Mit diesem Konzert war es so eine Sache, eigentlich wollt ich erst gar nicht gehen, als der Gig angekündigt wurde. Schliesslich hatte ich Nightwish erst gerade in Hinwil gesehen. Und der Gig am Rock The Ring war auch wirklich allererste Sahne. Und ich war echt skeptisch, ob mich meine absolute Lieblingsband mit Floor am Mikro auch live begeistern kann, dies war im Sommer der Punkt. Und Floor Jansen konnte mich überzeugen. Der Punkt, weshalb ich mir dann trotzdem noch ein Ticket besorgte war aber die Tatsache, dass neben meiner Lieblingsband Nightwish auch noch meine zweitliebste Band Amorphis mit am Start war. Zudem hat das neue Album von Amorphis mich derart umgehauen, ich konnte mir das nicht entgehen lassen. Als Leckerbissen obendrauf gab es noch Arch Enemy. Einzig Wermutstropfen an der Geschichte war, Amorphis eröffnete den Abend, entsprechend kurz, eine halbe Stunde, viel ihre Spielzeit aus. Das hätte ich mir echt lieber anders angesehen.
Egal ich war auf den ersten Ton pünktlich in der Halle, was bei dem Verkehrschaos rund um die Halle nicht gerade selbstverständlich war, entsprechend gab es auch noch genügend Platz als Finnen loslegten. Und ich hab die Burschen nun schon ein paar Mal live gesehen, und sie haben mich noch nie enttäuscht, auch wenn die Setlist richtig kurz ausgefallen ist, es gab nur Kracher der allerersten Sahne. Ist ja auch kein Wunder bei dem Backkatalog und dieser sackstarken neuen Platte, die es eben jetzt zu promoten gab. Soundtechnisch war das ganze noch nicht auf der Höhe, auch wenn ich hinten am Mischpult stand, mir fehlten die Bässe ein wenig, aber das ist ja bekanntlich Geschmacksache.
Bei Arch Enemy wagte ich mich dann mehr in Feindesgebiet, sprich ging dann schon mal richtig weit nach vorne. Ich bin ja im Grossen und Ganzen kein richtiger Fan von Death Metal, wenn er dann aber so hoch melodisch und technisch brilliant umgesetzt wird, wie es die Schweden schaffen, bin ich eigentlich immer zu haben. Und als dann 2014 Alissa White-Gluz, eine wahrhaftige Rampensau, zur Band stiess, und mit Jeff Loomis wohl einer besten Gitarristen des Genres in deren Reihen sich wiederfand, gibt es eigentlich keinen Grund sich die Band nicht anzutun. Und vom ersten Ton an wurden keine Gefangenen gemacht, die Truppe von Bandgründer Michael Amott liess echt nichts anbrennen. Eine richtig geile Live- Performance, richtig gute Gitarrenduelle der beiden Ausnahmekönner die sich allesamt jederzeit auf einem Fundament von Bassist Sharlee D’Angelo und Schlagzeuger Daniel Erlandsson austoben konnten. Alissa ist so oder so einzigartig in ihrer Sparte, auch wenn es einige Frauen gibt die den gutturalen Gesang beherrschen, so brilliant wie es Alissa umsetzt ist eine Nummer für sich. Auch die Interaktion mit dem Publium wurde immer wieder gesucht, und es ging ab, zumindest da wo ich stand. So bildete sich auch gleich neben mir ein Circlepit. Mich hatten sie eigentlich schon beim zweiten Song War Eternal im Sack, bei You Will Know My Name gab es kein halten mehr. Bei No Gods No Masters hüpfte alles auf Kommando mit, und mit Nemesis war die Zeit für Arch Enemy auch leider schon wieder um. Auch wenn ich es, wie eingangs erwähnt hatte, schade fand, dass Amorphis zuerst spielten, Arch Enemy hatten ihren Job saugut gemacht, und ich bin mir sicher auch einige Fans dazugewonnen.

Das war eine Steilvorlage für meine Lieblingsband aus Kitee, Finnland, und ich war echt gespannt wie Nightwish die Aufgabe nach zwei so hochkarätigen Bands und Aufführungen meistern werden. Erstmal war aber der Umbau angesagt, hierfür wurde auch extra ein schwarzer Vorhang runtergelassen um nicht schon von Anfang an alle Blicke auf die Bühne zu fixieren. Wer Nightwish kennt, weiss, die lassen wortwörtlich im Normalfall nichts anbrennen. Überall wo die Finnen auftreten, steigt unverzüglich die Gasrechnung. Ich habe auch erst kürzlich mir einmal die Autobiografie von Nightwish reingezogen, und am Schluss war ich eigentlich verwundert, dass es die Band heute noch gibt. Und ich kann das Buch allen empfehlen, die bis auf den heutigen Tag noch rummotzen, dass Tarja nicht mehr in der Band ist, glaubt mir, es würde Nightwish nicht mehr geben. Das ist aber ein Kapitel, welches längst geschlossen wurde. Heute steht mir Floor Jansen eine Frau an der Front, die einerseits richtig sympathisch daherkommt, und auch die ganz alten Sachen singen kann, und das sag ich, der zu Beginn der Floor- Ära alles andere als erfreut über die Wahl der Holländerin war. Ich brauchte meine Angewöhnungszeit. Die ist nun vorbei, und die beiden „Neulinge“ Floor Jansen und Troy Donockley tun der Band richtig gut. Halt da ist ja noch der Wintersun Schlagzeuger Kai Hahto, der zur Zeit den angeschlagenen Jukka Nevalainen ersetzt. Auch wenn Kai eine exzellente Wahl ist, ich vermisse Jukka’s Art das Schlagzeug zu malträtieren, er der mehr wie eine Raubkatze hinter der Kiste sass und schon fast spitzbübisch immer wieder ins Publikum lachte. Ich hoffe er wird irgendwann wieder zur Band zurückkehren. So nun aber genug personelles Geschwätz, ab zum Gig. Wie schon in Hinwil wurde der Gig mit Shudder Before the Beautiful eröffnet als der Vorhang viel, wie üblich gleich mal mit einer Ladung Glitzerregen und Pyro. Ein Einstieg nach Mass. Eines viel mir im Verlauf des Konzertes aber immer mehr auf, Nightwish hat an Härte zugelegt, ohne jedoch von der klassischen Magie einzubüssen, die die Band ausstrahlt. Ob das wohl an der Wahl der Vorgruppen lag? Ich bin mir da eigentlich ziemlich sicher, nach den Vorbands konnte kein Kuschelkonzert vonstatten gehen. Sogleich ging es dann über in Yours Is An Empty Hope, schon wieder ein recht harter, schneller Kracher und danach gleich zum ersten Evergreen des Abends Everdream. Das Publikum tobte, war ausser sich, sang lauthals mit und ich hatte Hühnerhaut. Everdream hat einfach alles was ein guter Nightwish Song ausmacht, und die Melodie zählt zu meinen absoluten Favoriten. Und Leute es ist ein Tarja Song, der Tarja nicht eine Sekunde vermissen liess, Floor singt das brilliant, und zudem ohne Bewegungslegasthenie. Wenn man doch gleich bei den Oldies sind She Is My Sin folgte als nächstes, schon wieder nicht zur Ruhe kommen, schon wieder rumhüpfen, und erst noch lautstark hey hey hey schreien. Mir war jetzt schon klar, Nightwish hat das Publikum gepackt. Bei My Walden zeigte sich dann auch Troy auf der Bühne und zeigte im Verlauf des kompletten Konzertes mal ganz kurz auf, dass er nicht nur ein Meister der Pipe und der Flöte ist, was der an Instrumenten beherrscht ist tierisch. so kommt auch Emppu Vuorinen mal zu Verschnaufspausen. Einer der immer auf der Bühne rumkurvte ist Marco Hietala, mit seinem Warwick Bass, der schon mal doppelhalsig mit einer Gitarre ausfällt, sang er dann While Your Lips Are Still Red die erste sanftere Nummer des Abends. Marco hat übrigens auf den Amorphis Alben immer wieder den Gesang von Tomi Joutsen produziert und auch einige Backing Vocals eingesungen. Aber zurück zu Nightwish, Lips wird im Laufe der Tour immer wieder mit The Islander abgetauscht, und eigentlich hätte ich Islander lieber gehabt, aber man kann nicht immer gewinnen, bei einer Band, die locker Hits wie Amaranth, Wish I Had An Angel, Wishmaster und wie sie alle heissen nicht spielen (müssen), und es trotzdem nur so kracht. Vermisst am Konzert habe ich diese Songs zwar alle, und vorallem fehlte mir Edemas Ruh, den hätte ich gerne gehört, schon deshalb weil der Song ursprünglich als erste Single geplant gewesen wäre. Ebenso Alpenglow vom neuen Album, der immer wieder mal mit I Want My Tears Back ausgetauscht wird, so hörten wir heute I Want My Tears Back. Daraufhin folgte der Überhit Nemo, Floor brauchte keinen einzigen Ton zu singen, das übernahm mal locker flockig das Publikum, was Tuomas Holopainen mehr als einmal ein Lächelnd auf die Lippen zauberte. Überhaupt die Band war gut gelaunt, das spürte man förmlich und sah es auch vorallem Tuomas an. Vielleicht liegt es auch daran, dass Nightwish, wie Floor erwähnte, gerade eben Gold in der Schweiz für das letzte Album geholt hatten, selbstredend, dass man sich überschwenglich dafür bedankte. Ein Highlight für mich war dann aber Ghost Love Score, super hat die Band den Song wieder im Liveset, ich fand den Song schon in Hinwil ein Höhepunkt, der nun endlich nach 10 Jahren wieder zurück auf der Bühne ist. Mit Last Ride Of The Day ging es dann langsam dem Ende zu, nochmals zeigten die übergrossen Leinwände hinter der Band fantasievolle Bilder, surreale Szenen und erzeugte stimmungsvolle Atmosphäre. So dann vorallem beim letzten Song des Abend The Greatest Show on Earth, das Meisterstück von Nightwish schlechthin, und was da in Bilder über die Leinwand vermittelt wurde, war genau wie der Sound genial. Ein Ausflug in die Evolution mit dem finalen Statement „We Were Here“.
So ging nach einer etwas mehr als 2-stündigen Nightwish Show ein richtig guter Abend zu Ende, ohne, und jetzt kommt ein Insider, den Klassiker gespielt zu haben 🙂
Drei herausragende Bands in Stimmung, und ein partyfreudiges Publikum wie ich es in der Schweiz eigentlich schon länger nicht mehr erlebt habe.