Schon wieder ist es vorbei, das Bang Your Head Festival 2018 in Balingen. Es war die Jubiläumsausgabe, 20 Jahre Bang Your Head als Open-Air. Kaum eine Ausgabe dieses gemütlichen Festivals, wo auch ich mehr Freunde antreffe als an irgendeinem anderen Festival, stand im Vorfeld  mehr zur Diskussion als diese Ausgabe. Ich gebe zu, nicht alles wurde optimal kommuniziert, vieles liess Raum für Spekulationen offen, vorallem dieses «End of an Era» Ding ein paar Tage vor Festivalbeginn. Am meisten jedoch stand die Bandauswahl in der Kritik, vor allem die Wahl der Headliner. Headliner die teilweise im Verlauf des Jahres zum Status hochgehoben wurden. Ich geb zu, ich hab mich auch ein wenig gewundert darüber, rückblickend kann ich aber nur sagen, alles richtig gemacht. Da gibt es aber später noch ein paar Zeilen mehr dazu. Für mich haben aber auch in den letzten Jahren die Headliner zwar eine Rolle gespielt aber eher eine untergeordnete. So war es auch in diesem Jahr, dass ich das Mittelfeld am interessantesten fand. Da stehen Bands unterschiedlichster Stilrichtungen auf der Bühne, die sich gerade die Karriereleiter hochspielen und allenfalls später einmal ein solches Festival anführen werden. Schon die ersten Bestätigungen für die Ausgabe 2018 liess mich damals frohlocken, wurden damals mit Eclipse und Amorphis gleich zwei meiner absoluten Favoriten angekündigt. Alleine auch daran sieht man, dass ich mich absolut nicht auf eine Stilart beschränken möchte und genau deshalb finde ich das Bang Your Head so interessant und war nun auch schon zum elften Mal auf dem Messegelände zu Gast.

Der Donnerstag war auf dem Papier mein Favoritentag, hier spielten sie alle meine Favoriten. Keine Frage, dass ich schon früh morgens mit dem Shuttlebetrieb des Hotels von Messstetten nach Balingen gefahren bin. Nur dass ich dann gleich schon nach der Entgegennahme des Fotopasses nicht auch schon die erste Band verpasse. Schliesslich hat es sich hierbei um meine Landsmänner Black Diamonds gehandelt. Sie mussten kurzfristig einspringen, da sich Kickin’ Valentina noch in der selben Woche zerstritten hatten und ich vom Sänger trennen mussten. Mit Black Diamonds wurde aber ein mehr als würdiger Stellvertreter gefunden, die sichtlich Spass daran hatten die Jubiläumsausgabe zu eröffnen. Die Jungs wussten ihre Chance zu packen und füllten den Pit schon ganz ordentlich um bei bestem Wetter ihre Party steigen zu lassen. Der Funke sprang auch aufs Publikum rüber und wenn man dann noch ein «my life is fucking great» hört, dann weiss man da oben auf der Bühne steht der Spass an der Sache im Vordergrund. Sympathischer kann man ein Festival nicht eröffnen.

Frauenquote war als nächstes angesagt. Mit den Burning Witches stand eine reine Frauencombo auf der Bühne die wie die Black Diamonds ebenfalls aus der Schweiz kommen. Diesmal jedoch aus dem Kanton Aargau. Die Band ist noch relativ jung und haben gerade erst im letzten Jahr ihr Debutalbum veröffentlicht. Die fünf Mädels haben an der Bang Your Head Christmas Party ihren Platz am diesjährigen Festival quasi erspielt. Die müssen da sowas von überzogen haben, dass sie gleich den Platz abgeboten bekamen. Für viele Festivalgänger war es ein Augenschmaus was sie da auf der Bühne sahen, dementsprechend war auch hier der Pit gut gefüllt.  Musikalisch konnten mich die Burning Witches jedoch nicht abholen, für mich war vieles noch zu sehr austauschbar. Es hatte für mich einfach noch zu wenig Identität. Die Bewegungen waren für mich wie bei einer Choreografie Stunde einstudiert und zudem noch bocksteif, da müsste meiner Meinung nach noch dran gearbeitet werden. Ich will ihnen auch nichts unterstellen, wären aber hier statt fünf hübsche Mädels, fünf Jungs auf der Bühne, ich glaub nicht dass da in so kurzer Zeit soviel gegangen wäre.

Stageacting wie es sein muss, wurde dann aber von den nachfolgenden Finnen von Reckless Love geboten. Keine Frage eine der frühen Höhepunkte des diesjährigen Bang Your Head Festivals. Mit auch schon mehr als 15 Jahren Bandbestehen sind sie natürlich schon alte Hasen im Geschäft und wussten dies auch auf der Bühne umzusetzen. Spiellaune war den Jungs sichtlich anzumerken und Sänger Olli Herman wusste auch die Bühne in seiner kompletten Dimension auszunutzen. Selbst die Bassboxen am Boden waren nicht vor ihm sicher. So kam es dass er dann auch mal über die Köpfe der Security von Box zu Box sprang.

Als nächstes war eine meiner Lieblingsbands an der Reihe. Eclipse spielten im letzten Jahr noch in der Halle, wo sie die Hütte richtig rockten, 2018 war jetzt die grosse Bühne an der Reihe. Auch die Setlist war relativ ähnlich, nur gerade Vertigo und Black Rain wurden ausgetauscht. Was soll man sagen, Eclipse sind live eine Macht, sie schreiben gute Songs mit hohem Mitsing- und Hitpotential, was die Sache natürlich einfacher macht. Zudem haben sie mit Erik einen Frontmann der weiss wie man das Publikum packen kann. Für mich sind Eclipse eh eine der Bands, denen die Zukunft gehören wird. Die Stunde, die die Band zur Verfügung hatte, war leider viel zu schnell vorbei. Für uns Schweizer gibt es jedoch schon in knapp zwei Wochen erneut die Gelegenheit bei Battlegrounds die Band mit lautem «oho oh ohohoh» zu Begleiten. Es war ein weiterer grandioser Liveauftritt von Eclipse.

Dann wurde es lustig auf der Bühne. Die Piraten von Alestorm enterten die Bühne mit Gummiente und in feinstem Urlaubslook. Man muss die Band mögen, anders geht es nicht. Sie selbst nehmen sich schon gar nicht allzu ernst und was sie machen wohl auch nicht. Aber Alestorm funktionieren einfach besser bei einem Promillegehalt von höher 1. Deshalb hatten die Schotten mit ihrem Alkoholgeschwängerten Metal bei mir nicht richtig zünden können. Nach 23:00h hätte dies sicherlich anders ausgesehen. Zudem war es nun schon eine beachtliche Hitze und der flüssige Gerstensaft fand den Weg vom Mund direkt wieder zu den Poren raus. Stimmung kam trotzdem auf und gegen Schluss ging auch die Ente baden, sprich wurde ins Publikum rausgereicht und war vermutlich die erste stagedivende Gummiente in der Geschichte vom Bang Your Head.

Der Härtegrad wurde durch Alestorm ja schon gehörig nach oben geschraubt und mit den nachfolgenden Exodus gleich nochmals eine richtige Schippe nachgelegt. Wer solche Klassiker des Thrash Metals geschrieben hat wie Exodus muss sich auch keine Angst machen. Sänger Steve Souza hatte auch von Anfang an alles im Griff. Die Stimmung war exzellent und die Fäuste in der Luft und auch die bei Exodus doch zum Pflichtprogramm gehörenden Mosh Pits waren auszumachen.

Dann endlich meine absolute Wunschband des heutigen Tages, Amorphis. Doch was war das denn. Wo blieb Thommy’s Mikrofon? Nicht dass ich den Sound der finnischen Melodic Death Metal Band auf ein Mikrophon reduzieren möchte, es war aber für mich schon ein wenig ein seltsamer Anblick. Ich freute mich tierisch auf die Band, auch das neue Album ist extrem stark ausgefallen und sie spielten auch ein paar Songs davon. Nur heute hat mich die Band nicht in ihr ansonsten so geniales Klanguniversum reingezogen. Es war nicht nur das Optische (Mikro) was den Unterschied zu anderen Amorphis Gigs ausmachte, welche ich schon gesehen habe. Heute hat mir der Sound schon nicht gefallen. Vorallem das Schlagzeug war für mein Empfinden so ziemlich inexistent resp. so abgemischt, dass selbst die Waschmittelbox bei mir im Keller einen besseren Klang hat. Sehr schade den an der Performance der Band hat es nicht gelegen. So musste ich den Platz räumen um mein Bild einer genialen Band zu wahren und ging in die Halle.

Den darin spielte Refuge, ein weiteres Metalurgestein des deutschen Heavy Metal mit einem riesigen Fundus an unglaublich guten Rage Songs und neuem Refuge Material. Um das Konzert objektiv zu beurteilen, war ich zuwenig lange in der siedend heissen Halle, aber das Trio hatte die Menge im Griff, während den beiden Songs, die ich mitgekriegt habe. An der Mimik der Band zu urteilen, hatte die Band aber auch ihren Spass an der Sache und lieferte das volle Brett, beindruckend zu was für einer Wand ein Trio fähig ist.

Draussen auf der Open Air Bühne wurde es nun gegen Abend ein wenig kühler und Doro Pesch betrat die Bühne, was Einigen dann hormonmässig wieder einheizte. Ich glaub bei Ihr scheiden sich die Geister ein wenig, entweder man mag sie oder man mag sie nicht. Ich gehöre definitiv zur zweiten Garde. Ich kann mit ihrer Mucke einfach nichts anfangen, auch wenn All We Are eine Metalhymne ist wie sie im Buche steht. Für mich gibt es nur eine Metal Queen und die kommt aus Kanada und nicht aus Deutschland. Klar hat sie einiges für den Teutonen Stahl gemacht und war sicherlich Wegbereiterin für vielen Frauen im deutschsprachigen Heavy Metal Umfeld. Aber ich steh dazu, ich mochte sie noch nie und dies wird sich wohl auch nach dem heutigen Abend nicht ändern. Aber ich glaub dies wird sie verkraften können den vor der Bühne war mächtig was los. Doro hatte die Menge durchaus im festen Griff und ihre auf der Bühne ausgestrahlte gute Laune wirkte durchaus ansteckend auf die Anwesenden. Ich jedoch widmete mich nun einmal der Nahrungsaufnahme. Mit vollem Mund gröhlte ich dann natürlich noch All We Are mit. Hier fand Doro auch noch prominente Unterstützung in Form der Holy Moses Frontfrau Sabine Claasen.

Dann kam die Reihe an den ersten Headliner an diesem ersten Festivaltag. Europe, keine Frage eine grossartige Band wie ich finde, die ich schon etliche Male live gesehen haben. Jedoch bis auf die Hallenstadionkonzerte in den 80er Jahre nur noch in kleinen Hallen. Deshalb war ich wirklich sehr skeptisch ob sie am Bang Your Head mit diesem Status zurecht kommen werden. Immerhin kannten Europe das Festival schon und wussten was auf sie zukommt. Auch ich habe Joey Tempest und seine Jungs schon live hier am BYH gesehen, aber eben, «nur» als Vorabendband. Los ging es gleich mit dem Titelsong Walk The Earth vom neuen Album und ich wurde schon bald meine Bedenken los. Europe kann immer noch ein Festival anführen und zwar ziemlich souverän. Was mir besonders gefallen hat, die ausgewogene Songauswahl der Schweden. Selbst Songs von Wings Of Tomorrow fanden ihren Weg in die Setlist. Begeistert war ich von der Stimme von Joey Tempest, die auch nach all den Jahren immer noch genügend Druck bringt und dies auch bei seinem Laufprogramm welches er auf der Bühne abspult, alles ohne Ermüdungserscheinungen. Natürlich durfte der finale Countdown nicht fehlen. Fluch oder Segen für die Band keine Ahnung, aber bestimmt eine Nummer die auch die Ewigkeit überleben wird. Klar wurde hier nicht nur der Refrain lautstark mitgesungen, auch das düdüdü düüüü sorgte für etliche heisere Stimmen als der Open Air Teil um 23:00h fertig war und alles in die Halle verlagert wurde.

Ich selbst habe das Hallenprogramm heuer mehr oder weniger, bis auf wenige Ausnahmen, links liegen lassen. Auch weil die geilen Bands erst nach 23:00h spielten und ich mich da nicht unbedingt in eine eh schon überfüllte Halle zwängen wollte, obwohl da, mit Amaranthe, Crazy Lixx oder auch Crashdiet einige Bands spielten die ich mir gerne angesehen hätte. So zog ich mich zurück in den Schwane, mein Hotel, um mich dort mit meinen Kumpels über das erlebte des heutigen Tages auszulassen und noch ein paar Bierchen reinzukippen.

 

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