Es war wieder einmal soweit in Balingen. Das Bang Your Festival 2017 hat wieder viele Anhänger der harten Rockszene angelockt. Wie schon in den letzten beiden Jahren ging es am Mittwochabend mit der Warm-Up Show los. Die habe ich in diesem Jahr jedoch sausen lassen und so fand ich den Weg erst am Donnerstag auf das Messegelände dafür auch schon sehr zeitig. Man merkte auch gut, dass es „erst“ Donnerstag war, den so voll war es nicht, da hätten locker noch ein paar 100 Gäste mehr reingepasst. Die Bandauswahl fand ich auch in diesem Jahr wirklich gut und mit jeder Bestätigungswelle fand ich es immer geiler. Obwohl auch wurde wie jedes Jahr im Vorfeld in den Foren immer wieder gemeckert, über das Line-Up. Mir tut da der Horst eigentlich schon fast leid, versucht er doch immer wieder ein ausgeglichenes Billing zusammen zu stellen. Und genau dass finde ich ist ihm in diesem Jahr auch wieder gelungen. Man sollte sich auch mal vor Augen halten, dass das Bang Your Head in diesem ganzen Festival Zirkus ein eher kleiner Fisch ist. Immer mehr Festivals heissen zwar unterschiedlich, die Drahtzieher hinter den Kulissen sind dann aber vielfach die Gleichen. So sind auch die Budget in ganz anderen Kategorien anzusiedeln. Zudem soll mir mal irgend ein Festivalbesucher ein Open-Air nennen, an welchem er ausnahmslos alles gut findet. Ich kenne keinen. Ich kenne aber ein einziges Festival, welches es immer wieder, Jahr für Jahr schafft, mich mit mehr als 70% der Bands anzusprechen und dies ist das Bang Your Head. Ein fixer Termin in meinem Terminkalender seid zehn Jahren.

DONNERSTAG

Der Donnerstag ging dann gleich mit einem „Wiederholungstäter“ los. Killcode aus New York gaben sich schon im Jahr zuvor die Ehre, damals allerdings noch in der Halle. Da hat die Band so überzeugt, dass sie nur ein Jahr späger gleich auf die Hauptbühne befördert wurden. Eine überaus sympathische Band in schon mächtiger Spiellaune, obwohl es erst kurz vor Mittag war. Man konnte auch nach dem Konzert die einzelnen Musiker immer wieder auf dem Gelände entdecken, oder sehen wie sie auf der Bühne anderen Bands auf die Finger schauten. Guter Südstaaten beeinflusster Rock der zu Gefallen wusste. Wer von Killcode noch nicht genug hat, kann sie im September dann bei uns in der Schweiz am Riverside nochmals anschauen gehen.
Erst vor kurzem in der Schweiz war die nachfolgende Band aus Polen. Crystal Viper rund um Gründerin, Gitarristin und Sängerin Marta Gabriel schöpfen aus bereits fünf Studioalben. Die Frauenquote ist erfahrungsgemäss an einem Heavy Metal Festival relativ gering und deshalb war es schon mal eine gelungene Abwechslung am Mikro eine Frauenstimme zu hören. Auch dieser Gig hat mir recht gut gefallen und da ich die Band zuvor nicht wirklich gekannt habe, werde ich mir sicherlich ihrem Schaffen noch ein Ohr leihen. Auch deshalb weil ich das Konzert nicht ganz zu Ende hören konnte, da ich auf eine hochspannende mit viel Backgroundwissen gespickte Führung hinter die Bühne gehen durfte.
Toxik habe ich auch aus diesem Grund nicht komplett anschauen können. Der amerikanische Vierer bekam ich von hinter der Bühne her mit. Thrash Metal ist nur bedingt mein Ding aber Toxik konnten mit ihren progressiven Einflüssen auch bei mir punkten. Auch dem Publikum schien es zu Gefallen, fanden sich doch immer mehr Leute vor der Bühne ein.
Dann kam schon einmal, und soviel kann ich vorwegnehmen, das Highlight der Festivalbühne (absichtlich Festivalbühne, denn es gibt ja noch die Halle) des heutigen Tages; Gloryhammer. Bunter und schriller geht es fast nicht mehr. Es wird ein Klischee nach dem anderen unterstrichen und durchgezogen und zwar von A-Z. Kein Wunder, gegründet wurde die Band von Alestorm Sänger und Keyboarder Christopher Bowes. Und Alestorm sind ja auch eine Band, die einerseits gerade auch eine neue Platte auf den Markt gestellt haben, aber andererseits mit ihrem Piratenmetal alle anderen Themas abhandeln, die bei Gloryhammer nicht zum Zuge kommen. Kronprinz Angus McFife, so der Rollenname des Schweizer Sängers Thomas Winkler, weiss vom ersten Ton an mit seiner vier Oktaven umfassenden Stimme zu begeistern. Dieser Happy Heavy Metal ist auch ausgezeichnet dafür geeignet. Zum ersten Mal am heutigen Tag kommt so richtig Stimmung auf vor der Bühne. Selbst eine von einem Einhorn angeführte Polonaise schlängelt sich hin und her vor der Bühne. Es wird nicht nur musikalisch und textlich über Superhelden, Drachen und sonstige galaktische gespielt und gesungen. Nein es gibt auch auf der Bühne Kämpfe zu sehen die mit einem überdimensionalen Hammer ausgeführt werden, fast wie der legendäre Thor. Natürlich wird der Bösewicht besiegt. Bassist James Cartwright kämpft mit Bier gegen das Böse und wenn wundert es, auch er ist so trinkfest, dass er den Trinkwettstreit klar für sich entscheidet. Es ist schon unglaublich wie das Publikum mit dem Schlachtruf „Hoots“ die Band abfeiert. Es gibt nicht eine Sekunde im gesamten Setlist der Band die mich nicht schmunzeln lässt ab dem Dargebotenen. Dabei wurde alles verpackt in astreinen Power Metal wie ich ihn liebe. Das war ganz grosses Kino und ich glaube von dieser Band wird man in Zukunft noch viel hören.
Im Anschluss enterten Orden Ogan die Bühne. Auch sie sind nicht zum ersten Mal zu Gast in Balingen. Bereits der dritte Auftritt ist es für die zur Zeit richtig angesagte Band. Mit dem aktuellen Album Gunmen bewaffnet legten die vor auch schon knapp 20 Jahren gegründete Band aus Arnsberg los. Zwei übergrosse Pistolenhelden zierten zudem das Bühnenbild. Ein grundsolider Auftritt der überhaupt keinen Anlass zum meckern gab.
Dann kam eine Band auf die Bühne, die sich bisher immer ziemlich rar gemacht hat in Europa. Obwohl sie in den 90er Jahren ziemliche Erfolge feiern konnten, und auch etliche Preise eingesackt haben. Die Rede ist von Slaughter. Ich weiss noch genau wie damals als ihr Debüt 1990 erschienen ist, der Gitarrist meiner damaligen Band angerauscht kam, und es als die neue Offenbarung gepriesen hatte. Ich habe Slaughter noch nie live gesehen von daher war ich wirklich gespannt auf die Gründer Mark Slaughter und Dana Strum. Was soll ich sagen ich wurde in keinster Weise enttäuscht, ich war sogar extrem positiv überrascht wieviel Energie in der Show war. Richtig krass hervor zu heben ist Schlagzeuger Zoltan Chaney. Was der hinter, vor und auf dem Schlagzeug abzieht muss man einfach gesehen haben, dies sprengt jeglichen Vorstellungsrahmen eines jeden Schlagzeugers. Auch der Rest der Band zeigte eine ungeheure Spiellaune und man wurde mit einem kurzweiligen Set bedient. Höhepunkt wie Fly To The Angels fehlten natürlich ebensowenig wie Up All Night.
Dann kam der Punkt an dem ich mich entscheiden musste, Halle oder Open Air. Ich entschied mich für die Halle, verpasste dafür auf der Hauptbühne Venom und Satyricon. Aber zu vielversprechend war das Hallenprogramm für mich. Eclipse waren als erste an der Reihe. Erik Martensson der Frontmann der Schweden zählt für mich aktuell zu den besten Songschreibern der melodischen Szene. Mit dem neuen Album Monumentum haben sie sich auch gleich selber ein Monument geschaffen. Das Album beinhaltet nur Hits. So ist es auch kein Wunder, dass es auch viele Songs auf die Setlist geschafft haben. So auch mein persönlicher Lieblingssong des Albums und nächste Single Downfall Of Eden. Es war aber ein älterer Song welcher für den magischen Moment des kompletten Festivals gesorgt hat. Die akustische Version von Battleground hat sowas von abgeräumt, wenn nicht schon alle in der Halle gestanden wären, würde man wohl von einer Standing Ovation sprechen. Minutenlang sang das Publikum auch nach Ende des Songs noch mit, ein Gänsehaut Feeling nicht nur für die Band auch für mich. Die Menge war kaum zu unterbrechen. Wenn nicht schon vorher, dann eben spätestens von diesem Augenblick an frass die Menge der Band aus der Hand. Als mit I Don’t Wanna Say I’m Sorry das Konzert von Eclipse beendet war, war ich mir sicher, dass dies der Gig des Tages gewesen war (zumindest für mich).
Nach Eclipse blieb ich gleich in der Halle, schliesslich spielten meine Helden von Demon. Demon waren damals mit ihrem Debütalbum die Schuldigen die mir die Tore zum Heavy Metal öffneten. Später dann wurde ich ein riesen Fan von Alben wie Taking the World by Storm und Hold On To The Dreams. Irgendwie konnte mich das Konzert aber nicht packen, viel zu lange dauerte es bis in meinen Augen die wirklichen Hits rausgepackt wurden. Von den beiden genannten Alben fand kein Song den Weg ins Setlist, nicht einmal mein absoluter Demon Lieblingssong Remembrance Day. Dem Publikum schien es trotzdem zu gefallen und die Band hatte somit sicher erreicht was sie wollten und hinterliessen zufriedene Gesichter. Es lag dann wohl an meiner Erwartungshaltung dass ich nicht in den Bann gezogen wurde, leider.
Dann wurde es auch schon Zeit für den Headliner Saxon. Auch die Briten sind keine seltenen Gäste in Balingen. Sechs mal waren sie schon zu Gast. Aber die Mannen rund um Biff Byford sind ein sicherer Wert. Schlechte Konzerte spielen die glaub ich gar nicht. 1979 gegründet blickt die Band auch auf ein beachtliches Repertoire zurück, 21 Studioalben sind es aktuell. Da kommt man schon mal schnell ins Grübeln was man spielen will. Natürlich werden die Klassiker wie Princess Of The Night erwartet und werden auch gespielt. So wundert es dann auch wenig, wenn aus dem aktuellen Jahrtausend nur gerade mal zwei Songs gespielt werden, diese Alben müssen einfach noch zu Klassikern reifen. Was die Songauswahl dann aber auch nicht einfacher machen wird. Es ist aber immer noch beachtlich wie Saxon unermüdlich die Bühne beackert und verdient den Headliner Status inne hat am heutigen Abend. Es wurden ja auch nur Hits gespielt und nach drei Zugaben ging man zufrieden von der Bühne. Der Auftritt war, und das hab ich von verschiedenen Mündern gehört, absolute Klasse. Wie schon geschrieben, Saxon kann gar nicht schlecht spielen.

Eclipse
Saxon
Crystal Viper

FREITAG

Der Morgen ging los mit Dead Lord, einer Band aus Schweden, die vor fünf Jahren gegründet wurde. Die Herkunft würde man nie vermuten wenn man deren Sound hört. Die Stockholmer klingen mehr nach Thin Lizzy als es Thin Lizzy selber tun. Das gefiel nicht nur mir extremst gut, sofort fanden sich gleich eine Menge Leute vor der Bühne ein um diesen irisch angehauchten abzufeiern. Das nenn ich mal einen Start in einen perfekten Open Air Freitag, obwohl ein paar Regentropfen sich bemerkbar machten, das grosse Nass aber trotzdem ausblieb (zum Glück)
Eigentlich krass wenn Airbourne die nächste Band als Vorbild nennt, die genannte Band dann aber mittlerweile hinter ihr zurückgelassen wird. So geschehen mit Bullet. So zumindest ist die Stilrichtung der Schweden vorgegeben. Riff Rock’n’Roll der Marke AC/DC ist angesagt. Dieser Stil kommt auch beim Publikum immer wieder gut an. Was auch daran liegt, dass sich die Musiker mächtig ins Zeug legen. Frontmann Hell Hofer ist aber auch ein Blickfang, zudem wetzt er schon mal an einem Schleifstein sein Messer oder es wird im Verlauf der Show schon mal auf einem Amboss rumgeklopft. Unverständlich dass Bullet noch nicht in der gleichen Liga wie Airbourne mitwirken, denn zu verstecken brauchen sie sich wirklich nicht.
Bei der letzten Band habe ich in den letzten Monaten eigentlich immer wieder damit gerechnet, dass sie absagen werden. Steve Grimmett von Grim Reaper hat sich vor ein paar Monaten in Südamerika eine ganz üble Entzündung eingefangen. In der Folge musste er sich ein Bein amputieren lassen und ist nun entweder mit einer Gehprothese oder im Rollstuhl unterwegs. Das letzte Album liegt auch schon 30 Jahre zurück trotzdem wird unter dem Banner Steve Grimmett’s Grim Reaper wieder wacker getourt. Und ich zolle meinen tiefsten Respekt vor der Leistung von Steve. Was er da auf der Bühne zelebriert ist ganz grosses Kino, ich kann mir vorstellen dass es im Sitzen nicht ganz so leicht singen lässt wie stehend. Zudem war es der erste Gig seit der Operation. Steve ist entsprechend auch glücklich und sehr zufrieden, dass er wieder auf der Bühne stehen darf. Das Publikum goutiert dies auch entsprechend mit Applaus, es war alles mehr als nur Anstandsapplaus, den der Auftritt war richtig gut.
als nächstes an der Reihe war die kanadische Metal Queen Lee Aaron. Lange lange ist es her seid sie auf europäischen Bühnen stand und ihre Hits wie Barely Holding On oder eben Metal Queen zum Besten gab. Ist ja nicht so dass sie nichts gemacht hat, dies hatte aber einfach nichts mehr mit Rock zu tun. Vor einem Jahr dann kam das etwas rockigere Album Fire And Gasoline auf den Markt und dieses präsentiert sie nun auf der aktuellen Konzertreise. Ich war mir ab den neuen Songs, sie kommen mir doch eher zu poppig vor. Als dann aber der erste Song und die Single Tom Boy angespielt wurde, verflüchtigten sich meine Befürchtungen, es war doch ziemlich rockig und gefällt mir besser als auf Platte. Alles in allem ein solider Auftritt der Kanadierin die immer noch sehr gut bei Stimme ist. Ach ja und einige haben mich gefragt, ob ich den wisse wie alt sie ist. Lee hat Jahrgang 1962.
Aus New York kommt Riot V. 1976 als Riot gegründet sind sie so etwas wie die Urväter des amerikanischen Power Metals. Zusammen mit dem 2013 eingestiegenen Sänger Todd Michael Hall betouren sie nun aber als Riot V die Bühnen der Welt und das auch ziemlich erfolgreich. Auch hier gab es gar nichts zu meckern und die Menge feierte wacker mit. Ein Frontmann der weiss was er zu tun hat, eine Gitarrenfraktion die zu den besten des Festivals zählen und eine Setlist die nur so von Knallern bestückt ist.
Zurück in England mit Magnum, diese unermüdliche Band die in all den Dekaden ihres Bestehens herausragende Platten veröffentlicht hat braucht man nicht mehr näher vorzustellen. Es gibt wohl keinen charismatischeren Frontmann als Bob Catley. Ich hatte mehrere Male Hühnerhaut, dies geht nicht anders wenn Songs wie On A Storyteller’s Night gespielt werden. Selbst leicht emotionale Anflüge blieben mir nicht erspart als ich die Klänge von Les Morts Dansant hörte, ich glaub da hatte ich leicht Augenwasser. Natürlich wird ein Festivalset dem Werk von Magnum nicht gerecht, dafür ist ihr Schaffenswerk zu umfangreich und die Spielzeit auf einem Festival zu kurz. Sie haben es jedoch einmal mehr verstanden ein aufs Publikum abgestimmtes Set zusammenzustellen und konnten ebenfalls begeistern
Danach war die Reihe an einer der erfolgreichsten Schweizer Bands überhaupt. Krokus feiert seid einigen Jahren wieder mächtig Erfolg. Mit der neuen Coverplatte Big Rocks im Gepäck wird zur Zeit auch überall wo danach verlangt wird getourt. Aber leider ist halt «nur» eine Coverplatte, entsprechend hoch sind die Anzahl Covers im Set. Ein Drittel aller Songs sind nicht aus der Feder der Solothurner. Dafür aber werden die Songs so kompakt mit einem riesigen Brett ins Publikum geschleudert, dass jeder Fuss mitwippt. Es geht ab im Publikum wie die Pest, für viele war dies der Auftritt eines würdigen Headliners. Wie sich später noch herausstellen wird, wäre es auch der richtige Headliner an diesem Tag gewesen. Mein absoluter Höhepunkt kam dann knapp vor Schluss der Spielzeit. Krokus spielte Headhunter, da konnte auch ich mich nicht mehr halten, so sehr habe ich mir den Song endlich wieder einmal live zu hören gewünscht, heute wurde dieser Wunsch erfüllt, geil. Einen Kritikpunkt habe ich jedoch trotzdem noch, obwohl dies ist meckern auf sehr hohem Niveau und hat rein gar nichts mit der Musik zu tun. Lieber Chris von Rohr und Marc Storace, lasst die peinlichen Reden sein, kündigt einfach den Liedtitel an und gut ist. Solche Ansagen wie vor Mighty Queen kann man sich wirklich schenken. Interessiert keinen ob ihr aus der Schweiz kommt (weiss jeder) und dass ihr von dort auch Gotthard kommen (weiss auch jeder) und ihr immer mit Gotthard diesen Song spielt (will keiner wissen, und Gotthard waren ja nicht da).
Exklusiv dann der Auftritt von Rose Tattoo, der einzige Festivalgig der Australier um die Legende Angry Anderson. Im Vorfeld des Konzertes huldigten viele den Veranstalter, dass er es geschafft diese Band nach Balingen zu holen, und ebenso wenige wurden enttäuscht. Ich habe mich noch nie so richtig anfreunden können mit dem Sound, deshalb verlier ich auch nicht viele Worte darüber. Ich habe hier das gleiche Problem wie bei AC/DC, nach zwanzig Minuten habe ich es gehört und danach ging ich mir mal ein Bier holen.
Dann wurde es in den ersten Reihen hinter mir richtig laut. Die Hard Rock Ikone Vince Neil, ehemaliger Sänger von Mötley Crüe , stand auf dem Programm. Der Headliner der schon beim letzten Bang Your Head 2016 angekündigt wurde. Ich habe es damals als kleine Sensation aufgenommen, dass man ihn buchen konnte und mich jetzt fast ein Jahr lang darauf gefreut. Ich habe zwar schon zu Mötley Crüe Zeiten schlechte und gute Konzerte miterlebt, meistens überwiegte leider Erstere, nun jedoch war ich voller Hoffnung, schliesslich waren nun nicht mehr vier Egos auf der Bühne sondern nur ein Einziges. Mötley Crüe haben ja auch eine ganze Menge richtig grosse Hits um ein Best-Of Programm abzuspulen, welches sich gewaschen hat und jeden Rocker richtig einlullen kann. Begleitet wurde Vince von der am Vortag schon aufgetretenen Band Slaughter. Was dann aber folgte war der tiefe Fall eines Vince Neils. Einen solch dekandenten Auftritt habe ich seid dem Mötley Crüe Auftritt anlässlich des Gods Of Metal in Mailand nicht mehr gesehen. Dass was Vince Neil geboten hat entzieht sich jeglicher Vorstellungskraft und war jenseits von Gut und Böse. Ist ja bei diesen alternden Rockstars schon normal, dass man etwas später anfängt, bei Vince waren es 15 Minuten. Anfänglich als er die Bühne betrat war ich immer noch voller Zuversicht, es hat gerockt wie Sau und Vince schien mir auch guter Laune zu sein. Er legte sich gleich mit dem ersten Song (Dr. Feelgood) mächtig ins Zeug und liess auch keine Spur nach mit Piece Of Your Action und Looks That Kill. Was danach aber kam wurde zum Trauerspiel. Nach bereits dem fünften Song verliess Vince Neil die Bühne und liess die Slaughter Musiker freien Lauf. Eines muss jetzt gleich festgehalten werden. Die Band um Dana Strum, Jeff Blando und Zoltan Chaney war auf Dampf und wie bereits am Vortag wurde Zoltan zum Blickfang mit seiner ungestüm wilden Art Schlagzeug zu spielen. Das Vince Neil dann aber weitere 15 Minuten nicht zu sehen war, stiess nicht nur mir sauer auf. Die Band spielte sich dann durch Led Zeppelin’s Whole Lotta Love und Black Sabbath’s Heaven And Hell durch um dann auch noch Stairway To Heaven zu performen. Dabei, und dies stiess mir dann besonders sauer auf, überliess Vince auch noch den Mikrophonposten an Jeff Blando. Zugegeben Jeff hatte in meinen Ohren dann auch noch die bessere Stimme als Vince. Wer dann aber gedacht hat dies sei der Höhepunkt des Versagens gewesen, musste sich eines Besseren belehren lassen. Nach nur drei weiteren Songs war schon Schicht im Schacht um auch nur mit Live Wire noch eine Zugabe abliefern zu müssen. Ein wütender Blick auf die Uhr offenbarte eine weitere Viertelstunde Spielzeit die verschenkt wurde. Mit zehn Songs auf der Setlist füllt man einfach keine 90 Minuten Spielzeit. Es war einfach nur eine Riesenfrechheit was dieser aufgedunsene Möchtegern Rockstars da geboten hat. Selbst Veranstalter Horst platzte wohl der Kragen dermassen, dass er im Anschluss die Bühne betrat und sich für das Desaster beim Publikum entschuldigte. Ein Desaster für das selbstredend weder der Veranstalter noch das Festival als solches etwas kann. Wenn der Herr Neil sich weiterhin so aufführt, braucht er sich wohl in Zukunft nicht mehr um Flüge nach Europa zu kümmern, dann darf er ruhig bei seiner Tequila Plantage bleiben.

Vince Neil
Vince Neil
Rose Tattoo

SAMSTAG

Ich war schon ziemlich früh auf dem Gelände, wie schon die anderen Tage, trotzdem diesmal kam alles anders als die Tage zuvor. Ich traf den Veranstalter Horst auf dem Gelände und habe ihn auch angesprochen. Was folgte waren viel Insiderwissen übers Festival, wie geht es weiter, was hat es mit Supper’s Ready auf sich (Plakatte und T-Shirts waren überall auf dem Gelände sichtbar) und natürlich erzählte er viele Anekdoten aus den vergangenen Jahrzehnten. Ich habe ihn spontan angesprochen, daraus resultierten rund 90 Minuten Smalltalk, ein riesiges Dankeschön an Horst, der sich wirklich die Zeit genommen hat für solche eine nette Plauderei und mein persönlicher Höhepunkt neben der Musik, solche spontane Gespräche sind unbezahlbar. Zudem stelle man sich vor, es war sein Festival im Gange, er hätte vermutlich weit Wichtigeres zu tun gehabt. Zu guter letzt; Horst, falls Du dies hier lesen solltest, ich soll dich noch an ein einziges Wort erinnern; Frühstück, was auch immer Du damit geplant hast, ich bin gespannt wie ein Pfeilbogen. Die Konsequenz dieses Gespräches ich habe die erste Band Assassin leider nur mit einem Ohr mitgekriegt.

So waren Vain die erste Band die ich mitgekriegt habe. Davy Vain wollte ich auch unbedingt sehen. Sie waren vor ein paar Jahren schon einmal zu Gast in Balingen, nur heuer haben sie mich noch mehr überzeugt als damals. Ich bin ja eher spät auf Vain gestossen und habe als erstes deren Single Who’s Watching You kennengelernt, daraufhin mich mal durch Schaffen von Davy durchgeackert und mittlerweile finde ich das Songmaterial etwas vom besten was die Szene hervorgebracht hat. Leider ging dies damals komplett unter im Sog der Grunge Welle. Nun hat man mit Rolling With The Punches ein neues Album am Start und ich würde es der Band gönnen, dass der Name Vain ein breiteres Publikum ansprechen würde. Mit dem guten Auftritt hat er zumindest schon mal seinen Anteil dazu beigetragen.

Dann kam der Block mit den New Wave of British Heavy Metal Bands. Als erstes kamen die Gallagher Brüder Mark und John zusammen mit Joe Hasselvander am Schlagzeug auf die Bühne. Die unermüdlichen Raven besetzen als Trio die Bühne und legen gleich energiegeladen ein mächtiges Ausrufezeichen über das Messegelände. Da kann es selbst Horst nicht verkneifen die beiden Gallaghers während des Konzertes auf der Bühne drücken zu gehen. Da war in der Menge schon mal richtig Stimmung die dann bis zum Schluss des Festivals eigentlich nie mehr abflaute.

Die nächsten sind in der Szene noch bekannter. Natürlich hat Metallica da das nötige dazu beigetragen. Die Rede ist von Diamond Head. Die erfolgreichste Thrash Metal Band der Welt macht da auch keinen Hehl drum, dass Diamond Head einen grossen Einfluss auf ihre Karriere hatte. Besonders hervorheben muss man auch den Sänger Nick Tart, der sich gewaltig ins Zeugs legte und wie ein Derwisch über die Bühne fegte. Als dann auch noch I Am Evil gespielt wurde, war endgültig ein Hexenkessel vor der Bühne.

Vicious Rumors wurden dann durch einen Radiomoderator angekündigt. Einzig Geoff Thorpe ist noch von der Originalbesetzung übrig geblieben. Eine schlechte Platte haben die Kalifornier auch noch nie veröffentlicht und so konnte dieser Auftritt nur einem Siegeszug gleichkommen. Mehr kann man dazu gar nicht sagen, astrein die Geschichte.

Im Vorfeld habe ich mich am heutigen Samstag eigentlich fast am meisten auf Dokken gefreut. Es ist schon mehr als zwei Dekaden her seit meinem letzten Dokken Konzert, damals noch mit George Lynch an der Gitarre. Die Amerikaner haben mich in den spätern 80er und frühen 90er Jahren gefesselt mit ihren Hymnen, die ich auch heute noch zum Besten zähle was je auf Vinyl gepresst wurde. Die Instrumentalfraktion legte schon mal los bevor der ewige Wegbegleiter und Schlagzeuger Mick Brown seinen Arbeitgeber auf der Bühne begrüsste. Dann nahm aber leider meine Enttäuschung seinen Lauf. Was ich sau glich einem Trauerspiel, ein völlig unmotivierter Don Dokken auf der Bühne der kaum einen Ton traf. Teilweise war dies so schräg, dass man lieber den dem Background hätte singen lassen, als das Ganze in einer Disharmonie aufzulösen. Herr Dokken hat es geschafft wahre Hard Rock Perlen im Nichts aufzulösen. Ich hätte weinen können, es tat mir im Herzen weh. So habe ich leider nur einen Rat an Don Dokken, bitte lass es sein, geh in den Ruhestand und geniess das Leben. Bitte aber lass es sein Dein Lebenswerk zu ruinieren. Dies haben die Songs nicht verdient und auch Du nicht Don, Du der für mich mal der Sangesgott warst. Ich habe mir die alten Sachen als ich nach Hause kam anhören müssen, nur um das Bild zu verdrängen und mir die Songs im Bild wieder zurecht zu rücken.

Auf Kataklysm war ich auch gespannt. Der heutige Tag war ja doch eher dem traditionellen Heavy Metal gewidmet. So war es erfrischend diese kanadische Death Metal Band auf der Bühne begrüssen zu dürfen. Zu recht sind sie eine der erfolgreichsten Death Metal Truppe der Welt. Wer bei Death Metal eher die Nase rümpft sollte hier wirklich einmal ein Ohr riskieren. Denn es ist nicht nur ein reines Gebolze mit nicht zu verstehedem Gekreische. Hier vereint sich alles, ein sehr variabler Gesang und es ist unglaublich wie mit nur einer Gitarre solch ein Gitarrengewitter, übrigens immer schön melodisch, abgehaltet werden kann.

Im Anschluss war es Zeit für den deutschen Gitarrengott Michael Schenker und sein Fest. Ein weiterer Höhepunkt für mich, da ich vorallem auf Robin McAuley gespannt war. Mit einem Hammersound ausgestattet kam Mr. Flying V auf die Bühne und legte auch gleich mit einem Best-Of Programm los. Er hatte drei seiner früheren Sänger mit im Gepäck, einer davon war Gary Barden, der gleich als erstes die Bühne betrat nachdem er von Michael begrüsst wurde. Gary Barden war der erste Sänger damals bei MSG und ist auch aktuell wieder mit MSG unterwegs. Zusammen mit ihm kamen schon früh die Klassiker aus der ersten Phase von MSG uns sorgten gleich sofort für Stimmung. Michael Schenker selbst schien mir vor Spielfreude nur so zu strotzen und hatte immer ein Lächeln im Gesicht. So macht es für mich als Konzertbesucher auch Freude, wenn ich gut gelaunte Musiker auf der Bühne erlebe, dies überträgt sich dann auch meist auf die Menge. Bevor dann Graham Bonnet, der sich modisch eher als Gentleman mit Krawatte gab die Bühne betrat und unter anderem Assault Attack spielte wurde auch das Instrumental Coast To Coast gespielt. Für mich ein Highlight, selten finde ich instrumentale Stücke gut, weil sie meist in endlose Soloeskapaden ausufern. Beim genannten Titel ist dies einfach anders, dies ist ein Song, da übernimmt die Gitarre eine Melodie die zumindest bei mir durch Mark und Bein geht, war schon bei den Scorpions so und ist auch heute noch so. Dann aber kam der Moment auf den ich nun auch schon einige Zeit gewartet habe. Robin McAuley betrat die Bühne. Leck mich am Arsch, ist dieser Mann noch bei Stimme. Es jagte ein Highlight das Andere, zudem ist Robin immer noch ein hammermässiger Frontmann. Aus dieser Ära kamen für mich persönlich auch die grössten Songs von Michael Schenker. Diese Songs waren mit Gesangsmelodien versehen, die schlicht von einem anderen Stern sind. Der letzte Song des Sets, Doctor Doctor, vereinte dann alle Sänger auf der Bühne und bei mir stellte sich eine leichte Heiserkeit der Stimme ein.

Eine grossartige Show wurde angekündigt bevor der Headliner HammerFall die Bühne betrat. Angekündigt durch Horst selber zusammen mit seiner kleinen Tochter. HammerFall traten bei Horst schon 1997 beim Bang Your Head auf, damals noch in der Halle. Damals erschien das Debütalbum Glory To The Brave und seit diesen Tagen verbindet eine gute Beziehung das Bang Your Head und HammerFall. Zwanzig Jahre später also wurde Jubiläum gefeiert und das Album zelebriert. Mit einem Riesenknall stiegen die Göteborger in die Show ein. Es breitete sich eine riesige Spielfreude aus, die vom Publikum dankbar angenommen wurde. Untermalt wurde die Show von Pyroeffekten und Rauchfontänen. HammerFall zeigten weshalb sie vor zwanzig Jahren dem Heavy Metal neue Impulse setzten, damals als der Grunge die Übermacht hatte, zogen die Schweden aus um einen neuen Heavy Metal Boom zu lancieren. Sie waren damals quasi die Wachablösung für Bands wie Manowar. Nun also standen sie wieder in Balingen auf der Festivalbühne und zeigten eindrücklich, weshalb dem so war damals und auch heute. Wer auf den Power Metal Thron will, muss erst an HammerFall vorbei, sei es auf Konserve oder live, denn gerade live zeigten sie wo der Hammer hängt und fällt. Sänger Joacim Cans hatte das Publikum jederzeit voll unter Kontrolle und zeigte sich in bester Laune und liess so den Auftritt zu einem Festivalhöhepunkt werden. Es wurde jedoch eine spezielle Show angeboten, da musste also noch was kommen. Nach einer knappen Stunde Show wurde es kurz dunkel auf der Bühne, als dann das Licht wieder anging war von der Band nichts mehr zu sehen. Dafür standen vier Folkmusiker auf der Bühne die Between Two Worlds und weitere Songs auf eine sehr spezielle Art intonierten. Im weiteren Verlauf kamen dann auch immer mehr HammerFall Mitglieder zurück an ihre Arbeitsgeräte und kombinierten Power Metal mit Folk, was hervorragend gelang. Mit der Zugabe Hearts On Fire ging dann die Open Air Ausgabe 2017 zu Ende. In der Halle kamen zum Abschluss noch Axxis zum Zuge, die habe ich mir jedoch nicht mehr angeschaut, habe aber mitbekommen, dass auch die Jungs mächtigst abgeräumt haben, so wie man es sich von Axxis halt eben auch gewohnt ist. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich aber schon äusserst zufrieden im Shuttlefahrzeug zurück zum Hotel.

Zum Abschluss möchte ich vorallem die Soundqualität hervorheben. Die war durchs Band durch gut bis sehr gut. Die Organisation wie jedes Jahr top und nun nach meinem Gespräch mit Horst weiss ich noch viel mehr was alles dahinter steckt. Der Teufel liegt im Detail begraben. Mein Dank auch an alle Festivalbesucher die dieses Jahr einmal mehr zu einem Erlebnis gemacht haben. Man kennt sich, respektiert sich und bei Bedarf hilft man auch aus. Negativpunkte herauszufiltern wäre meckern auf hohem Niveau und würde der Sache nicht gerecht. Zudem fand ich das Programm sehr abwechslungsreich und ausgewogen, dass dann einige Künstler den Erwartungen nicht entsprechen, dafür kann keine Organisation der Welt etwas. Deshalb mein Danke an die wahren Rockstars des Festivals, an das komplette Organisationsteam, die Helfer und an Horst selbst. Noch mehr danken möchte ich aber dem Hotel Schwane in Messstetten, die es einmal mehr geschafft haben ein komplettes Rudel Heavy Metal Fans zu zähmen, zu bewirten und uns rauf und runter gefahren haben.

Die Fotos vom Festival folgen demnächst

HammerFall
Michael Schenker Fest
Dokken