Die zweite Runde wurde eingeläutet, und laut Wetterprognosen sollte es heute noch heisser zu und her gehen als am Tag zuvor. 35°C waren gemeldet, zum Glück hat die Organisation mit der Hitze gerechnet und eine Wassersprinkleranlage eingerichtet. Diese wurde am Vortag schon rege benutzt und es war auch am 2. Tag des Festivals einer der am meisten besuchten Orte. Trotz Hitze wurde aber auch heute natürlich Musik gespielt, und so ging es auch gleich mit der englischen Band Tank los. Die 1980 gegründete Band gibt es eigentlich zweimal, ist ein wenig konfus, aber einerseits existiert Tank in Form der Algy Ward Version, dem eigentlichen Gründer der Band, und dann noch in der in Balingen anwesenden Tucker/Evans Versions, benannt nach den beiden Gitarristen. In der Vergangenheit habe ich als NWoBHM Liebhaber die Band seltsamerweise gar nie gross beachtet, was sich heute als Fehler herausstellte. Die Band liefert ein Feuerwerk an grossartigen Songs ab, meisterhaft gesungen vom ex-Dragonforce Sänger ZP Threat. Ich zumindest hab mich während des gesamten Gigs nicht von der vordersten Reihe trennen können, und die Band hat in mir heute einen neuen Fan gefunden. Danach kamen die Pioniere des amerikanischen Powermetals, Jag Panzer. Grundsolide wurde das Set der wiedervereinten Band runtergerockt. Wiedervereint deshalb, weil auch sie eine zeitlang als aufgelöst galten, wie so viele Bands die ihren Ursprung in den 70er und 80er Jahren hatten. Überhaupt fanden sich heute fast ausschliesslich Bands auf der Bühne wieder, die zum Teil einige Jahre mehr auf dem Buckel haben als das Festival selber. So auch die 1978 gegründeten Tygers Of Pan Tang. Sie haben es geschafft in den 80er Jahren auch einige Alben in den heimischen englischen Charts zu platzieren. Und immerhin ist mir Robb Weir immer noch ein Gründungsmitglied mit von der Partie. Und wie schon geschrieben war ich früher ein Kind des New Wave of British Heavy Metals, also konnte der 5er auch nichts falsch machen. Dann aber wurde es in meinen Augen erstmals so richtig wuchtig mit Refuge. Refuge sind eigentlich nichts anderes als die klassische Rage Besetzung, welche die ersten fünf Alben eingespielt hatte. Irgendwie fand man des Spasses wegens wieder zusammen und Mastermind Peavy Wagner brachte das Projekt Tres Hombres mit seinen Ex-Musikern wieder ins Rollen. Refuge überzeugtem mich vorallem mit einem satten fett donnerndem Sound, und das mit nur drei Musikern. Die ganze Sache hatte genügend Druck und es wurde vor der Bühne auch richtig laut, als man einen Rage Klassiker nach dem Anderen spielte. Mit Primal Fear blieb man auch gleich bei einem deutschen Act. Primal Fear haben auch schon 18 Jahre auf dem Buckel aber auch schon einige hochkarätige Alben veröffentlicht, deren man sich bestens zu bedienen wusste. Es war ein ausgezeichneter Gig, für meinen Geschmack aber leider doch ein wenig eintönig, irgendwie klang alles immer irgendwie gleich, obwohl ich auf Platte nie denselben Eindruck hatte. Mit Loudness kam dann eine Band auf die Bühne, die nicht ganz unschuldig ist, dass ich den harten Rock so mag. Hatte mir doch damals nach Erscheinen der Thunder in the East Platte mir eine Kollegin den Song Heavy Chains präsentiert. Ich wusste nicht mehr wie es um mich stand, als ich diese Gitarren hörte. Das war damals für mich sowas von schnell und präzise gespielt, ich war schon fast ein wenig verängstigt. So durfte ich natürlich nicht in der ersten Reihe fehlen, als die Musiker aus dem Land der aufgehenden Sonne, die Bühne betraten. Und es hat sich gelohnt, es war eine wahre Freude zuzuschauen, und das nicht nur wegen der unglaublichen Gitarrenarbeit von Akira Takasaki. Dann betraten Arch Enemy die Bretter die die Welt bedeuten. Sie sind kurzfristig eingesprungen, da es anscheinend Probleme gab mit der Suche nach einem Headliner. So hat kurzerhand Kreator in den Status des Headliners gehoben und Arch Enemy sagten einen Gig ihrer aktuellen Tour ab, um hier aufzutreten. Bin mir jetzt zwar nicht sicher wie erfreut alle Arch Enemy Fans waren, die sich ein Ticket abgegriffen hatten für den abgesagten Gig, aber ich denke mit die Schweden sind sich bewusst was sie da gemacht haben. Auf alle Fälle tobte die Menge beim gebotenen Melodic Death Metal und fürs Bang Your Head war die Verpflichtung auf jeden Fall ein Gewinn. Auch wenn wahrscheinlich ein Grossteil der anwesenden Meute wegen der Frontfrau die ersten Reihen vor der Bühne besetzten. Diese lichteten sich dann zwar auf einmal sehr sehr schnell, als ein kurzer Wolkenbruch sich über dem Gelände entleerte. Kurz und intensiv regnete es mal und dies sorgte dann auch für die gewünschte Abkühlung. Mit etwas Verspätung kamen dann Queensryche auf die Bühne, aber halt fehlte da nicht was? Eddie Jackson der Bassist konnte dem Gig nicht teilhaben, da er sich was eingefangen hat, Bassisten sind halt auch nur Menschen 🙂 . Die einzig wahren Queensryche wollten jedoch den Gig nicht abbrechen und lieferten eine astreine Performance ab. Neuzugang Todd La Torre hinter dem Mikro ist auf jeden Fall ein Glückstreffer für die Band, hat mir persönlich doch zuletzt das Musical Star Getue von Geoff Tate, der ohne Zweifel eine brilliante Stimme hat, zuletzt mehr auf den Sack gegeben. So packte man vorallem alte Songs aus, Klassiker eben, die Todd genial zu stemmen vermochte. Ein geiler Gig war es und wenn der Bassist noch anwesend gewesen wäre, vermutlich überirdisch und Headliner tauglich.

Pretty Maids Bang Your Head 2015
Pretty Maids Bang Your Head 2015

Danach kam die Qual der Wahl, Kreator als Headliner auf der grossen Bühne oder Anvil in der Halle. Ich entschied mich für Sympathieträger Lips und seine Band Anvil. Und es hat sich gelohnt, die Kanadier, die sich schon 1978 zusammengefunden haben, waren tierisch gut drauf. Lips wie immer nur am Dauergrinsen, Neuzugang Chris Robertson am Bass war ein Aktivposten, der sich auch die ganze Bühne einverleibte, und Rob Reiner zählt für mich sowieso zu den besten Schlagzeugern der Welt. Der Gig machte mächtig Laune, und Lips unterhielt auch immer wieder mit witzigen Ansagen und mit seinem legendären Vibratorensolo. Mein Freund 9 Volt einmal anders eingesetzt. Auch heute wieder war ein cooler Tag, mit viel guter Musik.