Es war kein leichtes Unterfangen, das Album des Monats auszuwählen. Schliesslich kamen extrem viele erstklassige Alben im Januar auf den Markt. Ich habe mich dann aber doch durchringen können, und Avantasia den Status des Albums des Monates Januar verliehen.

Es gibt sie ja mittlerweile wie Sand am Meer, diese All-Star Projekte. Wenn ich mich aber zurückerinnere an das erste Metal Opera Album, stand Tobias Sammet wo ziemlich alleine mit dieser Idee da, ein bombastisches Album mit Gastsängern durchzuziehen. Und über die Jahre hat es doch schon einige Avantasia Alben gegeben, und seit Scarecrow werden sie meist sogar mit einer Tour präsentiert. Und nun kam vor ein paar Tagen das siebte Album Ghostlights auf dem Markt.

Und ich habe es wirklich kaum erwarten können, das Album zu hören. Tobias Sammet ist ja wahrlich ein Mann des Wortes und wusste über die vergangenen Wochen auch richtig gut, wie es die Werbetrommeln zu spielen gilt. Gestern hab ich sogar noch einen TV-Spot gesehen. Ja jetzt will er es endgültig wissen, eine grossangelegte Welttour, die geplante Teilnahme am Eurovision Song Contest und leider (wieder einmal) die Ankündigung des letzten Avantasia Werkes für eine lange Zeit. Und natürlich hat er sie wieder alle gekriegt, die Gastsänger die einem jeden Avantasia Album noch das i-Pünktlein obendrauf setzen. Es sind altbekannte Stimmen dabei, wie die von Michael Kiske, der bisher auf jedem Album gesungen hat, genauso wie Bob Catley. Aber auch „Neulinge“ wie Geoff Tate, Dee Snider oder Robert Mason fanden den Weg nach Fulda. Und Jorn feiert sein Comeback, nachdem er auf dem letzten Album von Avantasia so schmerzlich vermisst wurde.

Ghostlights wurde einmal mehr ein Konzeptalbum mit einer komplexen Story und schliesst an The Mystey Of Time an. Wiederum ist Ghostlights gefüllt mit allen Avantasia Zutaten, bombastische Arrangement, grossartige Chöre, komplexe Songstrukturen die aber immer eine melodiöse Eingängigkeit zu bieten haben, wie es nur Tobias Sammet vermag zu schreiben. Aber das Album ist auch eine Spur härter geworden als noch sein Vorgänger.

Los geht es gleich mit seinem Eurovisions Song Vorentscheidungsbeitrag, der es hoffentlich auch nach Schweden schafft. Mystery of a Blood Red Rose ist wahrscheinlich der Song, den Meat Loaf respektive Jim Steinman schon lange schreiben will. Die Singleauskopplung ist auch der einzige Song, den Tobias Sammet auch alleine singt. Ein grossartiger Refrain und ich kann mir echt nicht vorstellen, dass die deutschen Nachbarn etwas besseres finden werden für den Song Contest.

Dann kommt schon ein ganz heisser Kandidat für den Song des Jahres. War im letzten Jahr schon so, mein Song 2015 erschien auch schon im Januar. Dieses 12-minütige Meisterwerk nennt sich Let the Storm descend upon you. Episch kann ich hier nur sagen. Jorn, Ronnie Atkins und der Warrant Sänger Robert Mason ergänzen sich in Perfektion. Eine herausragende Hookline. Musikalisch die schönsten 12 Minuten seit langem. Schon krass wenn man nach dem zweiten Song schon Stunden braucht um sich den dritten anzuhören, weil man immer wieder die Repeat Taste drücken muss.

Danach gibt Dee Snider seinen Avantasia Einstand in The Haunting. Ein bisschen wie damals der Alice Cooper Song The Toy Master oder einer meiner Lieblingssongs von Avantasia Death is just a Feeling mit Jon Oliva. Da muss dann natürlich ebenfalls ein alteingesessener Sänger her, und in diesem Fall ist es nun der Twisted Sister Shouter, der sich mit seiner Hauskapelle gerade auf Abschiedstour begibt. Ein guter Song der mich aber nicht sonderlich zu den Socken raushaut, aber das ist meckern auf hohem Niveau

Mit Seduction of Decay folgt einer der härtesten Songs des Albums. Ein Song mit einem schwer progressiven Einschlag, auf den Leib geschneidert für Geoff Tate, dem Sänger der damals dem Progressive Metal seinen Stempel aufdrückte wie kein Zweiter. Und der Song ist grossartig, um Welten besser als seine eigenen auf dem letzten Operation:Mindcrime Album, welches für mich doch ziemlich orientierungslos daherkam. Aber es ist bestimmt ein Song, der bei vielen nicht gerade beim ersten Mal durchhören, zusagen wird. Aber das ist ja meist bei den progressiven Songs so, die brauchen einfach Zeit sich zu entwickeln. Aber wenn man dem seine Zeit gibt, wird auch Seduction of Decay dich wegblasen, garantiert.

Als nächstes folgt mit Ghostlights der Titelsong, von dem auch schon ein Lyric Video platziert wurde. Ein Song auf den jeder Avantasia Fan gewartet hat. Warum? Hier kommt zum ersten Mal die deutsche Metalstimme schlechthin zum Einsatz, Michael Kiske. Und er erfüllt in dieser Doublebass lastigen, Speednummer alle Erwartungen. Auch Jorn kommt noch kurz zum Einsatz.

Die für mich unerwartete Nummer Draconian Love kommt als nächstes. Die fesselt mich gleich von den ersten Tönen weg. Der in Metalkreisen eher unbekanntere Herbie Langhans von Sinbreed veredelt diese Gothic Rock Nummer exzellent. Diese Melodie wird sich für Wochen im Ohr festsetzen, alleine schon die ersten gesungen Draconian Love Einwürfe summe ich schon die gesamte Zeit vor mich her. Ein Meisterwerk, und schon der zweite Anwärter zum Song des Jahres.

Es folgt Master of the Pendulum, und alleine schon der Titel lässt vermuten wer hier singen wird. Richtig, der Nightwish Bassist Marco Hietala veredelt diesen astreinen Heavy Metal Song, der auch im Refrain ein wenig an Nightwish erinnert. Und auch hier, für solche Refrains würden andere Musiker töten, einmal gehört ist man damit infisziert, genial.

Aber nach all den Rockern braucht es auch einmal eine Atempause, eine Ballade. Und das Tobi auch solche Sachen schreiben kann, hat er nicht nur bei Avantasia immer wieder mal bewiesen, auch bei seiner Stammband Edguy schafft er immer wieder Ohrwürmer. Isle of Evermore ist wieder so eine Nummer, gesungen von Sharon den Adel.

Dann kommt wieder so eine Melodie. Babylon Vampyres überzeugt auf der ganzen Linie, grossartige Hookline (wie macht das der Tobi nur), hammermässiger Refrain und ein exzellenter Robert Mason.

Der Rückkehrer Jorn Lande kommt dann wieder bei Lucifer zum Zuge. Und der Song lebt vom grossartigen Gesang, wie man ihn von Jorn schon immer bekommen hat, in Kombination mit einem starken Arrangement voller Atmosphäre.

Mit Unchain the Light folgt ein weiteres Power Metal Juwel. Michael Kiske und Ronnie Atkins tragen diesen dem Titelsong nicht unähnlichen Song vor. Unglaublich wie sich diese beiden doch sehr unterschiedlichen Stimmen ergänzen, und macht Lust auf mehr solche Gesangsduelle.

Der letzte Song dieses hochstehenden Albums A Restless Heart and Obsidian Skies schliesst das Album perfekt ab. Ein Bob Catley in Höchstform, und Bob ist auch schon 68 Jahre alt. Gekonnt ist gekonnt, kann ich da nur sagen, und ich habe Bob noch nie schlecht gehört, er kann gar nicht schlecht singen.

Ein starkes Album, perfekt in Szene gesetzt von Sascha Paeth, und ein Album, welches die Qualität zum Klassiker hat, wie eigentlich jedes Avantasia Album. Ein Album mit über 70 Minuten Spielzeit, das in jede Sammlung gehört. Ein Album das hoffentlich auch würdig auf der Tour gefeiert wird. Eine Tour auf die ich mich jetzt schon freue. Avantasia live, über drei Stunden Show, und wie Tobias Sammet sagt, zum wohl letzten Mal für lange Zeit. Wer also noch kein Ticket hat, soll sich beeilen, ich bin überzeugt, dass wird der Event des Jahres. Und Ghostlights vermutlich das Album des Jahres.