, und in dieser Zeit haben sich selbstredend eine beachtliche Anzahl Hits angesammelt. Und es fehlte keiner, weder Mean Streak, Black Tiger, Rescue Me, Summertime Girls oder das alles überragende Forever. Ich persönlich vermisse zwar auf den Konzerten der Bands Songs wie Don’t Be Afraid of the Dark oder Contagious, die ich schon ne Ewigkeit nicht mehr gehört habe, aber eben, man kann nach 41 Jahren nicht die ganze Karriere in eine Stunde Spielzeit quetschen. Apropos Karriere, gibt es überhaupt einen schlechten Pretty Maids Gig? Ehrlich gesagt fällt mir keiner ein, ich würde sagen den schlechtesten Auftritt der Band, den ich erlebt habe war die DVD-Produktion im Z7. Egal die Dänen blicken auch schon auf 34 Jahre Bestehen zurück, und ich erinnere mich noch wie ich mir mit der Future World Plattenhülle auf dem Fahrrad aufmachte, mir meine erstes eigenes Bandshirt drucken zu lassen (nein es war das zweite, habe gleichentags noch die Hülle von Lost in the City der Band Kingdom drucken lassen). Egal, ich war wieder in der ersten Reihe und meine Stimmmbänder wurden überstrapaziert. Pretty Maids sind eine Band die spielen auch heute noch Songs aus den Anfangstagen wie auch ganz aktuelle. Ist ja nicht mehr bei allen Rockdinos so (alles was länger als 30 Jahre im Geschäft ist, sind für mich Dinos). Da will das Publikum meistens ja nur noch die alten Sachen hören, und genau das ist bei den Dänen nicht so. Für mich der Gig des Tages.

Queensryche Michael Wilton Parker Lundgren
Queensryche Michael Wilton Parker Lundgren

Anschliessend war Progressivrock vom Feinsten angesagt. Perfektion in Reinkultur wurde von Dream Theater geboten, und das Zeug war wirklich perfekt, glasklarer Sound, astreine Setlist und ein Genuss zuzuhören. Das man hier übermässige Bühnenaction erleben durfte, musste nicht erwartet werden, dafür ist der Sound ja auch zu komplex und verlangt auch den Musikern alles ab. Dann der Headliner, oder anders gesagt alle zwei Jahre sind sie wieder in Balingen, Accept. Ich bin kein grosser Accept Fan, weil für mich kommt das einfach nicht mehr authentisch rüber. Die Songs sind durch die Bank mitsingtauglich, Party ist dadurch garantiert, nur habe ich mittlerweile genug gehört, gelesen und war Zeuge von Handlungen, die bei mir die Musik ein bisschen in den Hintergrund rücken lassen. Und man sieht es halt leider auch auf der Bühne, für mich ist das keine Leidenschaft, für mich ist es Geldverdienen. Mit Accept ging dann auch das 20 Bang Your Head mit dem Hinweis, dass auch nächstes Jahr wieder ein 3-tägiges Festival stattfindet zu Ende. Alles in anderem war der Festivalrückblick (im Bezug auf die Bands) besser als ich eigentlich erwartet hatte. Ich hatte eine gute Zeit mit alten Freunden, die man auf dem Gelände immer wieder antrifft. Bömmel hat auch unsere Truppe wieder top mit Informationsmaterial über jede Band ausgerüstet, inklusive Spielzeit. Choco hat alles perfekt organisiert, so das jeder nur noch die Tickets abgreifen und pünktlich an der Backstageführung erscheinen musste. Unser Hotel Schwane in Messstetten darf natürlich auch nicht unerwähnt bleiben, die Bude rockt! Und dann noch Hubert, der uns im Backstagebereich mehr als 90 Minuten rumführte, geplant waren 30 Minuten, und uns dadurch einen Einblick gab ins Leben eines Musikers oder Organisator. Hubert, das war grossartig.