Der Freitag

Der Festival Freitag ging mit der deutschen Band Alpha Tiger in einen erneut sonnig, durstigen Tag. Die Sachsen kamen mit ihrem zweiten Album, welches auch schon drei Jahre alt ist, im Gepäck runter nach Balingen gereist. Vor ein paar Jahren waren sie schon am BYH vertreten und konnten sich schon damals einen Namen machen als sie im Vorprogramm von W.A.S.P. durch die Lande reisten. Mittlerweile hat man die Plattenfirma gewechselt und mir scheint als wäre ein wenig vom Drive von damals verloren gegangen. Zumindest mir ist in den letzten Jahren nicht mehr soviel zu Ohren gekommen. Deshalb hab ich mich auch ziemlich gefreut wieder einmal etwas von ihnen zu hören. Das Handwerk verlernt haben sie nicht und gefallen tun sie mir auch ganz gut. Würde mich freuen wenn da in der nächsten Zeit wieder etwas mehr geht. Ein Blick in den Tourkalender zeigt da aber auch nicht viel mehr, schade eigentlich aber ich hoffe weiter.

Da ist bei den Kanadiern von Striker schon etwas mehr los. Zwei Alben in den letzten drei Jahren und ausgedehnte Touren, die Striker alleine im letzten Jahr dreimal in die Schweiz führten sprechen hier eine deutliche Sprache. Mit Heart Of Lies gab es sogar einen noch unveröffentlichen Song zu hören. Die Routine merkt man dem Vierer aus Edmonton auch deutlich an. Es war ein runder und richtig geiler Auftritt

Nach einer kurzen Umbaupause folgten mit Monument eine Band, die zur Zeit ziemlich angesagt ist. Die Engländer sind gerade einmal seit sieben Jahren zusammen (da soll einer sagen, Horst bringt nur alte Säcke nach Balingen) und haben in diesem Jahr mit Hellhound schon ihr drittes Album auf den Markt geworfen. Sänger Peter Ellis, der auch mal bei White Wizzard gesungen hat, gründete die Band als er ebendiese verlassen hatte und möchte den alten britischen Heavy Metal zurückbringen, so zumindest das Ziel der Kombo. Was ihnen auch ganz gut gelingt und nicht nur einmal fühlt man sich an Iron Maiden erinnert. Sollten die eisernen Jungfrauen also einmal abtreten, was ich nach dem sackstarken Auftritt ein paar Tage zuvor zwar nicht hoffe, hier sind die legitimen Nachfolger in den Startlöcher. Das Songmaterial passt und das Publikum feiert auch amtlich mit. Monument sind eine Band die man auch in Zukunft auf der Rechnung haben sollte, die könnten eine ganz grosse Truppe werden und sich zu einem Monument des Heavy Metals hochmausern.

Mit Night Demon folgt eine Band, von der vielen schon davon sprechen bald schon Headliner Status bei kleineren Festivals innezuhaben. Kein Wunder das kalifornische Trio, welches wie Monument im Jahre 2011 gegründet wurde, weiss wie man das Publikum anpackt. Als Trio sollte man meinen hat man da gewisse Einschränkungen zu erwarten. Einer muss ja auch immer wieder mal ans Mikro zurück. Diesem Umstand und der Hitze zum Trotz rennen Sänger/Bassist Jarvis Leatherby und Armand John Anthony auf der Bühne rum, als gebe kein Morgen. Leider konnte ich diese energiegeladene Show nicht bis zum Ende verfolgen. Da dieser Freitag der 13. noch eine Überraschung für mich bereithielt. So musste ich noch während des Night Demon Auftritts das Bang Your Head aus privatem Anlass für den Rest des Tages verlassen. Am nächsten Tag war ich dann aber wieder mit alter Frische dabei.

Der Samstag

Eröffnet wird der dritte Festivaltag, der von den Temperaturen her noch heisser werden soll, als die beiden vergangenen Tage, von Evertale. Aber nicht nur die Temperaturen versprechen einen heissen Tag, nein auch das heutige Line-Up hat so einige Leckerbissen. Mir waren Evertale bisher noch komplett unbekannt, fühlte mich aber auf Anhieb äusserst wohl bei ihrer stark an Blind Guardian erinnernde Musik. Die Band hat Zukunft finde ich, noch ein wenig an der eigenen Identität schrauben und aus Evertale könnte eine ähnlich grosse Kiste werden wie die Krefelder es schon vorgemacht haben. Sackstarke Eröffnung für den letzten Tag.

Als Fan des New Wave of British Heavy Metal bekommt man traditionsgemäss am BYH eigentlich immer eine ordentliche Bedienung. Dies in in der Ausgabe 2018 auch nicht anders. Diesmal spielen sogar den halben Nachmittag ausschliesslich Bands aus der glorreichen Zeit, als der Heavy Metal in England so richtig Fahrt aufnahm und die Musik von Bands wie Black Sabbath mit der Energie aus dem Punk impften. Cloven Hoof machen den Anfang. Sänger George Call ist auch bei einigen Schweizer ein Begriff, hat er doch einige Gastauftritte beim letzten Album von Emerald, deren kurzzeitiges Mitglied er war. Sein Stimmumfang weiss zu begeistern und ist für Cloven Hoof ein echter Gewinn.

Auch die Tygers Of Pan Tang braucht man nicht mehr vorzustellen. Auch sie sind ein Urgestein des englischen Musikzirkuses und sind live eine Macht, da gibt es echt nicht viel mehr zu sagen. Die Tygers rocken die grosse Bühne, können dies aber auch nach wie vor auf der Kleinen, wie sie es anfangs Jahr schon am Ice Rock Festival bewiesen haben und lösen nicht nur bei mir Begeisterungsstürme aus.

Nicht so ganz meines sind die nächste reine Frauenkapelle. Girlschool haben zwar veritable Hits geschrieben in ihrer schon ewig dauernden Geschichte, aber keinen der bei mir zünden konnte. Sie fanden aber durchaus ihr Publikum in der gnadenlos brennenden Sonne an diesem fast wolkenlosen Tag. Ich verdünnisierte mich aber wieder einmal in den Schatten mit einem kühlen Bierchen und einem Happen zu Essen.

We are Primordial and we are from the Republic of Ireland war die nächste Kampfansage von Alan Averill, dem Sänger der Pagan Celtic Metal Band Primordial. Schaurig geschminkt mit einem Strick um den Hals ausgerüstet und in Fetzen gekleidet, zieht er alle Anwesenden in seinen Bann. Es ist fast schon hypnotisch was diese Band auf der Bühne zelebriert. Alan ist Dreh und Angelpunkt von Primordial ohne Zweifel, aber die Band rund um Gründer Pól herum tut ihr übriges dazu. Es ist fast schon spirituell wie sie hier einen hammergeilen Auftritt hinlegen. Noch vor ein paar Jahren, als ich die Band zum ersten Mal gesehen habe, habe ich mehr oder weniger ein wenig geschmunzelt über die Ausdruckstänzer die sich auf dem Gelände versammelten. Heute mit einigen Jahren Abstand, zieht es auch mich magisch an, man muss es einfach nur zulassen.

Als nächstes war die Reihe an der japanischen Legende Loudness. Die Mannen rund um den Saitenhexer Akira Takasaki sind eine Macht. Ihr Songmaterial begeistert mich jedesmal aufs Neue. Die Soli von Akira sind nicht von dieser Welt, was der alles raushaut ist schlicht überirdisch aber immer songdienlich. Er fesselt meine Blicke, da gehen die andern Mitmusiker fast schon unter und ich bemerke erst sehr spät, dass da am Schlagzeug gar nicht Masayuki Suzuki sitzt, der immer noch die Folgen seines Streifschlages auskuriert und aktuell durch Ryuichi Nishida ersetzt wird. Starke Setlist inklusive meinem persönlichen Highlight Heavy Chains. Diese Nummer war damals mein Einstieg in die Loudness Diskografie und fasziniert mich bis heute noch.

Der Auftritt von Pretty Maids wurde erst sehr spät bestätigt und ist eigentlich in meinen Augen ein Glücksfall für das Bang Your Head. Die Dänen holten in Balingen ihren Auftritt vom Supper’s Ready nach, welchen sie nach dem Unglücksfall vor ein paar Wochen in Pratteln absagen mussten. Dafür versprachen sie eine spezielle Future World Show. Zu Ehren des Albums wurde es komplett durchgespielt und was sonst immer als Zugabe benötigt wird, war heute auf einmal der erste Song des Sets überhaupt. Eine Band mit dieser Hitdichte kann sich dies natürlich ohne weiteres erlauben. Im Vorfeld wurden noch einige Gäste angekündigt. Aus der Festivalzeitung, ein gerngesehenes Novum in diesem Jahr, konnte man dann aber entnehmen, dass dies nicht klappen sollte und es Pretty Maids pur geben sollte. Kein Problem, den die vergangenen Jahre in denen ich die Mannen rund um Ronnie Atkins und Ken Hammer gesehen habe, gab es eigentlich nie Grund zum Meckern. Die Beiden verkörpern für mich sowieso das Duo Lennon/McCartney des Heavy Rock, die Burschen schreiben seit Jahrzehnten Songs die sich immer wieder zu Hits entwickeln. Ich muss auch erwähnen, dass ich damals das Album Future World nur aufgrund des Covers gekauft habe, damals sogar mit der Hülle in einen Druckerladen gelaufen bin und mir das Bild als T-Shirt drucken liess. Mein Bezug zum Album also schon fast als innig beschrieben werden kann, nun darf ich also dieses Album in seiner kompletten Länge live erleben, Ostern, Weihnachten und Geburtstag in einem, mehr braucht es dazu auch nicht zu sagen. Als das Album dann durch war, wechselte das Backdrop und es wurde ein Best-Of geboten. Bei den vielen Songs die die Band noch in der Hinterhand hat natürlich keine leichte Aufgabe solch ein Set zusammenzustellen. Da vermisst man dann zwangsläufig ein paar Songs die man noch gerne gehört hätte. Musikalisch war es auf alle Fälle auf sehr hohem Niveau und insgeheim sogar eines Headliners würdig. Einzig Ronnie hatte hier und da ein wenig mit der Stimme zu kämpfen, aber das ist dann meckern auf hohem Niveau.

Powerwolf musste sich da also mächtig ins Zeug legen um die Dänen noch überbieten zu können. Über die Jahre hinweg haben sie sich mit ihren Metalmessen eine richtig grosse Anhängerschaft erspielt und mit Frontmann Atila wohl einen der besten seines Faches als Bindeglied zum Publikum. Seine Ansagen lassen einem immer wieder schmunzeln, nichts in seinen Ansagen wirkt einstudiert, Spontanität und situationsbedingt versteckt er sich vor Verfolgerscheinwerfer, und lässt den kleinen textsicheren Jungen im Publikum lautstark schreinen, dass ein komplettes Festivalgelände applaudiert. Auch auf die Zukunft des Bang Your Heads geht er ein und lässt die Anwesenden mit Horst Rufen in bester isländischer Kampfmanier kandidieren. Die Band ist in ausgesprochener Spiellaune und lässt keinen Moment aus, ebenfalls mit dem Bang Your Head zu interagieren. Genauso sollten Headliner auf der Bühne sein, zurecht haben Powerwolf mittlerweile diesen Status erreicht. Umrahmt wird die Show von gut eingesetzten Pyros, Feuersäulen schiessen in den Himmel, da wird auch schon einmal die Bühne in Brand gesetzt, wahrlich eine Messe des Heavy Metals. An der Setlist gibt es auch nichts auszusetzen. da kommen alte Klassiker zum Zug wie auch neue Songs vom bald zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschienenen neuen Album. Ein Song sticht hier vorallem raus, Incense & Iron. Ein Tag zuvor erschien ein Lyric Video davon, gehört hatte ich den Song noch nicht. Nahm mir dies aber fest vor, als mir Kaufi vom Metalinside kurz davor von den Sabaton Vibes vorschwärmte. Dass ich den Song dann nicht erst im Hotel anhören musste, dafür sorgte dann wie erwähnt kurz darauf Powerwolf selbst. Und Kaufi hatte recht, der Song hat enorm viel von den Schweden ohne als billige Kopie durchzugehen, dass es richtig Lust auf das neue Album macht. Lupus Dei markierte dann leider auch schon das Ende der Show, bevor sich Powerwolf bei Wolves Against The World ab Band nochmals so richtig abfeiern lässt. Damit war für mich dann die Jubiläumsausgabe des Bang Your Head zu Ende. Während das Feuerwerk den Himmel verzauberte, was ich nach wie vor als nicht nötig empfinde, machte ich mich wieder auf den Weg zum Shuttle, der mich zurück ins Hotel an die Bar brachte.

Auch mein elftes Bang Your Head war wieder einmal ein Fest. Viele tolle Bands habe ich wieder live gesehen, viele Freunde getroffen, manche davon sehe ich wirklich nur am Bang Your Head. Manche davon habe ich vor zehn Jahren auf dem BYH kennengelernt und es entwickelten sich daraus Freundschaften fürs Leben. Ich möchte mich an dieser Stelle noch kurz bei einer ganzen Menge Leute bedanken; Choco jeweils fürs Organisieren, Bömmel für den selbstgemachten Festivalführer. Zudem unserer Fahrercrew vom Hotel Schwane in Messstetten, Moni, Mario und Selina, wie jedes Jahr Hammertaxiservice. Aber auch dem ganzen Hotel Schwane und der gesamten Hotelcrew, vorallem Jana die dann bis in die frühen Morgenstunden die Bar offen hält. Zu guter letzt noch dem Bang Your Head selbst für die Akkreditierung. Es wäre wirklich sehr sehr schade würde dieses Festival keine Fortsetzung mehr finden, es würde ein wichtiger Termin im Jahreskalender eines jeden Metalfans fehlen. Wie es um das Bang Your Head steht hat Horst in seiner Ansage nach dem Loudness Auftritt der versammelten Metalgemeinde selbst gesagt, ich möchte darauf auch nicht näher eingehen aber poste Euch hier gerne seine Ansage.

 

 

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