Der September war ja eigentlich so was von krank. Es gab eine Topveröffentlichung nach der anderen. Kaum vorstellbar das Gemecker der Plattenindustire, das keiner mehr Platten verkauft. Hier in der Schweiz schossen Hard und Heavy Platten in Massen die Charts hoch, teilweise reichte es sogar für Platz 1. Zwar hat es für meine Platte des Monats nicht bis zur Topposition gereicht, aber wenn Amorphis was rausschmeissen, muss ich zuvorderst sein. Speziell seit Tomi Joutsen am Mikro steht legen die Finnen eine klasse Platte nach der Anderen auf den Plattenspieler. Immerhin ist Under the Red Cloud nun schon die 6. Platte mit Tomi, und der ist ja auch erst 10 Jahre bei Amorphis. Stilmässig bleibt zum Glück alles beim Alten, genau diese Mischung mag ich. Ich weiss es gibt jedoch auch genügend Kritiker, die behaupten Amorphis wiederhole sich seit 2006 nur noch. Aber ich wüsste echt nicht was ich daran ändern sollte. Der Kontrast aus Growls und Clean, Progressiv und Härte, Sanftheit und Vollgas im richtigen Verhältnis, das macht es aus, dazu meist noch eine fette Hookline. Schon beim ersten Stück und Titelsong zeigen die Finnen all diese Elemente in Perfektion. Under the Red Cloud macht es eigentlich schon gleich mal schwer, den nächsten Song anzuhören. Die Versuchung ist gross hängen zu bleibe, weil man einfach nicht alles herausgehört hat. Da kracht der zweite Song The Four Wise Ones schon von Anfang an ganz anders. Herausragender Death Metal Gesang vermischt mit Growls. Abwechslung aber auch in diesem Song, da braucht man auch im Mittelteil nicht auf das Flötensolo zu verzichten, bevor dann das Double Bass einsetzt und ein Gitarrensolo hinterherdonnert. Irgendwie hat er mich aber auch wieder an die ganz alten Amorphis erinnert. Bad Blood erinnert mit seinem kraftvollen Riff dann auch wieder an Bands der Neuen Deutsche Härte, ein richtiges Brett. Death Of A King war dann der erste Song, den ich im Vorfeld des Albums schon hörte. Hier ist Schweizer Verstärkung mit dabei, Chrigel Glanzmann von Eluveitie spielt in diesem orientalisch anmutenden Song die Flöte. Irgendwie erinnert mich dieser orientalische Teil, welcher mit einer Sitar gespielt wird auch an Orphaned Land. Vielleicht liegt es daran, dass die beiden auch schon einige Konzerte miteinander absolviert haben, auch hier in der Schweiz, damals noch in Erstfeld im Transilvania. Dann folgt die Videoauskopplung Sacrifice, wieder typisch Amorphis in welcher Lockerheit hier einem ein absoluter Ohrwurm präsentiert wird. Brutal eingängig und einfach simpler Songaufbau, die richtige Wahl als Single, schlicht perfekt. Bei Tree of Ages kommt dann noch mal Chrigel Glanzmann gleich zu Beginn zu einen Einsatz. Und schon wieder eine megaeingängige Melodie, diesmal aber schwer im Folkrock einzuordnen, da hüpft es einfach nur noch und die Pints voller Bier werden weggekippt. Es gibt aber noch mehr Gastmusiker auf dem Album. Beim Schlussstück White Night holen sich Amorphis bei Trees of Eternity Verstärkung, oder anders gesagt, die Sängerin Aleah Stanbridge. Es ist ein sehr melancholisches Stück geworden, ebenfalls auch wieder mit viel Orienteinschlag.
Alles in allem ein RIESEN- Album, welches teilweise wieder recht stark an die Wurzeln der Band erinnert. Aber nicht nur der Death Metal Anteil ist wieder grösser geworden, auch die exotisch, orientalisch anmutenden Melodien haben ihren Platz gefunden. Und dies auch alles ohne verkrampft und aufgesetzt zu wirken. Ein heisser Anwärter fürs Album des Jahres.